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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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Grunde auch zu uns gehörte. Natürlich lässt sich über diesen letzten Punkt trefflich streiten. Aber sobald uns eine Seele anvertraut wurde und wir den Handel eingegangen sind, indem wir die vereinbarten magischen Kräfte zur Verfügung gestellt haben, beanspruchen wir den- beziehungsweise diejenige für uns, als gehörte er oder sie immer schon zu unserer Art. Hat jemand solche Verbrechen begangen, wie sie Ihnen nachweislich in letzter Zeit zugeschriebenwerden können, macht sich der Missetäter, pardon, die Missetäterin, der Unterwelt gegenüber schuldig und hat ihr zu dienen. Jedes Vergehen wird dabei einzeln geahndet. Es sieht ganz danach aus, als hätten Sie in dieser nun wirklich sehr kurzen Zeit gleich mehrere Jahrhunderte aufgehäuft, die es uns zu dienen gälte; das jedenfalls halten wir für die angebrachte Strafe.«
    »Gleich mehrere Jahrhunderte harter Arbeit in der Unterwelt für jedes Vergehen? Sie nehmen mich sicher auf den Arm!« Mir entschlüpfte tatsächlich ein Kichern. Was hätte ich angesichts dieser Ausführungen auch anderes von mir geben sollen? »Und nur für die Akten: Genau betrachtet habe ich den zweiten Kobold nicht getötet. Als ich ihn zu meinem Vater gebracht habe, war er noch quicklebendig. Ich habe ihn nur ein bisschen durchgeschüttelt, das ist alles. Was mein Vater danach mit ihm gemacht hat, ist nicht meine Baustelle.« Warum diskutierte ich hier wie ein Erbsenzähler unwichtige Details? Weil sich in meinem Kopf alles drehte. Meine Wölfin bleckte die Zähne, und bessere Retourkutschen auf die Anwürfe des Dämons hatte ich nicht zu bieten. Hier lief gerade etwas so richtig schief. Ich hatte nichts zu schaffen mit Dämonen. »In meiner Welt habe ich das Recht auf Selbstverteidigung, wenn einer Ihrer Kobold-Kumpel hinter mir her ist. So ist das Gesetz des Rudels. Man kann mich nicht eines Vergehens gegen die Unterweltgesetze beschuldigen, wenn ich nichts anderes getan habe, als dem Gesetz des Rudels zu folgen. Mir daraus einen Strick zu drehen, verstieße gegen alle Gesetzessammlungen der Übernatürlichen und hielte vor keinem übernatürlichen Gericht stand. Ich habe gehört, ihr Dämonen mögt Gerichtsverhandlungen und seid richtig groß darin.« Den Gerüchten nach lebten Dämonen in einer sehr straff organisierten Welt nach strengen Regelwerken, die sie sich selbst gegeben hatten.
    »Es war meinen Kumpeln , wie Sie sie zu nennen belieben, nicht gestattet, Sie anzugreifen«, erwiderte der Dämon. »Soweit ich dieEreignisse verstehe, haben Sie einen Kobold   … wie ist doch gleich das menschliche Wort dafür?   … ach ja: zurechtgestutzt, der nichts anderes getan hat, als sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Dieser Kobold hat dann, sobald er sich angegriffen sah, von seinem Recht auf Selbstverteidigung Gebrauch gemacht und sich gegen Sie nur gewehrt .«
    »Um seine eigenen Angelegenheiten? Ach, darum hat er sich gekümmert, ja?« Ich ballte die Fäuste. »So heißt das also, wenn man darauf aus ist, eine Sechzehnjährige zu vergewaltigen? Das Leben von Menschen in Gefahr zu bringen kann und darf doch wohl keine Unterweltpraxis sein, die einfach hinzunehmen ist. Er hätte damit unliebsame Aufmerksamkeit auf sich gezogen und wäre für einige Jahre in den Bau gewandert, stets beobachtet von Menschen. Derartiges Verhalten, geeignet unser Geheimnis zu verletzen, gilt in unserer Welt sehr wohl als Angriff auf uns.«
    Voller Abscheu schürzte der Dämon die Lippen. »Was immer ein Kobold in dieser Dimension zu tun vorhat, ist allein seine Sache. Er hat keines unserer Gesetze gebrochen.« Er hob die Hand. Sie wirkte derart penibel sauber, dass es beinahe schaurig war. »Vielmehr haben Sie ihn eines Vergehens bezichtigt und ihn dafür verfolgt«, jetzt gesellte sich die zweite Hand zur ersten, »und dafür müssen Sie bezahlen.«
    »Verdammt richtig, ich habe ihn verfolgt«, sagte ich nun erbost und trat, ohne es zu merken, einen weiteren Schritt vor. »Und ich täte es immer wieder, um egal welchen Kobold davon abzuhalten, einem unschuldigen Menschen etwas anzutun.«
    »Genau meine Rede.« Der Dämon kniff die Augen zusammen, und seine widernatürlich perfekten Lippen verzogen sich zur Andeutung eines Grinsens. Eine perfektionierte Unterweltversion von Hannibal Lecter; so und nicht anders kam er mir vor. Er hatte etwas extrem Unheimliches an sich. Wohl nicht überraschend bei einem Dämon. Mir jedenfalls lief es kalt den Rücken hinunter. Und dabei hatte ich mich

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