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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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Ist es nicht merkwürdig, dass du von mir keinerlei Signale empfängst? Vielleicht macht unsere geschwisterliche Bindung zueinander die Rangfolge zwischen uns bedeutungslos. Und wäre dem so, wäre das ja so eine Erleichterung!
    Er musterte mich einen Moment lang. Keine Frage, er war verunsichert. Tja, möglich wär’s. Von der Seite habe ich es bisher noch nie gesehen. Aber richtig: es ist schon merkwürdig, dass ich nicht das Bedürfnis habe, mit dir um die Rangfolge zu streiten.
    Wie wär’s, wenn du noch einmal versuchen würdest, meinen Geruch genauer auszudifferenzieren? Du hast immer behauptet, ich röche irgendwie komisch. Vielleicht hat dieser komische Geruch ja etwas damit zu tun.
    Tief sog er Luft ein, flehmte, damit die so inhalierten Duftspuren über seine Zunge rollen und er sie schmecken konnte. Er schüttelte den Kopf. Du riechst genau wie immer. Genau derselbe seltsame Geruch. Aber da ich nicht einordnen kann, was ich rieche, weiß ich auch nicht, was ich mit diesem Geruch anfangen soll. Schließlich habe ich noch nie zuvor eine Weibliche wie dich gerochen. Dein Geruch hat eine Unternote von Ozon oder etwas Ähnlichem.
    Ozon? Das hatte ich nicht erwartet. Ich versuchte eine neueTaktik. Du musst ja nicht bei mir bleiben. Dad kann dich nicht dazu zwingen, mir Gefolgschaft zu schwören. Ich weiß, dass Selektivhelfer jederzeit von ihren Aufgaben entbunden werden können. Von Anfang an war mir klar, dass meine Suche nach Rourke keine leichte Sache würde. Aber ich habe weder dich noch Danny in Gefahr bringen wollen. Der Gedanke, ihr beide könntet meinetwegen draufgehen, macht mich ganz krank.
    »Ich verlasse dich nicht!«, rief er laut, und ihm war anzusehen, wie erschreckend er meinen Vorschlag fand.
    »Dann haben wir keine andere Wahl«, hielt ich dagegen. »Dad sagt, wenn wir weiterwollen, geht das nur über den Gefolgschaftseid oder gar nicht. Für etwas anderes gibt er seine Zustimmung nicht. Und ich bin auch der Meinung, dass ihr eure volle Kraft und Stärke braucht, wenn ihr eine Überlebenschance haben wollt.«
    Danny klopfte Tyler freundschaftlich auf den Rücken. »Wird schon schiefgehen, Kumpel. Es ist ja nur für kurze Zeit, danach kommt alles wieder ganz schnell ins alte Lot. Niemand wird dir einen Strick daraus drehen, dass du deine Schwester hast beschützen wollen. Immerhin ist sie von deinem Blut. Wenn der Alpha befielt, vor ihr den Schwur abzulegen, tu es.«
    Tyler starrte mich an, in seinen Augen blitzte es gefährlich; sein Wolf war unruhig. »Von mir aus. Aber ich bleibe dabei: Es wird nicht funktionieren, weil es das gar nicht kann. Der Blutbund ist nichts Materielles, sondern Magie. Wählt man seinen Alpha und überantwortet sich ihm, muss dessen Blut zwangsläufig größere magische Macht besitzen. Die eigene magische Energie wird das sofort bemerken, und sie wird sich nicht an eine schwächere Magie binden.«
    »Ganz ehrlich: Probieren wir es und es funktioniert nicht, bin ich die Erste, die darüber erleichtert ist«, gestand ich. »Aber dann haben wir unser Bestes getan und können die Suche nach Rourke fortsetzen.« Wenn mein Vater befahl, es zu tun, und wir taten wiegeheißen, aber es funktionierte nicht, konnte uns niemand die Missachtung eherner Gesetze vorwerfen. »Also, wie legt man ihn nun ab, diesen Gefolgschaftseid?«
    Tyler schlüpfte aus dem Rucksack und stellte ihn auf dem Boden ab. Dann griff er nach seinem Gürtel. »Es ist keine sonderlich komplizierte Zeremonie. Wie gesagt, das Blut ist es, das den Bund herstellt; man selbst hat nicht viel zu tun. Man spricht die Eidesformel, Worte und Blut werden eins, und dann vollzieht sich die Bindung oder eben nicht. Das ist der Grund, warum Alpha-Wölfe von sich aus keine Anhänger um sich scharen. Alpha muss man sein , der Rest ergibt sich von selbst. Es gibt nur wenige im Rudel, die sich überhaupt zum Alpha eignen.« Neugierig geworden kamen nun auch Naomi und Ray näher, aber sie schwiegen, kommentierten nichts, stellten keinerlei Fragen. Kurz überlegte ich, was ihnen wohl gerade so durch den Kopf ging. Erst jetzt fiel mir auf, dass Naomi ohne Eamon erschienen war. Vielleicht hatte er seine Drohung wahr gemacht und unser kleines Expeditionskorps wortlos verlassen.
    Tyler und Danny stellten sich so auf, das wir drei in etwa einen Kreis bildeten. Mein Bruder zog das Jagdmesser aus der Scheide an seinem Gürtel. »Sprich mir einfach die Worte nach, die ich   …«
    »Nein, halt!« Ich packte ihn beim Handgelenk. Ganz

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