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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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und folgte seinem Blick.
    »Heiliger Strohsack« , formte ich lautlose Worte. Aus den Tiefen des Sees rollte eine ganze Unterwasserarmee Barbiepuppen auf uns zu, ein riesiger Schwarm Najaden. »Los! Los!« , brüllte ich und ein Schwall Luftblasen stob aus meinem Mund. Ich ließ die Najade los. Sogleich sank sie ihrer herannahenden Kavallerie entgegen. Ich hoffte, sie würde genug Hilfe brauchen, um im Gegenzug uns die Hilfe zu sein, die wir bräuchten, um ihrer Sippschaft zu entkommen. Wenn ein ganzer Schwarm Najaden den See bevölkerte, gab es auch keinen Grund mehr, ihr allein den Garaus zu machen.
    Tyler und Danny schwammen vor mir.
    Ich sah das Felsriff, das wir für ein normales Flussufer gehalten hatten, und beeilte mich, es mit kräftiger Beinarbeit zu erreichen. Wenn wir drei nicht innerhalb der nächsten dreißig Sekunden aus dem Wasser wären, würden uns die Najaden als Nachtmahl verspeisen. Tyler und Danny kletterten bereits hinauf auf das Felsplateau, und kaum legte ich die Hände auf den Rand, da rissen mich zwei starke Arme in einer einzigen fließenden Bewegung aus dem Wasser und hoch auf den Fels. Der Schwung der Bewegung ließ mich ein ganzes Stück vorwärts und weg vom Ufer taumeln, ehe ich mein Gleichgewicht wiedergewann und mich fing. So viel Wucht wäre nicht nötig gewesen. Tyler stand immer noch knöcheltief im Wasser dort, wo das Plateau in einigen natürlich entstandenen Stufen zum Fluss beziehungsweise See hin abfiel. Er drehte sich zu mir um und blaffte los: »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht, he? Du hättest dabei draufgeh…«
    Er schlug lang hin und rutschte über den Fels wieder ins Wasser hinein. Mit den Händen suchte er Halt und grub die Fingernägel in das bisschen Erdreich und Sand auf dem Fels, um der rasenden Rutschpartie das Tempo zu nehmen.
    »Tyler!« Ich machte einen Satz auf ihn zu. Aber Danny war schneller und bekam sein Handgelenk zu fassen. Mein Bruder war schon bis zum Hals im Wasser. Nur Danny sorgte dafür, dass die Najaden Tyler nicht mit sich in die Tiefe zogen. Ich packte Tylers andere Hand. »Tritt mit den Beinen aus!«, schrie ich ihm zu. »Sie sind nicht so stark und kräftig gebaut wie wir.« Ich suchte mir einen sicheren Stand und stemmte die Füße in den Boden.
    Mit aller Kraft trat Tyler nach den Najaden. Überall um uns herum wallte jetzt das Wasser auf. Es brodelte vor Bewegung unter der Wasseroberfläche. Grüner Tang, so breit wie weihnachtliches Geschenkband, trieb auf den Wellen und verriet, wo überall Najaden im Wasser waren.
    Ich veränderte meine Position, immer auf sicheren Stand bedacht, und ließ meine Hand tiefer gleiten, umfasste Tylers Oberarm. Dann legte ich mich mächtig ins Zeug und zog und zerrte. Meine Wölfin knurrte, und ich spannte jeden Muskel bis zum Zerreißen an. Da, endlich, kam Tyler los, schnellte, von Danny und mir gezogen, aus dem Wasser. Wir, die zogen, stolperten im gemeinsam erzeugten Schwung rückwärts, fingen uns aber bald ab und bewegten uns, ohne anzuhalten und so schnell wir konnten, weiter das Ufer empor. Tyler zerrten wir mit uns weg, nur weg vom Wasser.
    Den vermeintlichen Fluss immer noch im Blick, sahen wir hunderte Köpfe die Wasseroberfläche durchstoßen, nur um binnen eines Lidschlags wieder abzutauchen.
    Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis eine der Najaden aus dem Wasser schießen und nach uns greifen würde.
    Oder mehrere.
    Ich bleckte die Zähne und fauchte: »Uns bekommt ihr nicht so leicht.« Ich knurrte. »Habt ihr gehört? Habt ihr euch Goldlöckchen gut angeschaut? Wollt ihr, dass es euch wie ihr ergeht?« Was Unterhaltungen mit Najaden anging, fehlte mir die Erfahrung: Verstanden sie mich nun oder nicht? Aber bisher hatte sich keinevon ihnen aus dem Wasser und an uns herangetraut. Wie konnte Selene einen ganzen Schwarm Najaden kontrollieren   … oder heraufbeschwören? Mir schien das eigentlich unmöglich zu sein.
    »Beeilung!«, trieb Naomi uns von irgendwo über unseren Köpfen an. Ich wandte mich um und sah sie auf halber Höhe des Steilhangs auf einem Felsvorsprung hocken. » Alors , sie werden nicht ihr Leben riskieren und so weit aus dem Wasser kommen. Ihr seid in Sicherheit, wenn ihr es zu uns herauf schafft.«
    Tyler stemmte sich auf die Füße, und wir drei Wölfe rannten gemeinsam los.
    »Wie viele Übernatürliche gibt es eigentlich noch, von denen wir nichts wissen?«, rief Danny, während wir rannten. »Wie können wir gegen Gegner bestehen, die wir nicht einschätzen

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