Hale 2 Freibeuter des Herzens
über die Knie hinunter, und die Ärmel hatte sie mehrfach umgeschlagen. Mit ihrem goldenen Haar und den wogenden Brüsten, die sich deutlich unter dem Stoff abzeichneten, wirkte sie klein und zerbrechlich, und unwiderstehlich weiblich.
»Eifersüchtig, Cathy? « fragte er leise, und ihm gefiel ganz und gar nicht, welche Gefühle sie wieder in ihm hervorrief. Cathy warf ihren Kopf zurück, wie ein Bulle, der bereit war, im nächsten Augenblick anzu greifen. Jon konnte die Hitze ihrer Wut förmlich spüren.
»Auf die da? Mach dich nicht lächerlich! « spuckte sie aus. Jon, der sie noch immer fest in seinen Armen hielt, lächelte sie amüsiert an.
»Ich glaube doch«, sagte er leise. »Ich glaube, du bist so eifersüchtig, daß es dich innerlich fast zerfleischt. Ich glaube, das ist auch der Grund, weshalb du auf Sarita losgegangen bist... «
»Ich soll auf Sarita losgegangen sein? « stieß Cathy aus. »Du mußt dir ja verdammt viel auf deine Fähigkeiten im Bett einbilden! Ehrlich gesagt, mein Lieber, du bist es gar nicht wert! «
»Ach, tatsächlich? « Jons Stimme war weich wie Seide; nur die Art, wie sich seine Augen verengten, deuteten an, daß Cathys Pfeil ihr Ziel getroffen hatte. »Wenn ich dich nackt in meinen Armen halte, sprichst du aber ganz anders: >Jon<, seufzt du dann, dann atmest du schwer und bettelst, daß ich weitermache... «
»Du eingebildetes Schwein! « zischte Cathy. Sie spürte, wie ihre Wangen brannten. »Ich lasse dich nie mehr auch nur in meine Nähe kommen! Du wirst mich eher umbringen müssen, als daß ich es zuließe, daß du mich noch einmal berührst! «
»Das glaube ich nicht«, erwiderte Jon, und in seinen Augen erschien ein häßliches Glitzern. Dann machte er sich daran, ihr zu beweisen, daß er recht hatte.
Kapitel 9
Weihnachten kam und ging, gefolgt von Neujahr. Aufgrund des stürmischen Wetters, das die ganze Aufmerksamkeit der Besatzung beim Segeln des Schiffes verlangte, schien es Cathy, als sei sie die einzige, die überhaupt daran gedacht hatte. Nur kurz gingen ihr Bilder der Feiertage im letzten Jahr durch den Kopf, die sie, zusammen mit Jon und Cray in Woodham als Familie verbracht hatte. Aber die Bilder waren zu schmerzhaft, und sie verdrängte sie schnell wieder aus ihren Gedanken. Diese kurze Zeit des Glücks erschien ihr mehr und mehr wie ein schöner Traum. Die harte Realität bestand aus dem Rollen der Cristobel, Jons wachsender Kälte ihr gegenüber und der Tatsache, daß ihr Sohn viele, viele Meilen von ihr entfernt war.
Die Cristobel segelte in südlicher Richtung. Das Wetter wurde heiß und drückend, und es regnete immer öfter völlig unerwartet. Widerwillig hatte ihr Jon auf ihre Frage geantwortet, daß er in Richtung Teneriffa segelte. Auf der Insel besaß er noch viele Freunde aus seiner Zeit als Freibeuter, und er benötigte ihre Hilfe, um die Cristobel absolut seetüchtig zu machen, bevor er über den Atlantik nach Amerika segelte.
Cathy hatte sich endlich ein paar Kleidungsstücke besorgt, die sie Angie Harrow, einer weiteren, ehemaligen Strafgefangenen verdankte. Sie war ebenso klein wie sie, aber weitaus magerer, und sie wirkte farblos wie ein Stück braunes Papier. Angie war Zimmermädchen gewesen, bis sie beschuldigt worden war, ihrer Herrin ein Paar diamantbesetzte Ohrringe gestohlen zu haben. Das Mädchen beharrte eisern auf ihrer Un schuld, und Cathy neigte dazu, ihr Glauben zu schenken. Nicht daß es eine Rolle spielte. Angie schien Cathy als ihre neue Herrin zu betrachten, und Cathy empfand es als angenehm, jemanden um sich zu haben, der all die Aufgaben gerne erfüllte, von denen sie nie erwartet hatte, daß sie sie einmal selbst würde tun müssen.
Jon betrachtete diese neue Freundschaft mit Mißtrauen, aber er sagte nichts. Für Cathy war es nur natürlich, jemanden zu haben, der sie bediente. Er bestand nur darauf, daß Angie aus seiner Kajüte verschwand, wenn er sich darin aufhielt, und ihre anderen Pflichten nicht vernachlässigte. Nachdem ansonsten beide Mädchen mit der Rollenverteilung zufrieden waren, ließ er sie in Ruhe.
Die Kleider, die sie von Angie erhalten hatte, waren dieselben einfachen Blusen und Rücke, die alle weiblichen Strafgefangenen erhalten hatten. Cathy besaß nur noch einen einzigen Unterrock, was sie jedoch nicht davon abhielt, ihn anzuziehen und an Deck zu gehen, wann immer sie konnte. An heißen Tagen war es weitaus angenehmer an Deck, wo doch immer eine leichte Brise ging, als in der stickigen
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