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Halbgeist: Roman

Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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angeschlagen.«
    Wieder zupfte es von oben an mir. Ich ruckte ein paar Zentimeter auf und nieder, warf mich herum, sah, wie die Brachiatoren die Köpfe zusammensteckten, während sie beratschlagten, was sie nun tun sollten.
    Ich tippte mein Kehlkopfmikrofon an und murmelte den Code, mit dem ich Lastogne rufen konnte. Er brauchte ganze fünf Sekunden, um mir zu antworten: fünf Sekunden, angefüllt mit dem schrecklichen Verdacht, den Leuten im Hangar könnte etwas zugestoßen sein. Dann hörte ich ein Klappern, einen leisen Fluch und eine belegte, verschlafene Stimme: »Hmm, Counselor? Sind Sie noch nicht zurück?«
    »Nein«, sagte ich, »und wir werden auch nicht mehr zurückkommen, es sei denn, Sie schicken sofort eine Rettungsmission her.«
    Pause. Dann hörte ich eine andere Stimme im Hintergrund, weiblich, die Lastogne verschlafen eine Frage stellte. Er gab sie an mich weiter. »Sind Sie noch im Habitat?«
    »Positiv. Wir werden angegriffen. Jemand muss uns hier rausholen.«
    Er fragte gar nicht, wer uns angriff. »Können Sie uns Ihre Position nennen? Ihr Planquadrat?«
    »Ich wusste überhaupt nicht, dass Sie mit Planquadraten arbeiten!«
    »Können Sie die Porrinyards fragen?«
    »Die sind beschäftigt! Folgen Sie einfach meinem Signal.«
    »Warten Sie«, sagte er. »Ich hole Mo Lassiter.«
    Wieder gab es einen Ruck in meiner Sicherheitsleine. Dieses Mal wurde ich mehrere Zentimeter emporgehoben, ohne jedoch in passender Weise gleich wieder herabzusacken. Als ich aufblickte, wurde mir klar, warum. Die Brachiatoren arbeiteten an einem Plan, um mich wieder heraufzuholen. Noch während ich hinsah, hatte der Grauhaarige eine Hand um meine Leine geschlungen und walzte davon, weg von der Verankerung, machte sich selbst zu einer Art Umlenkrolle, die mich immer weiter nach oben befördern würde, je mehr er sich entfernte. Andere Brachiatoren kamen ihm zu Hilfe, sorgten dafür, dass das Seil nicht durchhängen konnte.
    Mich wieder heraufzuholen mochte Stunden dauern, aber die Brachiatoren hatten mehr als genug Zeit. Zeit war alles, was sie hatten. Ich hingegen war nicht sicher, ob ich überhaupt noch Zeit hatte. »Verdammt, Peyrin! Es wird langsam ernst.«
    Er meldete sich zurück. »Wir arbeiten daran, Counselor. Wir suchen noch nach Mo.«
    »Ist das wirklich wichtig, wer das tut? Wir haben hier Schwierigkeiten!«
    »Das ist mir aufgefallen, Counselor. Ich will sie, weil sie den Überwuchs besser kennt als irgendjemand anderes, und sie ist am besten geeignet, Sie allein auf Basis Ihres Signals aufzuspüren. Aber wir warten nicht auf sie. Wir rüsten ein Team aus, das in nicht einmal zwei Minuten aufbrechen wird, ob mit ihr oder ohne sie.«
    Wieder fühlte ich einen Ruck, und langsam fragte ich mich, ob ich überhaupt noch zwei Minuten hatte.
    Ein Lichtpunkt tauchte in den Wolken auf, bildete einen Bogen und verschwand wieder. Ich konnte nicht einmal erkennen, ob es die Porrinyards waren oder vielleicht ihr Verfolger. Oscins Signal überlagerte das meine. »Ich habe hier eine Menge um die Ohren, Andrea. Ich musste etwas tiefer gehen, als ich wollte, mitten in einen Sturm, und ich werde ein paar Minuten brauchen, um wieder herauszukommen. Nicht überreagieren, wenn ich eine Weile außer Reichweite bleibe.«
    Während ich mich noch fragte, welche Art der Reaktion in dieser Lage wohl eine Überreaktion darstellen mochte, meldete sich Lastogne erneut, dieses Mal ziemlich außer Atem. »Wir haben Mo gefunden. Sie macht sich bereit. Was ist bei Ihnen los?«
    Ein neuerlicher Ruck. Einer, der mich weiter nach oben zog.
    »Counselor?«
    Die Brachiatoren agierten nun mit vereinten Kräften, und das Seil ging durch etliche Hände, als alle an meiner Bergung Beteiligten dem Beispiel des Grauhaarigen folgten. Mehrere von ihnen lenkten das Tau in ihre eigene Richtung um und erhöhten so die Geschwindigkeit meines Aufstiegs. Vor einigen Sekunden hatte ich die Trägheit der Spezies als einigermaßen verlässliche Garantie dafür angesehen, dass ich noch stundenlang außerhalb ihrer Reichweite bleiben würde. Nun sah es so aus, als hätte ich gerade mal ein paar Minuten.
    Von da an würden mir nur noch Worte bleiben, um mich vor dem Schicksal zu bewahren, das Cynthia Warmuth ereilt hatte.
    Lastogne gab nicht auf. »Counselor?«
    »Sagen Sie Lassiter, ich hänge an einer Sicherheitsleine und werde von Brachiatoren angegriffen. Sagen Sie ihr, ich glaube, mir bleiben noch fünf Minuten oder weniger. Sagen Sie ihr, die Porrinyards sind

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