Hale 1 Piraten der Liebe
ihren Kopf zurück. Sie streckte sich langsam wieder, und in ihren Augen standen Tränen. In ihrem Kiefer war eine merkwürdige brennende Taubheit. Sie fürchtete, daß er gebrochen war.
»Versuch das nicht noch einmal, du Hexe, sonst bekommst du mein Messer zu spüren«, drohte er ihr. »Mit einer abgeschnittenen Nase wirst du nicht mehr ganz so hübsch sein.«
Cathy hatte noch genug Verstand, um zu merken, daß er es ernst meinte. Er war der Typ, dem es Spaß machte, anderen Schmerz zuzufügen, besonders Frauen. Dann fühlte er sich wohl.
Das Spiel zu Cathys Füßen begann von neuem. Diesmal ignorierte sie es und starrte konzentriert auf die rauchige Laterne, die von der Decke herunterhing.
»O Gott, bitte, hilf mir«, betete sie verzweifelt. Die Tränen rannen hilflos über ihre Wangen. Ihr Kiefer schmerzte furchtbar, und sie schämte sich zutiefst ihrer Nacktheit. Als sie auf die abstoßenden Männer unter ihr sah, hatte sie Todesangst. Gab es denn kein Entkommen vor diesen Tieren? Sie würde den Teufel selbst in die Arme genommen haben!
»Ist dies ein offenes Spiel, Gentlemen?«
Diese samtweichen, gedehnten Worte ließen Cathys Augen ungläubig durch den Raum wandern. Jon! Sie dankte Gott, und plötzlich war Jon ihre einzige Rettung. Ihre Augen trafen seine und waren voller freudiger Erleichterung. Aber er sah sie warnend an, um sie sofort wieder zu ignorieren. Dann ging er zu den Männern herüber. Cathy wurde sich bewußt, daß ihre Rettung absolut keine sichere Sache war. Jon war allein und nur mit einer Pistole bewaffnet. Ihm gegenüber standen mindestens zwölf Männer, die bis an die Zähne bewaffnet waren. Trotzdem fühlte sie sich in seiner Gegenwart sofort viel besser und glaubte nicht, daß ihr etwas geschehen würde, solange er da war, um es zu verhindern.
Alle drehten sich jetzt gleichzeitig um und starrten auf Jon, der sich näherte. »Wer, zum Teufel, sind Sie?« fragte Billy mißtrauisch, und seine Augenbrauen zogen sich drohend zusammen.
»Jon Hale. Ich bin der Kapitän der >Margarita<, die in der Bucht vor Anker liegt. Big Jim kennt mich, nicht wahr, Jim?« Sein Tonfall war leger, aber er ließ Billy nicht eine Sekunde aus den Augen.
»Jawohl«, stimmte der Barkeeper zu und zuckte mit einer Braue. »Wir sehen Sie nur noch selten hier, Kapitän. Was führt Sie heute nacht zu uns?«
»Ich war auf dem Weg zu einer gewissen Lady, als ich den Lärm hier drinnen hörte. Ich wurde neugierig. Nun, nachdem ich den Grund gesehen habe - sie ist den Lärm sicherlich wert. Gehört sie vielleicht speziell einem der Gentlemen hier? «
Cathy starrte Jon mit offener Abneigung an, als seine Augen mit kühler Abschätzigkeit über ihre Brüste glitten. Sein Blick streifte nur kurz ihren geschwollenen Kiefer, bevor er sich wieder von ihr abwandte, aber das plötzliche Glitzern in seinen Augen beruhigte sie. Sie kannte ihn lange genug, um zu wissen, daß es jetzt sehr schlecht für einen gewissen Herrn aussah!
»Wir spielen um das Weibsstück da! « erklärte eine Stimme zuvorkommend.
»Ich verstehe. Kann ich mitmachen? « Seine Stimme war sehr ruhig. Cathy wußte genau, daß sich hinter dieser Ruhe die blanke Wut verbarg.
»Ich weiß nicht«, zweifelte Billy. »Sie waren nicht hier, als sie hereinkam. Es ist eigentlich nicht fair, wenn Sie mitspielen dürfen. «
Die anderen nickten mit stumpfer Zustimmung.
»Vielleicht könnte ich dann einem von euch seine Teilnahme abkaufen? « schlug Jon vor. »Sagen wir zweihundert Dollar für den Mann, der mir seinen Platz verkauft. Mit zweihundert Dollar kann er ein ganzes Haus voller Huren kaufen! «
»Dreihundert, und du kriegst meinen Platz! « sagte ein Mann, der bisher noch nicht gesprochen hatte.
»Zweihundertfünfzig. «
»Abgemacht! «
Das Geld wechselte den Besitzer, und das Spiel wurde wiederaufgenommen. Die ersten drei würfelten eine Drei, eine Fünf und eine Zwei. Es war ihnen klar, daß sie damit aus dem Rennen waren. Ein Wurf nach dem anderen wurde gemacht. Billy würfelte eine Elf, was die höchste Zahl war. Als letzter war Jon dran. Cathy hielt den Atem an. Was war noch zu machen, wenn er nicht gewänne? Das war undenkbar..
Jon nahm die Würfel, schüttelte sie und ließ sie beinahe nachlässig fallen. Sie landeten neben Cathys Füßen. Mit einiger Anstrengung konnte sie sie sehen. Es sah aus wie eine... Fünf auf dem einen und eine Sechs auf dem anderen Würfel. Eine Elf!
»Wir würfeln noch einmal«, forderte Billy.
Er griff nach den
Weitere Kostenlose Bücher