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Halbgeist: Roman

Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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was ich bisher auf dieser Station gesehen hatte. Meine ausgestreckten Hände landeten eine Sekunde später und fingen einen Luftzug auf, der geradewegs durch den Boden zu strömen schien. Ich fiel immer noch, aber als ich endlich den letzten Aufprall verspürte, war er nicht schlimmer als ein Klaps auf die Wange.
    Von meinem unwillkürlichen Keuchen abgesehen war nichts von all dem mit irgendwelchen Geräuschen verbunden.
    Ich schlug mit der Handfläche auf den Boden. Auch dieser Aufprall erfolgte still. Der Boden war fest genug, war hier und da gesprenkelt mit winzigen Öffnungen, durch die eine höchst sonderbare, aufwärts strebende Brise wehte. Aber der Boden selbst gab keinerlei Geräusch ab.
    Eine Art Zischschirm? Ich wagte ein Experiment. »Hallo?«
    Laut und deutlich.
    Geräusche gab es also. Ich würde nur keine Schritte mehr hören können, nicht einmal gedämpfte, womit dies eine keineswegs wünschenswerte Arena für einen Kampf im Dunkeln war, umso weniger gegen einen Feind, der das Terrain gut kannte.
    Die Stimme der abtrünnigen Intelligenzen machte sich flüsternd in meinem Gehörgang bemerkbar. ((noch einmal * schließe dich uns an, und wir werden dem sofort ein ende machen))
    Bemüht, meine Position nicht preiszugeben, formulierte ich meine Antwort in meinem Innern. Warum sollte ich das tun?
    ((weil wir keine monster sind * wir kämpfen nur um unser leben * zumindest jetzt musst du imstande sein, den reinen überlebensinstinkt nachzuvollziehen))
    Ich fühlte, wie sich meine Lippen zu einem Grinsen verzogen.
    Nicht gut genug.
    Hatte ich gerade jemanden keuchen gehört, nur wenige Meter vor mir?
    In der beinahe vollkommenen Stille war dieser Laut so vielsagend wie eine Explosion. Der Zwischenrufer hatte den Atem angehalten. Aber hält man den Atem eine oder zwei Minuten in der Lunge fest, endet das meist mit dieser Art plötzlichen Aufkeuchens, das ein bisschen besser hörbar ist als die normale Atmung, deren Ursprung zudem schwerer zu erkennen ist.
    Noch ein Geräusch, nicht weit entfernt: das Rascheln der Kleidung des Zwischenrufers.
    ((was für sie ein selbstmord ist, ist für uns genozid))
    Ich habe keine Zeit, mich mit euch zu unterhalten.
    Die Geräusche vor mir klangen nicht mit der metronomischen Regelmäßigkeit einer Maschine auf, sondern mit dem unverkennbaren Zögern von etwas, das Furcht empfand.
    Ich richtete mich auf, verwünschte das hörbare Krachen meiner Knie und das geradezu ohrenbetäubende Rascheln meiner Kleidung. Die Luft war kühl und sauber, doch trotz meiner Vorliebe für künstliche Umwelten ein bisschen zu sehr gefiltert für meinen Geschmack. Aber da war noch etwas anderes: der Geruch menschlicher Transpiration.
    Meine eigene war Teil davon. Ich war seit dem Beginn dieser Jagd arg in Schweiß ausgebrochen.
    Aber der Geruch stammte nicht allein von mir.
    Wieder ein Rascheln, so unterschwellig, dass der Zwischenrufer sehr nahe sein musste, da ich es überhaupt hatte hören können. Ich schätzte die Entfernung auf fünf Meter. Weniger als fünf Meter in unbestimmte Richtung: hinter mir, vor mir, neben mir, wo auch immer.
    Ich brauchte mein Sehvermögen nicht, um zu wissen, dass mein Feind völlig erstarrt war wie ein nachtaktives Tier, paralysiert durch das plötzliche Aufflammen eines hellen Lichtstrahls.
    »Also?«, fragte ich, und jede Silbe war angefüllt mit tiefer Verachtung. »Keine Lust mehr, mich zu verhöhnen? Bleibst einfach nur in deinem Versteck und hoffst, dass ich dich nicht finde?«
    Keine Antwort.
    Wie köstlich zu wissen, dass es im Universum etwas gab, das den Atem anhielt, um nicht gehört zu werden, nachdem ich mich hatte so endlos klein fühlen müssen.
    Ich tat einen einzelnen winzigen Schritt. »Die Botschaften, die du mir geschickt hast, waren ziemlich fantasievoll. Bösartig, alle. Ich gestehe, ich habe sie zunächst für gewöhnliche Hassbotschaften gehalten. Aber du hast sie mir nicht aus Groll geschickt, nicht wahr? Es war Furcht. Du wusstest, dass die KIquellen mich rekrutieren wollten, und du wusstest, dass deine Seite alles andere als zufrieden mit dir war. Du wusstest, dass der Schutz, den sie dir gewährt, Grenzen hat.«
    Immer noch Schweigen.
    »Nichts von alldem hat passieren müssen. Du hättest nicht alle terrorisieren müssen. Bedenkt man die Bedingungen im Habitat, hättest du auch einfach einen Unfall vortäuschen können. Und selbst wenn deine Inhaber dir freie Hand gelassen haben, zu tun, was immer du als Nächstes tun willst,

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