Half Moon Bay (German Edition)
gab ein wichtiges Detail, an das Sarah nie gedacht hatte. Es war die einzige Erklärung, die sie hatte. Und genau das war etwas, was sie noch wütender machte, als alles andere. Er hatte womöglich alles geplant. Es war wahrscheinlich kein Zufall, das er sie heiraten wollte. Er wollte ihr Geld. Er brauchte es für seine Partnerschaft in der Anwaltskanzlei. Für Sarah wurden die Verdächtigungen immer konkreter. Wie konnte er es wagen? Wie konnte er nur so kalt sein? Insgeheim hoffte Sarah, dass sie falsch lag. Aber es passte alles. Er schien alles genau geplant zu haben.
Sarah Mutter stammte aus reichem Hause und hatte nach ihrem Tod, für ihre Tochter ein kleines Vermögen hinterlassen. Doch um an dieses Geld zu kommen, musste Sarah heiraten, so stand es in ihrem Testament. Nie wäre sie auf die Idee gekommen, dass Mark auf ihr Geld aus war. Niemals hätte sie so etwas von ihm erwartet. Ihre Wut war so groß, dass sie sich an ihm rächen wollte. Sie wollte ihm genauso weh tun, wie er ihr wehgetan hatte. Und das würde sie nur schaffen, wenn sie ihn dort treffen konnte, wo es ihm wichtig und wertvoll war.
Sie brauchte einen Beweis. Und genau den wollte sie sich jetzt besorgen. Jetzt stand sie fertig angezogen vor ihrem Spiegel und war mit ihrem Ergebnis mehr als zufrieden.
"Was hast du so herausgeputzt vor?" Tina war aufgewacht und sah noch etwas schlaftrunken aus.
"Ich werde ihm wehtun, und es ihm heimzahlen!", sagte Sarah mit einem kleinen Lächeln.
"Was?" entfuhr es Tina und war mit einem Mal wach. Schnell sah sie auf den Wecker auf dem Nachttisch. Es war schon halb zehn.
"Aber heute ist doch Donnerstag. Hast du nicht gesagt, dass er heute dieses alles entscheidende Meeting mit der Kanzlei hat?"
"So ist es!" Selbstsicher und mit einem gemeinen Lächeln verließ Sarah das Haus und stieg in ihr Auto. Ihre neu gewonnene Selbstsicherheit wurde mit jedem Meter, die sie der Anwaltskanzlei näherkam, immer kleiner. Die Zweifel in ihr wurden lauter.
Was ist, wenn ich ihm unrecht tue? Was, wenn er es gar nicht auf mein Geld abgesehen hatte?
Sie musste es einfach herausfinden. Sie würde es nie erfahren, wenn sie es nicht wagen würde. Also versuchte sie die Zweifel beiseitezuschieben und machte sich innerlich bereit. Schließlich hatte er versucht sie mit ihrer Freundin zu betrügen und außerdem war Sarah fast sicher, dass er das schon mit anderen Frauen getan hatte. Wie oft war er auf Geschäftsreisen gewesen! Wie oft hatte sie versucht ihn abends anzurufen und ihn nicht erreicht. So oft hatte er sein Handy ausgeschaltet. Es war einfach unabdingbar, das er eine saubere Weste hatte. Sie würde Mark, hoch erhobenen Hauptes abservieren und dafür sorgen, dass es genug Zuschauer gab. Dann hätte sie schließlich auch eine kleine Rache gehabt.
Zumindest musste sie es versuchen. Jetzt war es Viertel vor zehn und es war schon ziemlich warm. Der Himmel war blau und auch an diesem Tag versprach die Sonne, erbarmungslos zu sein.
Sarah betrat den Eingang der großen Kanzlei und schritt langsam den langen Flur entlang. Dann kam sie zu einer gläsernen Tür und ging hinein. Eine junge Frau saß vor einem großen Schreibtisch und telefonierte. Links, in dem kleinen Büro befand sich eine große Holztür mit einem goldenen Schild.
DR. HAROLD BAXTER
Sarah kannte diesen Namen. Er war der Rechtsanwalt, bei dem Mark angestellt war.
Als die junge Frau das Telefonat beendet hatte, sah sie Sarah musternd an.
"Guten Tag, wie kann ich Ihnen Helfen", fragte sie freundlich.
"Hallo, ich möchte gern mit Mr. Baxter sprechen."
"Haben sie einen Termin?"
"Nein, aber sie können ihm sagen, das es um meinen Verlobten Mark Harrison geht. Und es ist dringend!"
Sarah versuchte so sicher wie möglich zu klingen, damit man ihre Nervosität nicht bemerkte.
Nach endlosen Momenten nahm die Tippse endlich den Telefonhörer in die Hand und wählte.
"Ja, Mr. Baxter, ... Mr. Harrisons Verlobte ist hier und möchte sie dringend sprechen. ... Ja Sir."
Dann legte sie den Hörer wieder auf und sagte: "Er erwartet Sie, Sie können rein gehen."
Sarah nickte ihr dankend zu und öffnete die große schwere Holztür.
"Oh, das freut mich aber, Mrs. ...!"
"Taylor, Sarah Taylor!", sagte Sarah und ging auf den etwas älteren Mann zu, der ihr entgegenkam.
"Es tut mir sehr leid, wenn ich bei Ihnen einfach so hereinplatze, aber ich muss sie dringend sprechen."
"Ja, es überrascht mich etwas, das muss ich zugeben, aber ich habe gern Besuch, von so einer hübschen Frau wie
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