Hale 1 Piraten der Liebe
Würfeln und warf eine Neun. Jon warf. Bei den Zuschauern gab es anerkennendes Gemurmel. Das hier war lustiger, als sie sich erhofft hatten. Noch eine Neun!
»Würfeln wir noch einmal! « knurrte Billy.
»Das kann ja die ganze Nacht so gehen«, antwortete Jon lässig. »Was mich betrifft, ziehe ich es vor, jetzt vergnüglichere Dinge zu tun. Warum lassen wir nicht die Lady ihren Partner wählen? «
»Genau! Laßt das Weib wählen! « Die, die verspielt hatten, wollten unbedingt den Spaß verlängern. Billy war gezwungen, sich darauf einzulassen.
Cathy wich ängstlich zurück, als einer der Männer neben ihr auf den Tisch kletterte, um ihr den dreckigen Lappen aus dem Mund zu nehmen. Sie leckte mit ihrer Zunge durch den trockenen Mund, während seine Hand selbstverständlich über ihr Hinterteil strich, sie befummelte und lustvoll kniff. Sie stieß einen kleinen Schrei aus, und Jon fuhr herum. In seinen Augen stand die reine Mordlust. »Na, Kleine, welchen von den beiden Kerlen willst du denn nun haben? Ich könnte schwören, daß sie beide scharf auf dich sind. « Big Jims Stimme brachte Jon wieder zur Besinnung. Cathy blickte erst zu Jon. Sie erfaßte sein klares, anziehendes Gesicht, in dem eiserne Selbstbeherrschung seine Wut im Zaum hielt, und betrachtete dann seine breiten Schultern und die kräftige Brust, die so ungewohnt in dem formellen Anzug aussah. Als ihre Blicke sich trafen, mußte sie sich ein Lächeln verbeißen. Wie sicher er sich ihrer war! Sein Vertrauen war in seinen Augen zu sehen. Nun, er hatte allen Grund. Sosehr sie es auch genossen hätte, ihm Schmerz zuzufügen, sie wagte es nicht, den anderen zu wählen. Dies war nicht der Zeitpunkt für kindische Rachespiele. Jon riskierte seinen Hals, um sie zu retten. Plötzlich hatte sie nur noch den schwächlichen Wunsch, fest in seinen starken Armen gehalten zu werden. Dieser Teufel bedeutete jetzt Sicherheit für sie. Er war ihre einzige Sicherheit in einer unsicheren Welt.
Sie sah Billy kaum an. Er hielt seine Arme zu ihr ausgestreckt, so als wolle er sie herunternehmen, und sie wendete sich schaudernd ab. Das Licht der Laterne fiel auf seine ausgestreckte Hand, und der Biß, den sie ihm zugefügt hatte, war als Kreis um seinen Daumen sichtbar. Jons Augen wanderten schnell von der Wunde zu Cathys verletztem Kiefer, und seine Wangen bekamen rote Flecken vor Wut.
»Triff deine Wahl, Frauenzimmer!«
Cathy schluckte. »Ich wähle ihn«, sagte sie klar und deutlich mit einem Nicken auf Jon. Die Männer brüllten ihren Beifall, klopften Jon auf die Schulter und machten dreckige Witze auf Billys Kosten. Jon antwortete wohlwollend auf die Worte, und einige seiner Bemerkungen ließen Cathy erröten. Aber seine Hände waren zart, als er mit seinem Messer ihre Fesseln durchschnitt. Bei der Zartheit seiner Berührung verspürte Cathy plötzlich eine überwältigende Zuneigung für ihn. Sie hätte ihn durch ihre Dickköpfigkeit töten können. Er wußte, daß er den Kampf verloren hätte, aber er hätte bis zum Tod gekämpft, um ihr Leben zu schützen. Cathy hatte plötzlich einen dicken Kloß im Hals. Als er ihre Fesseln alle durchschnitten hatte, streckte sie wortlos die Arme nach ihm aus. Er faßte um ihre Taille und setzte sie so leicht wie eine Feder auf den Boden. Mit einer raschen Bewegung öffnete er seinen Mantel und zog Cathy an sich heran, um ihre Brüste zu bedecken. Seinen Arm hatte er fest um ihre Schultern gespannt, während er sie zur Tür schob.
»Halt, Kapitän«, schrie Billy und sah die beiden mit offener Feindseligkeit an. »Wo wollen Sie denn hin? «
»Muß ich das noch erklären? Mir gefallen die Frauen in dieser Stadt. Sie sind für einen sehr hübschen Sport gut zu gebrauchen! « antwortete Jon frech und sah den Mann an. Die Zuschauer johlten. Billy bekam langsam eine violette Gesichtsfarbe.
»Du kannst das Frauenzimmer nicht mitnehmen, Kapitän«, gab Big Jim von der Bar aus zu verstehen.
»Nee, die bleibt hier«, schrie ein anderer Mann.
»Warum denn das? « Jons Stimme war gelassen und kühl. Unauffällig schob er Cathy hinter sich, und sie hatte Herzklopfen. »Ich habe sie in einem fairen Spiel gewonnen, nicht wahr? «
»Das ist wohl wahr«, meinte jemand, »aber Sie haben noch nicht die anderen Regeln dieses Spiels gehört! Sie haben sie nicht für sich gewonnen! Sie haben sie sozusagen nur für eine Weile gemietet. Dann geht sie an Billy, dann an Joe, dann an Harper und so weiter. Wir haben nur darum gespielt, wer
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