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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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Lehne des Fahrersitzes getreten, bis Danny gedroht hatte, ihm die Beine mit einem Jagdmesser zu amputieren. Als Ray nicht gleich Ruhe gegeben hatte, hatte Danny besagtes Messer gezückt, ihm damit vor der Nase herumgefuchtelt und sich dann ostentativ die Nägel damit gesäubert. Daraufhin hatte Ray aufgehört, auf den Sitz einzutreten, aber leider nicht damit, nach Leibeskräften in seinen Knebel zu brüllen.Einen großen Unterschied machte der Knebel eigentlich nicht. Rays Gebrüll trieb uns alle in den Wahnsinn. Aber soweit wir ihn nicht einfach wieder ins Traumland zurückschickten, gab es nichts, was ihn davon hätte abhalten können.
    Dass ich ihn mitgenommen hatte, bereute ich bereits, und Reue und Bedauern pochten als dumpfer Schmerz gleich hinter meinen Schläfen. Ich musste mein bisschen Verstand verloren haben. Sonst hätte ich mir bestimmt nicht eingebildet, ich könnte einen Typen wie Ray einfach entführen, auch wenn es nur geschah, um sein armseliges Leben zu retten.
    Der Hummer hatte ein GPS -Gerät der neuesten Generation, das in das Armaturenbrett integriert war. Ich warf einen Blick darauf und nahm die nächstmögliche Abzweigung, bog in eine nicht befestigte Straße ein, die vom Highway wegführte, und folgte ihr.
    »Eine falsche Bewegung, sobald wir aus dem Wagen steigen, und der Idiot ist tot, Jess«, grummelte mein Bruder vom Beifahrersitz zu mir herüber. »Ich habe keinen blassen Schimmer, warum wir uns mit ihm abgeben müssen. Aber auf keinen Fall ist sein Leben mehr wert als unseres. Wenn er die Durchführung unseres Auftrags gefährdet, ist er dran. Ist das klar?«
    Ray wütete auf dem Rücksitz. »Chaich Aach…öche   …«
    »Klar.« Aus hohem Tempo trat ich voll in die Bremsen und riss das Lenkrad nach rechts. Wir schossen durch eine schmale Lücke zwischen den Bäumen hindurch. Das Heck des schweren Geländewagens brach aus und beschrieb träge so etwas wie einen Bogen; dann hatten die Reifen wieder ordentlich Bodenkontakt. Ich fing den Hummer ab und jagte ihn durchs Unterholz. Gleich darauf schlitterten wir über eine alte, von Unkraut überwucherte Straße wie über eine Rallye-Cross-Strecke. Der ganze Kram auf der Ladefläche flog wild hin und her. Es klang, als würde der Hummer gleich an seinen Schweißnähten auseinanderreißen.
    Tyler packte den Haltegriff über der Tür. »Was zum Teufel tustdu da, verflucht? Habe ich irgendwas verpasst?«, schrie er. »Wo fährst du denn hin?«
    Hier gab es keine Straßenbeleuchtung. Es war stockduster. Der Wagen hüpfte über einen kleinen Hügel, und wir schossen in eine Lichtung hinein, wobei wir beinahe mit einer Gruppe von Kiefern kollidiert wären. Ich unterstrich meine schlechte Stimmung, indem ich erst in letzter Sekunde voll in die Eisen trat, hart genug, dass wir in die Gurte gepresst wurden. Dann stellte ich den Automatikhebel auf Parken. »Verpasst hast du nichts«, sagte ich, an meinen Bruder gewandt. »Es geht nur darum, die Dinge zu regeln, ehe sie uns aus der Hand gleiten.«
    »Ich hätte fahren sollen«, grummelte Tyler. »Mädchen reagieren beim Fahren immer so emotional.«
    »Emotional, was?«, gluckste ich. »Rate mal, wer auf der Rückbank plötzlich Ruhe gegeben hat. Mein Werk, ganz allein.« Ich tippte mir mit dem Finger an die Brust. Bevor Tyler einen Kommentar abgegeben konnte, machte es draußen vor dem Wagen wieder Wusch! , und zwei Gestalten landeten direkt vor dem Kühler des Hummer. Ihre Emaillegesichter reflektierten das Fernlicht, was den Vampirgeschwistern ein gespenstisches Aussehen verlieh.
    »Die verschwenden keine Zeit, was?« Danny beugte sich auf seinem Sitz vor. »Haben die einfach irgendwo am Himmel rumgehangen und darauf gewartet, dass wir anhalten und nach dem Weg fragen?«
    Zugegebenermaßen hatte ich keinen blassen Schimmer, wie die Vampire uns folgten. Aber dass sie am Himmel über dem Truck durch die Luft sausen könnten, war mir gar nicht in den Sinn gekommen. Meiner Vermutung nach waren sie zu unserem ominösen Ziel, dem ›Ende der Straße‹, geflogen und hatten sich zunehmend verärgert gefragt, wo wir denn blieben. Kam es bei uns wie gerade jetzt zu einem Problem, so konnte es nicht lange dauern, bis sie darauf aufmerksam würden. Allerdings hatte ich sie nicht ganz so rasch erwartet.
    Aber da sie nun einmal schon hier waren, nahm sofort ein Plan in meinem Kopf Gestalt an. Ich konnte sie tatsächlich für meine Zwecke nutzen.
    Ein kleines, fieses Lächeln umspielte meine Lippen, als ich

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