Half Moon Bay (German Edition)
zuziehen.
Sie hatten die Küche sehr schnell aufgeräumt, und als Sarah die Geschirrspülmaschine anschaltete, lehnte David sich an die Theke und fragte:
"Wie ist es dir ergangen? Es ist mehr als ein Jahr her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben."
Was sollte sie ihm sagen? Die Wahrheit? Nervös strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Fieberhaft überlegte sie, was sie ihm zur Antwort geben sollte. Warum sollte sie ihm ein paar Details nicht erzählen? Schließlich wusste sie auch, was er so getrieben hatte, seit er sie hat sitzen lassen.
"Ich habe ein Café, das viel von meiner Zeit einnimmt." Es war ihr unangenehm, über sich zu sprechen und vermied es ihn anzusehen. "Hast du auch geheiratet?"
Jetzt wusste Sarah nicht, was sie sagen sollte. Sie wollte nicht den Eindruck bei ihm erwecken, das sie auf ihn gewartet hätte oder sich Hoffnungen gemacht hatte.
"Ja, mein Mann Will und ich führen das Café zusammen." Das war zumindest keine direkte Lüge. Sarah war froh, das sie ein Spültuch in der Hand hielt, damit konnte sie seinem Blick ausweichen und die Arbeitsfläche putzen. Ja, sie schrubbte sie förmlich.
"Und wie laufen die Geschäfte?" Seine Stimme hatte sich verändert. Sie hörte die Kühle darin heraus.
"Danke, sehr gut! Wir überlegen gerade, eine weitere Filiale zu eröffnen."
Er hielt plötzlich einen größeren Abstand zwischen ihnen ein, was Sarah nur recht war. So konnte sie klarer ihre Gedanken fassen.
"Und bei dir? Hast du bald wieder ein neues Projekt?" Endlich! Sie war froh, dass es ihr gelungen war, das er ihr nun die Fragen beantworten musste.
"Ähm ja, aber ich lese das Drehbuch noch. Es wird wahrscheinlich wieder in Europa gefilmt werden." Wieder entstand eine kurze Pause zwischen ihnen. Es knisterte schon fast hörbar, aber Sarah versuchte, das zu ignorieren.
Plötzlich ergriff er ihr Handgelenk und sie erschrak sich.
"Sarah, ich ...!"
"Bitte David, ... sag nichts!" Sie sah ihn an und spürte, wie schwach sie wurde unter seinem Blick. Sie war nicht stark genug. Bei ihm schaffte sie es einfach nicht. Schnell machte sie sich los und rannte in ihr Zimmer.
Dort konnte Sarah endlich aufatmen. Diese Situation war mehr als gefährlich gewesen. Hätte David noch ein Wort mehr gesagt, wäre es mit ihre Selbstbeherrschung vorbei gewesen. Jetzt war sie in ihrem Zimmer und doch war sie nicht zufrieden mit sich.
"Was ist los? Habt ihr euch etwa gestritten?" Tina kam gerade aus der Dusche raus und wickelte ein Handtuch um ihr Haar.
"Nein, wo denkst du hin? Aber ich glaube, ich habe gerade eine neue Dummheit begangen," jammerte sie. Jetzt, als es zu spät war, hätte sich Sarah dafür ohrfeigen können. Wie konnte sie ihm sagen, das sie verheiratet ist. Es war ja zumindest keine Lüge. Sie hatte nie eine Ehe geführt, wie David es vermuten würde.
"Ich sagte ihm, das ich verheiratet bin."
Tina bürstete gerade ihr Haar und hielt mitten in der Bewegung inne.
"Du hast was?" Empört blickte sie Sarah an. "Aber Sarah, warum sagst du so etwas? Du bist geschieden! Ich verstehe nicht, was das Problem jetzt ist!"
"Ach Tina. Es ist alles so kompliziert."
"Kompliziert machst du es nur selbst, wenn ich dir das einmal sagen darf. Dir ist wirklich nicht zu helfen." Tina schüttelte verständnislos den Kopf, zog ihre Pyjamahose an und meinte:
"Du solltest wirklich ein klärendes Gespräch mit ihm führen, bevor dieses Durcheinander noch schlimmer wird. Das ist die einzige Lösung, damit du endlich Frieden finden kannst. Denk mal darüber nach. Ich leg mich schlafen! Gute Nacht!" "Wahrscheinlich hast du recht, schlaf schön!"
Natürlich konnte Sarah nicht schlafen. Sie lag noch lange wach.
Am Morgen der Beerdigung regnete es unaufhörlich. Sarah wurde als Erste wach und ging gleich unter die Dusche. Heute war der Tag, an dem sie ihre Freundin Helen beerdigen würden.
David war bestimmt schon lange auf. Sie weckte Tina und ging in die Küche runter.
Doch die Küche war leer. Vielleicht schlief er noch! Sie brauchte erst einmal einen Kaffee. An der Theke fand Sara schließlich eine Nachricht.
Ein Fahrer wird euch um 9.30 Uhr abholen. David
Er war also gar nicht mehr im Haus. Dann würden sie sich auf dem Friedhof wieder sehen.
Tina und Sarah wurden pünktlich, wie David es gesagt hatte, abgeholt. Die Limousine war schwarz und durch die Fensterscheiben konnte man nichts erkennen. Der Fahrer im Anzug öffnete ihnen die Tür und beide Frauen stiegen ein. "Das ist aber trotz allem sehr aufregend, Sarah!
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