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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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nun auch noch ganz und gar ungewolltin seiner Schlinge verfangen. »Sie sind ein Störfaktor und werden dafür Rede und Antwort stehen müssen, ehe wir Ihnen erlauben, noch weitere Verbrechen gegen uns zu verüben.«
    »Ich stehe für nichts Rede und Antwort«, knurrte ich. »Aber wenn ich mir Sie damit vom Hals schaffen kann, bin ich bereit, Ihnen ganz hochoffiziell zu versichern, dass ich keine offene Rechnung mit der Unterwelt habe. Mein Wort sollte Ihnen genügen.«
    »Weder Ihr Wort noch irgendein Eid, den Sie abzulegen bereit sind, hat einen Wert für uns.«
    »Ah, und warum nicht?«
    »Das gesprochene Wort lässt zu viel Spielraum für Interpretation, und außerdem ist es zu spät dafür.« Er wandte sich ab, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und begab sich in dieser Dozentenpose ein paar Schritte von uns weg. »Sie haben ja bereits gegen unsere Gesetze verstoßen. Zuerst also müssen Sie dafür geradestehen. Danach werden wir uns etwas ausdenken, das Sie wahrhaft an Ihr Wort bindet. Der Feinschliff, der zur Perfektion nötig ist, dürfte allerdings einiges an Zeit beanspruchen.«
    »Ich stehe für keine Vergehen gerade, denn ich habe keine begangen.«
    Rourke, Tyler und Danny standen um Haaresbreite davor, sich zu wandeln. Ich musste unbedingt dafür sorgen, dass das nicht geschah. Wenn sie unser Gegenüber angriffen, bedeutete das Krieg, zumindest mit diesem Dämonen-Lord, und diese Vorstellung behagte mir gar nicht.
    »Stellen Sie meine Autorität in Frage? Nun, die Krone von Astaroth ist mein, verstehen Sie?« Er sah mich neugierig an. »Wissen Sie denn nicht, wer ich bin?«
    »Ähm.« Ich zögerte. Ich war eine sechsundzwanzig Jahre alte, neugeborene Werwölfin. Ich hatte keine Ahnung, wer er war. Von der Krone von Astaroth hatte ich zum ersten Mal von dem Kobold gehört, Drakes schmierigem Vetter. Dementsprechend hatteich auch keine Ahnung, was er mir eigentlich zu verstehen geben wollte. »Ich weiß nicht, wer Sie sind, und ehrlich gesagt kümmert es mich auch nicht. Ich weiß aber, dass Sie mir Ihren wahren Namen nicht nennen werden, weil das zu riskant wäre; auch wenn ich keinen blassen Schimmer habe, wie man etwas heraufbeschwört oder dergleichen. Mein Desinteresse allein sollte Ihnen schon deutlich genug machen, dass ich keinen Wert auf die Krone oder Ihren Thron oder irgendwas lege. Halten Sie Ihre Kobolde und Seelenverkäufer-Göttinnen an einer kürzeren Leine, und wir beide dürften in Zukunft keinerlei Probleme mehr miteinander bekommen.«
    »Nun, so, wie Sie sich das vorstellen, geht das nicht.« Nachdem er während meiner Antwort auf seine Frage noch eine Runde auf und ab gegangen war, wandte er sich jetzt wieder zu uns um. »Ich muss mich für das Missverständnis entschuldigen. Verbrechen wurden begangen, und dafür ist Strafe zu verbüßen. Darum wird nicht geschachert.« Ganz kurz blitzte es in den Augen des Dämons auf, und seine Pupillen veränderten sich: Es waren Reptilienaugen, Schlangenaugen. Einen Lidschlag später hatte er die Maske der aalglatten Kultiviertheit schon wieder aufgesetzt, hinter der er sich so gekonnt versteckte, und seine Augen waren wieder normal, was heißt: von solidem, finsterstem Schwarz.
    »Ich habe es bereits gesagt: Ich gehe nirgendwohin«, betonte ich noch einmal und legte dieses Mal viel von der mir innewohnenden Macht in die Worte. Immerhin hatte ich alle Hilfe nötig, die ich bekommen konnte. »Den Gesetzen des Rudels nach habe ich kein Verbrechen begangen. Die Rechtsprechung der übernatürlichen Gemeinden wird meine Unschuld erweisen. Darüber hinaus weiß ich, dass Dämonen in gewissem Umfang auch den Regeln dieser Dimension zu folgen haben. Denn anderenfalls hätten Sie längst Hand an mich gelegt. Sie können mich nicht ohne meine Einwilligung in die Unterwelt bringen, nicht wahr? Ich muss zumindest in irgendeinem Punkt Zustimmung signalisieren. So funktioniert das doch, richtig? Glauben Sie wirklich, ich ginge freiwillig mit Ihnen?«
    »Ich werde Recht und Gesetz meiner Art nicht mit Ihnen diskutieren.« Seine Stimmgewalt brachte den Fels zum Erbeben. Gleichzeitig roch es penetrant nach Schwefel, weil der Geruch aus allen Ritzen und Spalten in die Höhle drang. Den Handrücken vor dem Mund, hustete ich. »Ich bin ein Dämonen-Lord, Fürst der vielen Throne und Schatzmeister der Hölle. Ich bin nicht irgendein dahergelaufener niederer Kobold. Mein Wort bedarf keiner weiteren Prüfung. Wenn ich also sage, dass Sie sich nach unserem

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