Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro

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Überzeugungen, die ich mit Gibb teilte: Wissen Sie, wie Mordermittler einen Mann in Ihrer Position nennen, der im Zuge einer Befragung vergisst, seine sexuelle Beziehung zu einem Mordopfer offenzulegen? Den Hauptverdächtigen.
    Gibb hatte mir meine Bemerkung regelrecht ins Gesicht zurückgeschleudert, indem er die Bombe in Hinblick auf die Beziehung zwischen Warmuth und Lastogne hatte platzen lassen.
    Lastogne hatte darüber kein verdammtes Wort verloren. Er hatte Warmuth wegen ihres Idealismus kritisiert, hatte gesagt, sie sei dem Reiz des Neuen verfallen gewesen, hatte sogar seinem Missfallen Ausdruck verliehen, als er von ihrer Beziehung zu D'Onofrio erfahren hatte ... aber darauf, wie er persönlich ihr gegenüber empfunden habe, hatte er gesagt, das sei keine Frage persönlicher Zu- oder Abneigung. Er hatte es fertiggebracht, den Eindruck zu erwecken, er würde die Frage beantworten, obwohl er nichts dergleichen getan hatte.
    Er hatte mich geschickt in die Irre geführt. Er hatte meine misanthrope Einstellung gespürt und diesen Aspekt seiner eigenen Persönlichkeit in den Vordergrund gerückt. Er hatte sogar die Porrinyards des gleichen Makels bezichtigt. Aber war das nur die normale Gewieftheit eines gewohnheitsmäßigen Manipulators oder eher die Verschleierungstaktik eines Soziopathen?
    Das Gefühl, etwas unerledigt gelassen zu haben, das mich bereits seit Tagen quälte, flackerte erneut auf. Meine Finger zitterten. Ich blickte auf meine Hand hinab, die halb unter der von Skye verborgen lag, und sah, wie die Sehnen in meinem Handgelenk zuckten, als drängten sie zu sofortiger Aktivität, ohne jedoch genau deutlich machen zu können, wie diese Aktivität aussehen sollte.
    Ich zog meine Hand unter Skyes hervor und studierte sie so, als hätte ich eine fremdartige Lebensform vor mir. Die zerfurchte Handfläche, die haarfeine Narbe am Handgelenk, die misshandelten Fingerspitzen samt der wunden Haut überall dort, wo ich in Augenblicken tiefer Konzentration herumgekaut hatte. Erstaunlich, wie gut die angekauten Hautstellen heilten.
    Wie hatte der Brachiator, mit dem ich gesprochen hatte, die KIquellen genannt?
    Die Hände in Geistern.
    »Alles in Ordnung?«, fragten die Porrinyards.
    Ich wusste es nicht. Das Blut pulsierte so heftig in meinen Ohren, dass ich kaum noch etwas anderes hören konnte. »Lastogne wird warten müssen«, brachte ich schließlich hervor.
    »Worauf?«, fragten sie.
    »Ich muss zum Halbgeist werden.«

20
    AUFGEHÄNGT
    Im indirekten Licht des Gleiters sahen die Augen der Brachiatoren aus, als wären sie durchtränkt von jener unbeschreiblichen Eigenschaft, die Menschen dazu veranlasst, andere Wesen als weise einzustufen.
    Es half mir kein bisschen zu wissen, dass dies ein vollends subjektiver Eindruck war, der nichts über echte, messbare Weisheit aussagte, sogar zu wissen, dass Menschen bekannt dafür waren, diese Weisheit aus den Augen diverser terrestrischer Kreaturen schimmern zu sehen, seien es Eulen, Orang-Utans oder gar Hunde. So sehr ich mich bemühte, ich konnte meine eigene unwillkürliche Reaktion auf ein Brachiatorengesicht, das schlicht die passenden Signale lieferte, nicht unterdrücken.
    Die Porrinyards hatten Freund der Halbgeister als alten Bekannten vorgestellt, sich dabei aber alle Mühe gegeben herauszustreichen, dass dies nicht das Individuum gleichen Namens war, das in der Nähe von Hängemattenstadt lebte. Das allerdings hätte ich mir selbst zusammenreimen können. Hängemattenstadt lag einige Kilometer backbord, viel zu weit entfernt, als dass ein Brachiator, und sei es der schnellste aller Zeiten, diese Distanz binnen zwei Tagen hätte überwinden können. Außerdem sah dieser Brachiator anders aus. Sein Fell war grau gefleckt und wies ein Muster auf, das angeboren sein mochte, aber ebenso gut ein Zeichen fortgeschrittenen Alters darstellen konnte, und sein Gesicht war gezeichnet von den Narben diverser zurückliegender Kämpfe, von denen eine ein Auge kreuzte, getrübt von der Zeit oder einem zurückliegenden Trauma. »Wir sind überrascht über diesen Besuch.«
    Skye sprach allein: »Warum?«
    »Weil man uns gesagt hat, alle Geister hätten diese Welt verlassen.«
    Womit vermutlich die Evakuierung von Hängemattenstadt gemeint war. »Das ist eine ganz neue Nachricht«, sagte Skye.
    »Sie ist alt«, widersprach der Brachiator. »Es geschah in der Nacht vor dieser Nacht. Wir wussten davon, ehe die Sonnen am nächsten Morgen aufleuchteten.«
    »Wie habt ihr davon