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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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erschöpft.«
    Seine Lippen suchten meinen Mund und bedeckten ihn mit Küssen. Der letzte Kuss, den er mir raubte, war leidenschaftlicher und länger. Ich erwiderte ihn mit derselben Leidenschaft, plötzlich hellwach, alle Sinne geschärft. Ich wollte Rourke mit der Zunge erkunden, ihn schmecken, seinen Körper an meinem spüren, Zentimeter für Zentimeter wollte ich Haut und Muskeln fühlen. Hitze pulsierte in mir; mein Körper entbrannte für ihn. Ich drängte mich an Rourke. Er gab einen tiefen, lustvollen Laut von sich. Sein Drei-Tage-Bart kitzelte mein Kinn, während er mich küsste.
    Ich wollte nichts sehnlicher, als mich in ihm verlieren, hier, jetzt, für alle Zeit. Aber das durfte ich nicht. Ich riss mich von ihm los, und es kostete mich enorme Anstrengung, das zu tun. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich das bedauere. Aber wir müssen zuerst die Sache mit Selene zu Ende bringen.«
    Nur sehr widerwillig ließ Rourke mich gehen. Er wusste, was jetzt nötig war, und schob mich sanft ein bisschen zur Seite, um sich neben Selenes Kopf zu knien. »Soll ich ihr den Kopf abtrennen? Der Hals ist sowieso schon ziemlich hinüber, aber der Kopf hängt immer noch dran.«
    »Keine Ahnung.« In Selenes Brust klaffte ein riesiges Loch, und ihre Kehle war zerfetzt, der Hals durchgebissen bis zur Wirbelsäule. Selenes Wunden heilten nicht, weil das Kreuz immer noch in ihrem Körper steckte.
    Rourke packte ihren Kopf. »Ich mag kein Risiko eingehen. Wir trennen den Kopf ab und reißen ihr das Herz heraus, zumindest das, was davon noch übrig ist.« Doch bevor er zur Tat schreiten konnte, bebten urplötzlich die Wände des Felsendoms. Von der Kuppel hagelte es Steine auf uns herab.
    Statt Selene den Kopf abzureißen, sprang Rourke mit einem Löwengebrüll auf. Er stürzte auf mich zu und packte mich um die Taille, um mich mit sich mit und von Selene wegzuziehen.
    »Was ist denn los?«, rief ich.
    Schwefelgeruch strömte in den Felsensaal; wir alle husteten und würgten.
    »Etwas ist auf dem Weg hierher«, antwortete er. »Wir verschwinden hier, sofort. Den Weg, auf dem Tyler hereingekommen ist, nehmen wir hinaus. Und los jetzt, ab nach draußen!« Er trieb mich vor sich her.
    »Weißt du, was genau auf dem Weg ist?« Doch eines war durch den Schwefelgeruch leicht zu erraten: Was immer es war, es kam aus der Unterwelt.
    »Egal, was für ein Wesen da kommt: Es ist ein ziemlicher Brocken«, erwiderte er grimmig.
    »Jess«, schaltete sich Tyler da ein, »wir sind unmittelbar hinter euch. Los jetzt, los!«
    Naomi stieß einen kleinen spitzen Schrei aus, als Danny sie an der Taille packte und hochhob. »He, du bewegst dich eben nicht schnell genug!« Er hatte sich erneut gewandelt und trug wieder das Laken um die Hüften. Wir alle machten, dass wir in Richtung Eingang kamen. Der Einzige, der fehlte, war Ray. Was ihm zugestoßen war, wusste ich nicht; ob er sich hatte retten können und aus der Höhle geflohen war oder ob Eamon ihn tatsächlich erwischt hatte.
    Der Felsboden bebte immer noch, Steinbrocken kippten umwie gefällte Bäume; die Kerzen flackerten, der Lüster schwang gefährlich hin und her. Die magische Energie stieg rasch an und schmeckte mit einem Mal seltsam vertraut. »Meine Fresse«, keuchte ich, »das ist dieselbe Energiesignatur wie im Wald!«
    Es gab eine gewaltige Detonation; die Druckwelle schleuderte Rourke und mich, ich war es echt langsam leid, gegen die nächste Felswand. Den anderen erging es nicht besser. Wir purzelten wild übereinander, ein Gewirr aus Armen, Beinen, Leibern.
    Als sich der Staub legte, stand eine einzelne Gestalt vor uns.
    »Wie schön! Endlich begegnen wir uns.« Eine Stimme, die vor Sarkasmus nur so troff, füllte ohne Anstrengung die Felskuppel aus. »Ich habe schon so viel von Ihnen gehört.«

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
    S eltsam, im Umkehrzug habe ich von Ihnen noch nie gehört«, sagte ich, während ich mich aufrappelte. Ich versuchte, mich dabei mit so viel Eleganz und Würde zu bewegen wie nur irgend möglich. Rourke war bereits an meiner Seite und knurrte mir aus tiefster Kehle eine leise Warnung zu. Doch meines Erachtens war das, was ich gerade tat, die beste Verteidigungsstrategie, die ich momentan fahren konnte: so zu tun, als würde ich mich beim Anblick eines leibhaftigen Dämonen-Lords nicht fast vor Angst nass machen. Mir war momentan noch völlig schleierhaft, ob ich das bis zum Schluss würde durchziehen können, aber einen Versuch war es wert. Sieh bloß zu,

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