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Halbgeist: Roman

Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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auf einem Gleiter und werden von irgendeinem Luftfahrzeug angegriffen.« Dann kam mir ein Gedanke. »Und nehmen Sie Kontakt zu den KIquellen auf.«
    »Die müssen doch längst wissen, was los ist.«
    »Das bezweifle ich nicht. Aber vielleicht werden sie eine direkte Bitte um Unterstützung nicht abschlagen.«
    Die Brachiatoren arbeiteten inzwischen rhythmisch. Die Start-Stopp-Start-Stopp-Sequenz, die ich bis dahin hatte erdulden müssen, war konstanten Bemühungen gewichen. Als ich aufblickte, sah ich, dass die Anzahl der Brachiatoren, die gemeinsam an diesem Projekt arbeiteten, auf ein halbes Dutzend gestiegen war.
    Die Porrinyards meldeten sich wieder. Dieses Mal sprachen sie gemeinsam. »Geht es dir gut, Andrea?«
    »Die Frage sollte ich dir stellen.«
    »Waren ein paar anstrengende Minuten«, sagten sie. »Aber momentan habe ich genug Freiraum, um dir zu erzählen, womit ich es zu tun habe. Peyrin? Hörst du mit?«
    Lastogne meldete sich zu Wort: »Ich höre dich.«
    »Wir werden angegriffen. Der Angreifer scheint menschlich oder in irgendeiner Weise humanoid zu sein und trägt eine schwere armierte Rüstung. Er hat seine Angriffsfähigkeiten unter Beweis gestellt, zu denen auch leichte Sprengladungen und bewegungsgesteuerte Projektile zählen. Beide Waffen hätten mich längst ausschalten können, wäre der Pilot nicht viel mehr daran interessiert gewesen, mich runter in die Wolken zu treiben. Ich scheine zurzeit außerhalb seiner Reichweite zu sein, aber immer, wenn ich versucht habe, über die Sturmschichten zu steigen ...« Rumpeln, statisches Rauschen. »... Strafe erhalten. Ich versuche, ein bisschen herumzufliegen und einen Weg nach oben zu finden, aber diese Vorgehensweise bringt mich immer weiter weg von Counselor Cort.«
    Nun ging es mit einem neuen Ruck nach oben. »Es geht nicht darum, dich anzugreifen«, sagte ich. »Es geht darum, dich lange genug zu beschäftigen, damit du mich nicht mehr rechtzeitig hier herausholen kannst.«
    »Das ist mir auch schon in den Sinn gekommen«, sagten die Porrinyards.
    »Dann bringt euch in Sicherheit. Ich werde auf Lassiter warten.«
    »Tut mir leid«, sagten die Porrinyards. »Ich habe nicht ganz verstanden.«
    »Ich sagte, bringt euch in Sicherheit. Lasst mich zur Abwechslung mal für mich selbst kämpfen.«
    »Nö«, sagten die Porrinyards. »Ich fürchte, das habe ich auch nicht gehört.«
    Ich warf ihnen so ziemlich jedes abscheuliche Schimpfwort an den Kopf, das ich kannte, und noch ein paar andere, die ich soeben spontan ersonnen hatte. Gerade mal ein paar Armlängen über mir setzten die Brachiatoren ihre Arbeit mit einer Effizienz fort, die ich nie von ihnen erwartet hätte. Höher und höher zogen sie mich, immer näher heran an ihre Klauen. Ich sah durchhängende Stellen der Sicherheitsleine hinter einem Dutzend Brachiatorenhände. Ich hörte eine ehrfurchtsvolle Diskussion über Leben und Halbgeister, geführt mit einem Dutzend Brachiatorenmünder. Für sie war dies eine religiöse Erfahrung, die einer der Stammesangehörigen zweifellos ihren Kindern und Kindeskindern zu Gehör bringen würde, noch lange nachdem mein Name längst zu einer Fußnote in der Geschichte der Menschheit verkommen wäre.
    Ich zog mich selbst etwas höher, wiewohl ich es hasste, ihnen näher zu kommen, aber ich brauchte meine eigene Schlinge, die ich nutzen konnte wie einen Steigbügel, sobald sie lang genug war, um unter meinem Fuß zu hängen. Was die Leine in eine Art Fahrstuhl verwandelte, in dem ich auf sie zureiste, während sie mich höher und höher zogen.
    Der breite, pelzige Rücken des nächsten Brachiators befand sich nun kaum mehr als eine Armlänge außerhalb meiner Reichweite.
    Lastogne meldete sich wieder. »Counselor? Sind Sie da?«
    Blinzelnd versuchte ich, meine Augen vor dem Schweiß zu schützen. »Ich hoffe, Ihnen fällt noch eine schlauere Frage ein als die.«
    »Sie werden noch eine Weile durchhalten müssen. Die KIquellen haben das Habitat geschlossen.«
    Wieder hörte ich eine langgezogene, donnernde Explosion: Entweder war es wirklich nur ein Donnern, oder die Porrinyards hatten die Strafe für einen weiteren Versuch erhalten, mich zu retten. Ich hatte keinen Lichtblitz gesehen, folglich konnte ich nicht sagen, woher das Geräusch gekommen war, abgesehen davon, dass es unter mir erklungen war. Mein Gehirn beschwor sogleich ein Bild des Gleiters herauf, wie er auseinanderbrach, und der Porrinyards, die mit einem vereinten Aufschrei Hals über Kopf in den

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