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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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nicht wandeln.«
    Ich straffte die Schultern und holte tief Luft. »Wir   … brechen ihn«, erklärte ich mit fester Stimme. Mein Tonfall ließ mehr Zuversicht erkennen, als ich tatsächlich verspürte.
    Tylers Blick hing an meinem Gesicht, während sich seine Miene veränderte. Eben noch hatte er lebhaft gewirkt, jetzt überwog deutlich Anspannung. »Was genau hat Dad denn nun gesagt? Rück raus damit: Wie soll das seiner Ansicht nach gehen? Schließlich ist er nicht hier, um uns von dem Schwur zu entbinden.« Mein Bruder kannte sich gut aus, was die Gesetze des Rudels anging. Nur der Alpha selbst, der dafür persönlich anwesend sein musste, konnte dergleichen tun. Wahrscheinlich war dafür wieder der Austausch von Blut notwendig.
    »Er will, dass ihr stattdessen mir einen Eid schwört«, sprudelte ich hervor, »denn sobald ihr das tut, sind die zuvor geleisteten Eide hinfällig.«
    »Dir einen Eid schwören?«, erkundigte sich Danny erstaunt. »Was für ein Eid soll das denn sein? Welcher Eid kann einen ersetzen, den man dem Alpha selbst gegenüber abgelegt hat? Außer   … außer du spricht vom Treuegelöbnis auf den Alpha! Ist das so, ja?« Ich verzog das Gesicht, und Danny begriff sofort. »Himmel, ja, tust du! Euer Vater will, dass wir dir Gefolgschaft schwören, mit Blut besiegelt und gebunden. Euer Vater will dich zu unserem Alpha machen!« Danny grinste spitzbübisch. »Ich bin dabei.«
    »Danny«, bemerkte ich und seufzte tief, »wie wär’s mit ein bisschen Denkarbeit? Du könntest diese Neuigkeit zumindest einen Moment auf dich wirken lassen, ehe du einwilligst. Das ist einegroße Sache. Ich habe keine Ahnung, was passieren wird. Ihr habt doch beide mitbekommen, zu was mein Blut in der Lage ist.«
    »Wirken lassen ist echt nicht nötig«, erklärte Danny mit einer Sicherheit, die mir gänzlich abging. »Also, ich sehe die Sache so: Vor allem geht es mir darum, meinen eigenen Arsch zu retten und deinen dabei zu beschützen. Das ist der einzig vernünftige Weg, um beides zu erreichen. Wenn wir wieder zu Hause sind, leisten wir wieder eurem guten alten Dad Gefolgschaft, alles ist wieder beim Alten, und wir haben ein echtes Abenteuer hinter uns gebracht, oder etwa nicht?
    »Der Gefolgschaftseid kann nur klappen, wenn deine Wölfin unseren Wölfen im Rang überlegen ist.« Ganz offensichtlich hatte Tyler mit Dads Befehl Schwierigkeiten, obwohl er wusste, dass er von seinem Alpha kam. Die Sache schmeckte ihm nicht. Sich einer Weiblichen zu unterwerfen war ein Tiefschlag, wie er ihn noch nie hatte einstecken müssen. Bis jetzt. Er versuchte damit umzugehen wie ein Champion. »Deine Wölfin ist Dannys Wolf im Rang überlegen, aber nicht meinem. Wölfe spüren Stärke und Macht. Unser Rang ist Teil der Aura, die uns umgibt. Immer und jederzeit. Wir haben doch darüber gesprochen, kurz bevor wir aufgebrochen sind: Selbst wenn du tatsächlich im Rang über mir stündest, riechst du nicht wie ein Alpha. Der Gefolgschaftseid kann so nicht klappen, ganz sicher nicht.«
    Genau darauf wollte auch Dad hinaus , erklärte ich ihm gedanklich. Niemand außer ihm sollte hören, was ich meinem Bruder zu sagen hatte. Er ist der Meinung, es habe nichts mit Rang zu tun. Er glaubt an die Prophezeiung und meint daher, dass es klappen sollte, weil ich Lykanerin bin und wir beide als Geschwister einander eng verbunden sind. Dieser Gefolgschaftseid ist kein Schwanzlängenvergleich, bei dem es darum geht, wer von uns beiden mehr Mumm in den Knochen hat. Es ist nur eine Überlebensstrategie, um uns als gemeinsam handelnde Gruppe, als echtes Team, stärker und schlagkräftiger zu machen. Dad meint, wir beide hätten eine einzigartige V erbindung zueinander. Die zu spüren, ist alles, worum ich dich bitte. Bitte gib dir einen Ruck oder such eine andere Lösung, damit wir unseren Weg endlich fortsetzen können. Wir haben meinetwegen bereits einen ganzen Tag verloren.
    Haben wir nicht, widersprach mir mein Bruder. Die Vampire mussten schlafen, und ich weiß echt nicht, wovon du da redest: Was soll ich spüren? Alles, was ich spüre, ist, dass du meine rangniedrigere Schwester bist. Deine Stärke schreckt mich nicht. Wenn dem so wäre, müsste ich das Verlangen haben, mit dir um meinen Rang zu kämpfen oder mich dir zu unterwerfen. Ich müsste etwas spüren, eine Art Sog, eine gewisse Anziehungskraft, Einflussnahme auf mich. Aber stattdessen kommt gar nichts von dir rüber.
    Vielleicht ist es das! Der Umstand, dass du nichts spürst.

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