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Halbgeist: Roman

Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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Fähigkeit, eine Sabotage mit fortschrittlichen technischen Mitteln durchzuführen.«
    »Womit Sie im Fall Santiago unverdächtig sind«, stimmte ich zu. »Und auch in Hinblick auf den Angriff auf mich. Aber Warmuth wurde mit einer Brachiatorenwaffe angegriffen.«
    »Sie haben die Brachiatoren noch nicht kämpfen sehen.«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Dann schauen Sie sich das mal an«, sagte Godel. »Danach dürfen Sie mir sagen, ob das einen Sinn ergibt.«
    Die Wangen der Porrinyards sahen ein wenig rot aus, was entweder an den Lichtverhältnissen lag oder den Beginn eines gemeinsamen Errötens darstellte. Außerdem hielten sie einander bei den Händen, eine Geste, die man leicht als Zeichen gegenseitiger Zuneigung fehldeuten konnte, die jedoch in ihrem Fall vermutlich nicht mehr Intimität beinhaltete, als schlüge ein Individuum im Sitzen die Beine übereinander.
    Ich widmete mich wieder Godel. »Lehnsfrau Lassiter hält das nicht für albern.«
    Godel zuckte mit den Schultern. »Mo glaubt nicht, dass Cynthia genug Verstand hatte, sich zu verteidigen.«
    »Und Sie sind anderer Meinung?«
    Godel rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel. »Wie drücke ich das aus ... Passen Sie auf. Auf meiner Heimatwelt gibt es eine dieser Märchengestalten, die Erwachsene dazu gebrauchen, um unartigen Kindern Angst einzujagen. Es handelt sich um einen wieder zum Leben erweckten Toten, genannt der Schattenmann, der aus dem Grab steigt, um die Lebenden zu fressen. Aber in jeder mir bekannten Version dieser Geschichte kann sich der Schattenmann kaum bewegen. Er schlurft mit zwei Kilometern pro Stunde voran und wedelt mit den Armen, und irgendwie schafft er es, Leute einzufangen, die ihm schon bei lockerem Spazierengehen hätten entkommen müssen.«
    Die Porrinyards glucksten vergnügt. »Auf meiner Welt gibt es auch so ein Monster, den Gräberkönig. Er schleicht herum wie ein Mann, dessen Zehen pro Stück einen Zentner wiegen, aber Skye hat er, als sie noch klein war, zu Tode geängstigt.«
    »Oscin nicht?«, fragte ich. (Beinahe hätte ich Sie nicht gefragt und mir eine weitere Berichtigung eingehandelt.)
    »Nein, Oscin nicht«, antwortete Skye allein. »Er war nie der Typ, der sich von Geschichten ängstigen ließ.«
    »Jedenfalls«, sagte Godel im Tonfall eines Menschen, der verzweifelt darum bemüht war, ein Gespräch zum ursprünglichen Thema zurückzusteuern, »ist das, was diese Gestalten zumindest in den Geschichten so beängstigend macht, der Umstand, dass ihre Opfer immer zu paralysiert sind, um die Flucht zu ergreifen. Sie stehen einfach wie angewurzelt da und sehen zu, wie dieses unbeholfene Ding mit seinen großen Reißzähnen näher kommt, und aus irgendeinem Grund schaffen sie es nie, sich zusammenzureißen und einen Fuß vor den anderen zu setzen. Analysiert man aber diesen Ablauf, kommt man zu dem Schluss, dass jemand, der einfach still dasteht und zulässt, dass solch ein verkrüppelter, halb bewegungsunfähiger Räuber ihn zu fassen kriegt, so oder so zu dämlich zum Leben ist. Nun stellen Sie sich die Brachiatoren als räuberische Wesen vor und Cynthia als die blöde Kuh, die einfach nur herumgehangen und darauf gewartet hat, dass sie mit ihren Klauen auf sie losgehen. Ich sage Ihnen, ich weigere mich, das zu glauben, solange mir niemand sagen kann, wie es dazu hätte kommen können.«
    Mir fiel auf, dass sie Warmuth beim Vornamen nannte. »Haben Sie ihr nahegestanden?«
    Sie verzog das Gesicht. »Ich hatte mich schon gefragt, warum Sie mich mitgenommen haben.«
    »Nicht deswegen. Also, haben Sie?«
    »Wir haben zusammengearbeitet. Wir sind miteinander ausgekommen. Freundlich, nicht freundschaftlich.«
    »Warum nicht freundschaftlich?«
    »Da gab es keinen besonderen Grund. Ich mochte sie, aber nicht genug.«
    »Ich wiederhole, warum nicht?«
    »Es ist schwer genug, eine Freundschaft mit jemandem zu pflegen, der sich nicht sofort als bester Freund aufspielt. Aber deswegen halte ich Cynthia nicht für so inkompetent, dass etwas, das physisch dermaßen unbeholfen ist wie ein Brachiator, sich einfach an sie heranschleichen könnte. Ich meine, wirklich, Counselor, warten Sie's ab und sehen Sie selbst.«
    Das Schlachtfeld befand sich in einem Bereich des Überwuchses, der sich nicht von seiner Umgebung unterschied, abgesehen von den dreißig nahezu reglosen Gestalten, die damit beschäftigt waren, etwas auszutragen, das in ihrer Spezies wohl als wilde Schlacht angesehen wurde. Es waren zwei Gruppen, deren

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