Half Moon Bay (German Edition)
Monate über hatte sie es auch nicht gewusst und es ging ihr gut dabei. Wenn Helen sie jetzt wieder in sein Leben miteinbezog, dann wäre sie so schmerzlich nahe bei ihm. Nein, das wollte sie nicht. Sie konnte es einfach nicht.
Sie hatte gerade begonnen ihr Leben neu zu starten und hatte schon einen großen Teil geschafft.
Durch David würde das alles in Gefahr sein. Allein ihr Gefühlsleben würde auf längere Sicht da nicht mitmachen.
Es war still geworden in dem Zimmer. So still, dass sie Helen atmen hören konnte.
Die alte Dame saß immer noch auf ihrem Bett und starrte ins Leere.
"Ist alles in Ordnung, mit dir?" Sarah wunderte sich, dass sie überhaupt nicht traurig aussah. Ihre Augen sahen düster aus. War sie etwas wütend? Sofort ging Sarah zu ihr. Sie wusste genau, wie gefährlich die Aufregung für Helen war. Sie nahm ihre Hände und sah sie an.
"Helen, bitte beruhige dich. Denk an dein Herz."
Sie sagte kein Wort und sah sie plötzlich an. Ihr Blick war lang und intensive. Und ganz langsam wurde Helen wieder ruhiger. Es schien, als hätte Sarah etwas Besänftigendes an sich.
Mehrere Augenblicke vergingen, bis Helen wieder ganz die Alte war.
Sie wollte gerade anfangen zu erzählen, als Sarah sie bittend ansah. Sofort verstand sie und hielt inne. "Es tut mir leid, Sarah. Ich hätte dich nicht bitten sollen, bei mir zu bleiben."
"Ich will nur eines wissen, Helen? Geht es ihm gut?" Helen lächelte traurig und sagte leise:
"Ja, es geht ihm gut."
"Gut", erwiderte sie. "Mehr kann ich nicht ertragen, zumindest im Moment noch nicht!"
Die alte Dame verstand und nickte. Sarah würde es sowieso aus der Presse erfahren, was ihm widerfahren war. Aber aus seiner Mutters Mund war es etwas ganz anderes. Viel persönlicher und vor allem familiär. Sarah ließ Helen allein, um ihre Schlafsachen zu holen. Diese Nacht würde Sarah nicht in ihrem Bett schlafen können, aus Angst Helen könnte etwas zustoßen. Sie nahm zwar regelmäßig ihre Medikamente, doch die Angst war nicht aus dem Kopf zu bekommen. Das Bild, als sie die alte Frau in ihrem Haus, bewusstlos gefunden hatte, war wieder da. Wenn sie bei ihr im Zimmer schlief, konnte sie ihr wenigstens gleich helfen und sie war in solch schrecklichen Minuten nicht allein.
Eine ganze Weile lag Sarah noch wach und hörte den regelmäßigen Atemzügen von Helen zu. Natürlich war sie in Gedanken, bei dem Mann, dessen Kind sie unter ihrem Herzen trug.
Es ging ihm gut. Das war alles, was sie nun wusste, und reichte aus, dass Sarah innerlich zufrieden war. Dann schlief auch sie endlich ein.
Aber in dieser Nacht träumte sie von ihm. Sie trafen sich am Strand von Half Moon Bay. Und je schneller sie auf ihn zu rannte, blieb er nur ein kleiner schwarzer Punkt am Horizont.
Kapitel 11
Am Eröffnungstag waren alle ziemlich aufgeregt. Den heute und in den nächsten Tagen würde sich herausstellen, ob sich ihre Arbeit gelohnt hatte. Sarah, Tina, Joe, Will, Renata und Helen waren schon im Café, als es nicht mehr lange dauern würde, bis Will es endlich offiziell eröffnen konnte.
Er hatte sogar seinen besten Anzug angezogen und Renata war gerade dabei, ihm die Krawatte vernünftig zu binden. Tina kontrollierte ein letztes Mal ihre Haare und Sarah fotografierte alle dabei.
Joe, der es sich mit Helen an einem Tisch bequem gemacht hatte, beobachtete seine Tochter.
"Sie ist erstaunlich, Joe", sagte Helen.
"Ja, ich bin sehr stolz auf sie. Sie hat alles, was sie sich vorgenommen hat, in die Tat umgesetzt."
"Sie ist eine Kämpferin. Hat sie das von dir oder deiner Frau?"
Joe lachte.
"Na, von mir bestimmt nicht. Nein, sie ist ihrer Mutter in so vielen Dingen so ähnlich, das es mir manchmal Angst macht."
"Hi! Kann ich euch schon etwas zu trinken bringen", fragte Sarah und lief an den Tisch.
"Oh, gerne ich möchte gern ein Glas Sekt und dein Vater bestimmt auch. Zur Feier des Tages!"
"Aber nur ausnahmsweise und nur ein Glas, Helen", ermahnte Sarah sie streng. Wie immer war Sarah besorgt, wenn Helen unvernünftig werden wollte.
"Ja, ja ich weiß schon! Nur ein Glas!"
Sarah hatte durch ihre Freundin mitbekommen, dass David und Nicole ihr Baby verloren hatte. Man konnte es in jeder Zeitschrift lesen und in jeder Klatschzeitung zierte ihr Foto die Titelseiten.
Traurigkeit und Mitgefühl, das waren die Gefühle, die Sarah für die beiden hatte. In Gedanken strich sie sich jedes Mal, wenn sie an ihn dachte, über ihren eigenen Bauch. Als wollte sie das kleine Leben in ihr beschützen. Sie fühlte wirklich
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