HalbEngel
Records . Es entstand noch in der Zeit vor dem Ripcage -Release, also in den Monaten, in denen der MBMI -Hype von Donelli & Co so langsam hochgekocht wurde, ohne dass die Öffentlichkeit die Musik der Band jemals gehört hatte. Dieses Gespräch ist mehr oder weniger berühmt geworden – sprich: mehrmals nachgedruckt –, weil in ihm der Nobody’s Floyd -Spruch geklopft wurde, der später das Zentrum des MBMI -T-Shirt-Merchandisings bildete. Darüber hinaus zeigt es ganz gut, wie routiniert und wenig ernsthaft MBMI schon in der Anfangszeit ihres Superstarstatus’ auf Pressefragen reagierten, aber wie leicht Floyd am Ende doch noch aus der Deckung gelockt werden konnte.
Anschließend folgt ein zunehmend finsterer werdender und von erstaunlicher psychologischer Voraussicht geprägter Reportage-Essay, der kurz nach dem sogenannten Overnight Fame im Februar entstand, und der gelungen den regionalen Belang mit dem Sprung auf die internationale Ebene verknüpft. Erschienen im auflagenstärksten Harrisburger Stadtmagazin und natürlich auch auf CD-ROM.
Höhepunkt und Abschluss unserer kleinen Auswahl bildet das berühmte Interview, das der ebenfalls aus Harrisburg stammende Journalist Ervin Helprin Ende Mai mit Floyd Timmen führte, kurz nachdem die dritte Single ›Implication Storm‹ in Großbritannien auf Platz 1 notiert worden war. Dieses Interview, das allgemein als das Beste gilt, das es mit Timmen gibt, erschien in der Juniausgabe des Rolling Stone und verpasste nur knapp den Status einer Titelstory.
NME New Musical Express (UK)
Diese Band ist wütend. Sie sind wütend auf dich, sie sind wütend auf mich, sie hassen uns alle und ganz besonders sich selbst. Sie sind Zyniker und kennen keine Liebe. Sie sind schön und deshalb grausam, nicht mehr ganz so jung wie ihre Hörer, und deshalb überheblich, abgehoben und sich selbst voll bewusst.
Sie geben allen aussterbenden Tieren den Abschieds-(Judas-)Kuss, auch den Elefanten und den Tigern und so ziemlich jeder Sorte Fisch im ölverseuchten Meer, und nach diesen fast nachgiebigen Lakonismen ziehen sie uns allen das Fell über den Kopf und schlagen mit dornenbewehrten Eisenkeulen auf uns ein. Eine dieser Keulen ist mit dem Wort ›Market‹ gebrandet, mehr als elf Minuten lang, und verstößt eindeutig gegen die Genfer Konvention. Danach schweben hoffnungslose Vögel traurig jaulend durch das Kohlenmonoxid, wird dem Zahlenkult gehuldigt (und der Offenbarung des Johannes), werden Wunden gelindert durch gelispelte Salben, die gleich darauf wieder aufgerissen werden mit Drahtbürste und Stacheldraht, Schorf wird gefressen, Kotze wie Säure durch die Gegend gespuckt, die Seele des Mannes steckt in seinem Portemonnaie (singen sie fast verständlich), danach klatschen uns wilde Rhythmen gegen die Ohren, verlallt alles in einem rasend machenden abgestumpften ›Grey‹ und wird am Schluss auch noch verarscht durch einen geradlinigen Rocksong zum Mitwippen. Das Ganze ist, als würde man von zwei miteinander wetteifernden Dominas gleichzeitig in die Mangel genommen.
Ripcage ist definitiv das Album, das jeden Gabentisch zum Brennen bringt, Mercantile Base Metal Index definitiv die Band, die uns auf Plünderzug ins neue Jahrtausend führt.
Was immer sie sein mögen – Kommunisten, Anarchisten, Pazifisten, Öko-Terroristen, Kinderschänder, Neo-Neo-Faschisten oder clever verkleidete kleine Kapitalisten –, sie sind auf jeden Fall der Feind. Und da wir alle doch danach streben, unsere Feinde zu lieben, werden wir MBMI willkommen heißen und ins Herz schließen, mehr, als die Warnungen derer, die um uns besorgt sind, uns das jemals erlaubten.
(8 von 8 möglichen Punkten)
ROLLING STONE (USA)
Hört man dieses Album zum ersten Mal, denkt man sich noch unweigerlich: Was soll das alles? Muss das sein? Muss das so sein?
Nach dem fünften Hören liebt man es. Nach dem zehnten Hören will man ohne Ripcage nicht mehr leben müssen.
Dies ist ein Album für die Ewigkeit.
Irgendwo im Niemandsland zwischen Led Zeppelin und Glen Campbell, zwischen Carlos Santana und Julee Cruise, zwischen Thin Lizzy , den New Riders of the Purple Sage , John Zorn und Howlin’ Wolf spielt sich Ripcage ab, ein mit allen erdenklichen Drogen und Lusterzeugern vollgestopfter Einkaufswagen aus Rhythm’n’Blues, Grungerock, Funkpunk und balladeskem Songwritertum. Getragen von Floyd Timmens Stimme, die in ihrer Wandelbarkeit zweifelsohne von fehlender Ausbildung – und
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