Half Moon Bay (German Edition)
hielt nichts mehr. Sie stürzten aufeinander in die Arme und hielten sich fest. Sie umklammerten sich, als würden sie ertrinken. Sie sog seinen Duft tief ein und wollte ihn nie wieder loslassen. Sein Haar fühlte sich noch genauso an, wie damals und sein Oberkörper war wie geschaffen für ihren Kopf, den sie an ihn schmiegte. Seine Arme hatte er fest um sie geschlungen und Sarah spürte, wie viel Kraft in ihnen lag. Das Gefühl von Geborgenheit durchströmte sie. Sie wollte ihn nie wieder loslassen.
Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie so da standen, doch für es fühlte sich zu kurz an.
Er lies sie los, sah in ihr Gesicht. Seine Augen waren kleine schmale Schlitze und es würde nicht lange dauern, bis seine Lippen auf ihren lagen. Sie wünschte es sich so sehr.
Schon schloss Sarah ihre Augen in voller Erwartung. Es trennten sie nur noch Zentimeter. Sein Atem fühlte sich warm an, auf ihrem Gesicht. Fast konnte sie ihn schmecken. Doch im letzten Moment wich er seitlich ab und drückte sie noch einmal fest an sich, bevor er sie endgültig los lies.
Frustriert schlug sie ihre Augen wieder auf und musste feststellen, das er sie nicht küssen wollte. Warum sollte er auch! Er war verheiratet.
Verlegen und errötend wich sie seinem Blick aus.
"Es tut mir leid, wegen deiner Mutter!" Sie sah ihm den wenigen Schlaf an. Unter seinen Augen lagen dunkle Schatten und er hatte abgenommen.
"Danke!" Seine Stimme war jetzt gefasster und kräftiger. Er sah sie an.
Sarah spürte genau seine Augen auf ihr Ruhen. Das machte sie nervös.
"Wie geht es dir?" Sie brachte keinen Ton heraus und nickte nur. Nach ewigen Augenblicken hatte sie endlich ihre Fassung wieder erlangt.
"Ich komme schon irgendwie klar! Ich glaube, du bist mir eine Erklärung schuldig!"
Er hatte keine Ahnung, wie viel sie ihm erklären musste, doch wo nur sollte sie anfangen? Vor allem welche ihrer Sünde meinte er? War da nicht auch das Bedürfnis selbst Erklärungen von ihm zu bekommen? War er ihr nicht schon viel früher etwas schuldig geblieben?
Die Gedanken, die ihr im Kopf herumspukten, führten dazu, dass sie ihm nicht zeigen wollte, wie verletzt sie noch immer war. Sie wollte ihm stark gegenüberstehen und zeigen, das sie ihn überwunden hatte, auch wenn sie eben noch in seinen Armen fast dahin geschmolzen wäre. Aber sie entschuldigte es, mit der Ausrede, dass sie eben einen schwachen Moment erlitten hatte.
"Komm lass uns ein Stück gehen." Bereitwillig nickte er und gemeinsam gingen sie am Strand entlang. Sie beobachtete ihn aus den Augenwinkeln heraus, doch er sah starr auf den Sand.
"Wie kam es dazu, dass meine Mutter bei dir und deinem Vater lebte", fragte er ohne Umschweife. Sarah war erleichtert, dass er nicht mit all den anderen Themen anfing. "Sie hatte vor ein paar Monaten einen kleinen Schwächeanfall. Dabei hatte sie sich ihren rechten Arm gebrochen. Der Bruch war etwas komplizierter, deshalb benötigte sie länger einen Gips.
Ich habe ihr angeboten, bei meinem Vater und mir zu wohnen. Sie brauchte jemanden, der ihr half. Mit dem Arm konnte sie sich schließlich nicht allein versorgen."
David blieb stehen und fragte entsetzt: "Sie hatte einen Schwächeanfall? Wieso weiß ich nichts davon?"
"Sie bat mich ausdrücklich, dich nicht anzurufen."
"Aber wieso?"
"Sie wollte nicht, das du dir Sorgen machst. Außerdem sagte sie mir, du hättest andere Probleme und wollte dich nicht unnötig beunruhigen. Es ging ihr auch recht schnell wieder gut!"
David entgegnete nichts. Sarah gab ihm ein wenig Zeit, damit er verstehen konnte.
"Meine Mutter sagte mir, das sie bei einer Freundin leben würde. Aber das du die Freundin warst, davon hatte ich keine Ahnung. Sie hat also die ganze Zeit in deinem Haus gelebt?"
"Ja!" Sarah hoffte inständig, dass das Gespräch weiter so leicht und nicht schwieriger werden würde. Aber das änderte sich schlagartig.
"Wieso hast du nichts gesagt? Ich hätte dich unterstützt, Sarah!"
"David, ich brauchte deine Unterstützung nicht. Ich ... wollte ...!
Ich habe deine Mutter sehr geliebt. Das haben wir alle. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel sie uns gegeben hat. Sie war eine fantastische Frau und um Geld ging es uns nie! Wir kamen gut zurecht!"
David sah auf das Meer hinaus.
"Dann bin ich dir sehr dankbar, Sarah!" Langsam gingen sie weiter.
"War jemand im Krankenhaus bei ihr, als es passierte?"
"Sie war in keinem Krankenhaus, David!"
"Wieso nicht?" Jetzt war sein Blick scharf und kleine Falten bildeten sich um seine
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