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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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uns gesellte. »Da, iss was, Ray. Du wirst es brauchen, damit du uns nicht schlappmachst. Wir werden ganz schön viel zu wandern haben, und einige der zu bewältigenden Etappen werden sehr schwierig sein.«
    Er fing den Riegel im Flug auf. »Ein Milky Way als Hauptmahlzeit?« Er blickte auf den Schokoriegel in seiner Hand. »Schlagen wir denn hier nicht erst mal unser Lager auf?«
    »Wir sind nicht zum Campen hier«, gab ich zurück. »Wir ziehen weiter, bis wir unser Ziel erreicht haben. Was den Schokoriegel angeht, darfst du dich glücklich schätzen, dass ich dir kein totes Kaninchen angeboten habe. Das hättest du sowieso roh essen müssen. Die Jungs können sich momentan aber nicht wandeln, um auf die Jagd zu gehen, und wir müssen unsere Mahlzeiten nach strategischen Gesichtspunkten auswählen und einnehmen. Ein Wolf, selbst in seiner Menschengestalt, verbrennt schon beim bloßen Atmen zehnmal so viele Kalorien wie du.« Ich deutete auf die Kühlbox. »Selbstverständlich darfst du die Fertigpampe essen, wenn du Appetit darauf hast. Aber drin behalten wirst du sie bestimmt nicht. Das Zeug ist ein regelrechter Kalorienklotz, nur dazu gemacht, dir wie ein Stein im Magen zu liegen. Sei froh, dass Danny mitgedacht und uns einen ganzen Sack voller toller Sachen mitgebracht hat. Außerdem gibt’s Protein-Shakes in der Kühlbox. Du wirst schon nicht verhungern, Ray.«
    Ohne meinem Blick zu begegnen, riss er das blaue Einpackpapier von dem Schokoriegel und biss hinein. Einen Moment lang kaute er nur still vor sich hin. Dann schaute er auf und mir direkt in die Augen. »Dass ihr drei euch in Tiere verwandeln können sollt, ergibt für mich nicht den geringsten Sinn«, brummte er. »Wenn ihr schon seit Ewigkeiten herumlauft, warum existiert dafür dann nicht der kleinste Beweis? Ich bin seit achtzehn Jahren bei der Polizei, und es hat nie auch nur ein Gerücht darüber die Runde gemacht, es könnte so etwas wie Übernatürliche geben.Jetzt, da ich von euch weiß, scheint ihr plötzlich immer und überall zu sein. Wie zum Teufel habt ihr das so lange und umfassend geheim halten können?«
    »Beweise gibt es genug. Man muss nur wissen, wo. Die meisten Reinmenschen möchten gar nicht so gern mitbekommen, was genau vor ihrer Nase passiert. Hast du denn keine Märchen gelesen, als du ein kleiner Junge warst?« fragte Danny. »Vor langer Zeit waren diese sogenannten Märchen die mündliche Überlieferung unserer Geschichte. Keine Mythen, keine Legenden, keine Sagen – Geschichte. Die Erde war ein dünn besiedelter Planet, die Menschen wohnten in kleinen Siedlungen, in Dörfern, in ein paar beieinanderstehenden Höfen, mehr nicht. Wenn ein Troll unter der Brücke wohnte, wusste jeder in diesen Gemeinschaften Bescheid und hielt sich von der verdammten Brücke fern, um nicht gefressen zu werden. Doch es kamen Zeiten, in denen die Bevölkerungszahlen sprunghaft anstiegen. Die Menschen waren uns zahlenmäßig mit einem Mal hundert zu eins überlegen. Viele Übernatürliche sahen sich gezwungen, unterzutauchen. Es braucht ja auch nur ein paar gut platzierte Mistgabeln und einen aufgebracht Mob, um die Argumente der Menschen glasklar zu machen. Letztendlich hat man allen Übernatürlichen befohlen, im Untergrund zu leben. Es war der einzige Weg, um einen allumfassenden Krieg gegen die Menschen zu vermeiden. Seitdem sind Jahrhunderte vergangen. Jetzt sind wir die Einzigen, die sich noch an die alten Zeiten erinnern, und der einzige Nachhall unserer Historie findet sich in euren Märchenbüchern. Aber wenn du immer noch hin- und hergerissen bist, was die Frage angeht, ob es uns nun gibt oder nicht, wäre es mir eine Freude, dir ein paar Dinge zu zeigen.« Danny grinste. »Ich bin richtig gut darin, gezielt Fell wachsen zu lassen.«
    Ray schnitt eine Grimasse. »Ich geh dann mal und stell eine Stange Wasser in irgendeine Ecke.« Abrupt drehte er sich umund ging auf die Bäume zu, ohne sich auch nur einmal nach uns umzudrehen.
    Ich bückte mich und öffnete den Behälter, den Tyler vorhin aus dem Wagen gehoben hatte. »Machen wir, dass wir die Rucksäcke gepackt bekommen«, meinte ich. »Die Vampire werden nicht mehr lange auf sich warten lassen.«
    Tyler, Danny und ich stopften die Rucksäcke mit allem voll, das hineinpasste: Essen, Wasser, Kleidung, anderes Unverzichtbare. Der Hummer würde uns als Basis-Lager dienen, falls die Suche nach Selene länger dauern sollte. Jeder von uns könnte sich sogar, sofern gewünscht oder nötig,

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