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Halbgeist: Roman

Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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Beteiligten zur Rechenschaft ziehen wollen, die Art von Skandal auslösen würde, die man sich besser nicht leisten sollte, ohne dabei wenigstens eine ausreichende Abschreckung für andere leitende Mitarbeiter zu installieren, die ebenfalls in der Position wären, ihre Pflicht zu verraten, um ihren Hormonhaushalt zu besänftigen.
    Nein«, schloss ich. »Wenn ich diesen Fall erst vorgetragen habe, dann werden sie vermutlich all die gestohlene Zeit auf Ihren Vertrag addieren. Jahre. Mutmaßlich Jahrzehnte, wenn erst alle Strafzeiten und alle beweisbaren Fälle gleichartigen Fehlverhaltens auf Ihren früheren Posten ordnungsgemäß verbucht worden sind. Vermutlich werden es so viele Jahre werden, dass Sie sie unter normalen Umständen nie zurückzahlen können, nicht einmal wenn Sie sich regelmäßig einer Verjüngungsbehandlung unterziehen. Das Dip Corps wird jede Minute erstattet haben wollen, also werden sie einige höchst unangenehme Einsätze mit hohem Risiko und geringem Ansehen für Sie auswählen, die niemand anderes übernehmen will, an Orten, die viel unerfreulicher sein werden als One One One, und sie werden Sie zwingen, so viele der vergeudeten Jahre zurückzuzahlen, wie Sie es mit dem Erwerb von Härte- und Gefahrenboni nur können. Brechen Sie sich den Rücken, ruinieren Sie sich Ihre Gesundheit, und Sie können vielleicht schon in gerade zehn oder zwanzig Jahren an einen Ort zurückkehren, der Ihnen die Annehmlichkeiten der Zivilisation bietet. Ich persönlich glaube nicht, dass Sie es so weit bringen werden, es sei denn, Sie haben das unwahrscheinliche Glück, für einen notgeilen Vorgesetzten, männlich, weiblich oder neutral, zu arbeiten, der Sie attraktiv genug findet, Ihnen besondere Vorzüge zu gewähren. Je nachdem, wie abscheulich die Umgebung sein wird, in der Sie sich wiederfinden werden, werden Sie sich womöglich freiwillig für Einsätze melden, die mit Ihren persönlichen Präferenzen rein gar nichts zu tun haben. Ich glaube nicht, dass Sie sich sonderlich zieren werden.«
    Gibb zeigte sich inzwischen bedrohlich ruhig. »Sie sind eine rachsüchtige kleine Hexe, was?«
    »Mich erstaunt, dass Sie da noch fragen müssen.«
    Der Nichtbotschafter war nun ein Gefäß voll von explosivem Potenzial, nur zusammengehalten von einer dünnen Schicht aus Haut und Zivilisiertheit. Noch ein kleiner Stups, und er hätte mich angreifen, hätte mich sogar von der Brücke stoßen können. Aber er war ein Diplomat, versiert in der Wissenschaft subtiler Nuancen, und er hatte den Fluchtweg erkannt, den ich am Rande erwähnt hatte. »Sie sagten ›wenn‹.«
    »Korrekt. Ihre Karriere ist auf jeden Fall beendet, aber ich bin bereit, die Sache in Grenzen zu halten. Sie können die Schande umgehen und still Ihren Ruhestand auf einer Welt Ihrer Wahl genießen.«
    »Was wollen Sie?«, grollte er.
    »Für den Anfang alles, was Sie über Peyrin Lastogne wissen.«
    Endlos lange starrte er mich nur an, als hoffe er, ich würde ihm eine schwierigere Aufgabe stellen. Dann ließ er die Schultern sinken. »Ich habe schon lange, bevor Sie hergekommen sind, versucht, etwas über ihn herauszufinden. Erfolglos.«
    »Er ist kein ordentlicher Vertreter des Corps. Wäre er einer, dann müsste er in den Akten des Dip Corps geführt werden.«
    Gibb hatte den Blick abgewandt. »Das ist richtig. So müsste es sein. Aber es gibt keine Hintergrundinformationen über ihn. Ich konnte nicht einmal jemanden auftreiben, der bereit war zuzugeben, dass er ihm gegenüber weisungsbefugt wäre.«
    »Was ist er also?«
    In seinem Lachen lag keine Bitternis, aber auch keine Freude - nur Verachtung angesichts meiner vorgespielten Naivität.
    »Hören Sie auf, Counselor. Das kann doch wohl nicht Ihre erste Erfahrung mit Botschaftspersonal sein.«
    Ich ließ ihn dort zurück, ihn, den einzig verbliebenen Bewohner jener Einrichtung, die er geleitet hatte, umgeben allein von Dunkelheit, Unsicherheit und der vagen Hoffnung, dass ich seine Kooperation mit Barmherzigkeit belohnen würde. Er rief mir nichts hinterher, als ich das Netz hinunterkletterte und mir allein einen Weg über das Durcheinander aus unzähligen Brücken bahnte.
    Gibb mit seiner mutmaßlich ruinierten Karriere, seinem ruinierten Ruf und Leben allein zurückzulassen konnte man durchaus als das moralische Gegenstück zu einem Mord werten. Immerhin bot der endlose Abgrund unter Hängemattenstadt wie stets den einfachsten Ausweg. Zwischen jetzt und der Dämmerung brauchte es kaum mehr als

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