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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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eine Kühlbox auf den Rücken schnallen. Gewicht zu tragen war nicht unser Problem. Aber mit einer Kühlbox auf dem Rücken kann man sich gegen Angriffe nun einmal nicht sonderlich gut zur Wehr setzen.
    Der Himmel über uns wurde immer dunkler; die Sonne berührte den Horizont, tauchte in ihn ein. Tyler ging in den Wald, um die Luft auf Witterungen zu prüfen und den Weg auszukundschaften. Ray hockte auf einem toten Baumstamm, tief in Gedanken versunken. Ich erhob mich von der Stoßstange, auf der ich gesessen hatte. Gerade verschluckte die Nacht den letzten Rest Sonnenlicht. Die Vampire müssten jeden Moment hier sein. »Danny, hast du   …«
    Das Bündel, das ich in der Hand gehalten hatte, entglitt mir.
    Beim nächsten Atemzug brach ich auch schon zusammen und fand mich plötzlich auf den Knien wieder.
    Meine Wölfin knurrte, bellte wild in meinem Kopf.
    Noch ein   … magischer Angriff auf uns , erklärte ich ihr. Genau wie der gestern Abend. Aber das wusste sie bereits. Rasch woben sich die roten Linien in großer und immer größerer Zahl durch meinen Verstand, während meine Wölfin nach ihnen schnappte und sie zerbiss, so schnell sie nur konnte.
    Mein Körper verkrampfte, erstarrte. Zutiefst erschrocken beobachtete ich, wie meine Finger, meine Hände von Rot umschlossenwurden. Der Todesbann breitete sich wie scharlachfarbenes Efeu über meinen Armen aus. Dieses Mal geschah alles viel schneller als beim ersten Mal. Mist, Mist, Mist, verdammt. Ich bekam keine Luft mehr. Meine Lunge stellte den Dienst ein. Dannys entsetztes Gesicht schwebte genau über mir.
    Lag ich auf dem Rücken?
    »Was zum Henker ist hier los?«, brüllte Danny. Für mich klang es, als spräche er unter Wasser.
    Ich schloss die Augen.
    Jemand schüttelte mich. »Hannon, verflucht, wach auf. Du läufst komplett rot an.«
    »Haltet ihre Arme fest, drückt sie zu Boden!«, bellte Tyler einen Befehl. Auch seine Stimme klang seltsam gedämpft und weit weg.
    Ich krampfte. Ich spürte es und war mir dessen dennoch nur vage bewusst. Meine Wölfin heulte. Ich bemühte mich, bei Bewusstsein zu bleiben, verlor aber schnell die Konzentration. Meine Wölfin zerbiss immer mehr der roten Linien und knurrte dabei wild und entschlossen. Wir müssen unsere Kräfte miteinander teilen und den Todesbann gemeinsam bekämpfen. Einen anderen Weg gibt es nicht. Ohne dieses Miteinander würden wir es nicht schaffen. Sie antwortete mir mit einem Grollen aus tiefster Kehle und griff immer noch unbeirrbar das jetzt eng und enger gesponnene Netz aus Rot an   – allein, ohne mich.
    Der Todesbann webte weiter sein Netz, sich kreuzende, sich überlagernde Linien, stabil wie Bienenwaben. Ich war mir vollkommen sicher, dass ich rettungslos verloren wäre, hätte dieses Netz erst mein ganzes Ich engmaschig umhüllt. Ich zwang mich, die Augen zu öffnen, riss sie weit auf. Aber mein Gesichtsfeld, alles, was ich sah, war ganz und gar in Scharlachrot getaucht. Wir müssen unsere Kräfte vereinen. Meine Wölfin hörte auf, in die Linien zu beißen und an ihnen zu zerren. Endlich konzentrierte sie sich auf mich statt auf den Feind. Ganz sacht kribbelte es in meinen Fingerspitzen. Nein, du musst die Fesseln meines Seins sprengen! So wie in dem Moment, in dem wir die Lykanergestalt annehmen. Durch den Schleier aus Rot in meinem Fühlen und Denken beäugte sie mich aufmerksam. Sie neigte den Kopf zur Seite, als ob sie versuchte zu verstehen, was ich von ihr verlangte. Ihre Augen wanderten unstet hin und her, und sie wankte leicht. Deswegen hatte sie mich nicht mit ihrer Kraft gespeist. Dieses Mal hatte Selenes Zauber auch sie befallen. Er mutierte und wurde stärker. Wenn wir den Bann nicht brechen können, sterben wir.
    In einem winzigen Moment traf ich eine Entscheidung.
    Mit dem letzten bisschen Kraft, das mir geblieben war, riss ich die Barriere zwischen meiner Wölfin und mir ein. Im selben Moment verschmolzen wir, wurden eins. Keinen Sekundenbruchteil später wuchsen mir schon Fell und Reißzähne, und aus den Fingernägeln wurden spitze, scharfe Klauen. Energie fütterte meine Sinne, schoss durch mich hindurch wie ein Blitzschlag. Muskeln spannten sich und entwickelten sich innerhalb eines Lidschlags zu veritablen Muskelpaketen.
    »Was verflucht macht sie da?«, kreischte Ray und riss seine Hände von meinem Arm, als hätte er einen Stromschlag bekommen.
    »Sie kämpft dagegen an. Das ist es, was sie tut«, erklärte Danny. »Geh ein Stück weg. Das könnte vorübergehend

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