Hale 2 Freibeuter des Herzens
Gentlemen, oder Sie landen alle in der Hölle! « sagte er mit ruhiger Stimme zu den Schiffsoffizieren gewandt; als sie herumfuhren, legte sich ein breites Grinsen auf sein Gesicht.
Auf der Tamarind mußte Cathy ebenfalls grinsen. Harold hatte sie gerade wutentbrannt verlassen. Cathy zweifelte jedoch, daß sie ihn noch lange fernhalten konnte. Er hatte ihr klar zu verstehen gegeben, daß er an diesem Abend vorhatte, mit ihr das Bett zu teilen, ob sie sich wohlfühlte oder nicht. Hier lag auch der Grund für Cathys Grinsen. Sie hatte ihm während der letzten zehn Tage vorgespielt, seekrank zu sein, und jedesmal, wenn Harold in der Nähe war, gestöhnt und die Hände auf ihren Magen gepreßt. Harold, dem das Rollen des Schiffes ebenfalls Probleme bereitete, wurde von Cathys offensichtlicher Übelkeit abgeschreckt. Aber als es ihr an diesem Morgen immer noch nicht besser zu gehen schien, hatte er sie beschuldigt, die Seekrankheit nur zu spielen, was ihre Meinung bezüglich seiner Intelligenz etwas erhöhte. Denn sie spielte ihm wirklich gekonnt etwas vor. Nach ihren Erlebnissen mit Jon an Bord der Margerita war ihr Magen gegen alles gefeit, was ihm die See entgegenzusetzen hatte.
Wenn Harold ihr nicht mehr glaubte, beschloß Cathy insgeheim, dann würde sie ihn eben so überzeugen müssen, daß es keinen Zweifel mehr gab. Sie schmiedete einen Plan und lächelte, je mehr sie darüber nachdachte. Bisher war es ihr nicht schwer gefallen, Harold zu täuschen, und sie ging davon aus, daß heute nacht keine Ausnahme sein würde. Ihre Ehe war noch immer nicht vollzogen, und solange es Cathy möglich war, würde sie dafür sorgen, daß es auch so blieb.
Als der Abend hereinbrach, kehrte Harold zu ihrer Kabine zurück. Ihm folgte ein Matrose mit einem beladenen Tablett. Während der Matrose in einer Ecke des Zimmers den Tisch deckte, trat Harold vor Cathys Bett und starrte sie verärgert an. Sie blickte matt zu ihm auf.
»Ich bestehe darauf, daß du mit mir zu Abend ißt. « Seine Stimme klang fordernd.
»Aber Harold, ich fühlte mich nicht gut«, protestierte Cathy schwach. »Das Schiff... «
»Du hast mich gehört! «
»Ja, Harold«, flüsterte Cathy und schlug die Augen nieder. Durch ihre dichten Wimpern hindurch, konnte sie sein triumphierendes Lächeln sehen.
Sie trug einen braun-grünen Seidenmantel über einem dazu passenden Nachtgewand. Beides hatte sie bei ihrer Ankunft auf der Tamarind, zusammen mit einer kompletten Garderobe, vorgefunden. Gehorsam setzte sie sich Harold gegenüber, als dieser zu essen begann. Obwohl ihr völlig gesunder Magen protestierte, nachdem sie bisher nicht mehr als Toast und Tee zu sich genommen hatte, schob sie das Essen auf ihrem Teller nur lustlos mit der Gabel hin und her. Sie wollte den Eindruck hinterlassen, daß sie sich zu schlecht fühlte, um zu essen; den stirnrunzelnden Blicken nach zu urteilen, die Harold ihr zuwarf, schien sie damit Erfolg zu haben.
Harold dagegen dachte nur darüber nach, wie sehr er sie seit ihrer Hochzeit begehrte, mehr als er jemals eine Frau zuvor begehrt hatte. Bisher hatte sie es geschafft, ihn aus ihrem Bett fernzuhalten, aber heute würde er dem ein Ende bereiten. Er würde von ihr Besitz ergreifen, ob sie es wollte oder nicht. Er stellte sich sogar bereits vor, daß sie bei ihrer Rückkehr nach England genauso verrückt nach ihm war, wie er nach ihr . Auf jeden Fall war es für sie sinnlos, weiterhin an ihren Freibeuter zu denken. Er hatte dafür gesorgt, daß der Mann für immer außerhalb ihrer Reichweite sein würde, ohne dabei sein Versprechen zu brechen.
»Dir geht es doch schon besser, oder? « fragte Harold mit scharfem Tonfall, als sie das köstliche Himbeereis, das er zum Dessert bestellt hatte, kaum anrührte.
»Ja - ein wenig, Harold«, flüsterte Cathy beherzt, getreu ihrer Rolle.
»Gut, denn ich habe nicht vor, noch länger auf dich zu verzichten. Heute nacht hole ich mir, was mir von Gesetzes wegen gehört. «
Cathy wollte bei dieser Bemerkung bereits aufbrausen, aber sie schaffte es, die unterwürfige Rolle beizubehalten.
»Wir sind doch verheiratet, Harold. Wie könnte ich mich dir entziehen? Es ist nur - ich fühle mich so schlecht. « Harold nickte zufrieden.
»In gewisser Weise freut es mich, daß du zur Vernunft gekommen bist, auch wenn es sicherlich interessant geworden wäre, dich zu zähmen. Aber ich bin sicher, als Geliebte deines Piraten hattest du genug Gelegenheit, zu lernen, und ich erwarte von dir, daß
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