Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
Vom Netzwerk:
gekommen wären, hätten Sie es sich sehr viel leichter gemacht.« Er klappte die strahlend weißen, ebenmäßigen Zähne zusammen. »Ich werde persönlich dafür sorgen, dass Sie Qualen leiden.« Er öffnete den Mund wie zu einem Fauchen, und statt eines jeden Zahnarztes Traum waren nur noch Reihen gelber, rasiermesserscharfer Stummel zu sehen. Der Dämonen-Lord verlor recht leicht die Fassung. »Sie haben sich eine Ewigkeit an Schmerz und Qual eingehandelt, die die Grenzen all dessen sprengen, was Sie je gesehen haben oder sich vorzustellen vermögen.«
    »Das klingt nach einer reizenden Einladung«, erwiderte ich. »Aber momentan muss ich mich von einem harten Arbeitstag erholen. Ich habe nämlich eine Göttin erledigen müssen. Also, warum machen Sie sich jetzt nicht einfach vom Acker? Aber vergessen Sie bitte nicht, Ihre Göttin mitzunehmen. Ich bin sicher, Sie beide können sich wunderbar miteinander über Pläne zu meinem bevorstehenden Ableben austauschen, vielleicht bei einer Tasse Tee am Nachmittag. Aber ganz ehrlich: Ich bin wirklich nicht daran interessiert, mehr darüber zu hören.«
    Die Höhle bebte so heftig, dass ich schon dachte, die Kuppel käme herunter und zusammen mit ihr gleich der ganze Berg, um uns unter sich zu begraben. Fels und Stein hagelten herab, während Magie von großer Macht uns alle auf die Knie zwang und nach Atem ringen ließ. Der Schwefelgeruch war jetzt so extrem stechend, dass ich mir, um wieder unbehelligt Luft holen zu können, am liebsten die Nase aus dem Gesicht gerissen hätte. Jetzt wurde mir klar, warum Rourke ausgerechnet Schwefelgeruch benutzt hatte, um damals am Bach unsere Witterung zu überdecken. Denn nun, wo der alles überlagernde Geruch nach faulen Eiern meine Sinne beleidigte, roch ich tatsächlich nichts anderes mehr. Er verätzte mir die Kehle bis tief hinunter in die Speiseröhre.
    Gewaltig dröhnte die Stimme des Dämons in der steinernen Kuppel; sehen konnten wir ihn nicht mehr. »Sie werden sich für Ihre Verbrechen verantworten, Jessica Ann McClain. Ich freue mich auf unsere nächste Begegnung.«
    »Ähm, wären Sie so freundlich und würden mir einen Zeitrahmen dafür vorgeben?«, hustete ich hervor und würgte dabei, denn der Fäulnisgeruch war wirklich überwältigend. Meine Wölfin gab meiner Stimme die nötige Kraft, und sie versuchte, mir Frischluft zukommen zu lassen. Im Handumdrehen webte Goldmagie ein schützendes Netz in und um meine Lunge. »Ich würde mir den Termin gern im Kalender eintragen. Außerdem steht mir in Kürze noch ein Treffen mit der Vampirkönigin bevor. Also müsste unserWiedersehen irgendwann danach stattfinden.« Ein paar Tage für Dämonen konnten für uns Monate oder gar Jahre bedeuten, jedenfalls wenn mein begrenztes Wissen über die Unterwelt in diesem Punkt zutreffend war. Ich ginge jede Wette ein, Tally kannte die Regeln nur zu genau. Ich sollte unbedingt eine Unterredung mit ihr arrangieren, wenn wir wieder zu Hause waren.
    Sicher würden wir für diese Informationen einiges springen lassen müssen.
    »Früher, als Sie glauben«, war alles, was der Dämon noch sagte, ehe eine sich ringförmig nach außen bewegende Energieentladung noch einmal die Höhle erschütterte.
    Und dann war es plötzlich herrlich still. Der Schwefelgeruch verzog sich, und wir konnten wieder frei atmen.
    »So sieht also ein Dämonen-Lord aus der Nähe aus. Ich dachte immer, die wären eine ganze Ecke größer.« Danny hustete und erhob sich; das Laken um seine Hüften hing gefährlich auf Halbmast. Das Haar war wie stets verstrubbelt, trotzdem sah er einfach großartig aus, und zwar schon deshalb, weil er noch am Leben war. Wir alle waren noch am Leben.
    »Selene ist weg«, stellte mein Bruder fest. Wir alle blickten nun dorthin, wo sie eben noch gelegen hatte. »Sie ist wohl zusammen mit dem Dämon verschwunden.«
    Die Vermutung stimmte sicher. Schließlich war sie der Grund gewesen, warum der Dämon hier überhaupt erschienen war. Wenn eine Göttin zur Hölle fuhr, verlangte das sicher den Auftritt eines Lords. »In der Unterwelt wird sie bestimmt nicht tot bleiben. Aber ihr neues Äußeres dürfte hübsch hässlich sein. Hoffentlich begegnen wir ihr nie wieder.«
    »Du steigst nicht in die Unterwelt hinab, wenn ich das verhindern kann«, grollte Rourke. Warme Hände umfingen mich. »Ich weiß ein bisschen über diese Dimension, aber bei Weitem nicht genug. Wir werden unsere Kenntnisse darüber also vertiefen müssen. Wenn ich mich recht

Weitere Kostenlose Bücher