Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
funkelt ein graziler Ring in Weißgold entgegen, der in seiner Mitte einen trapezförmigen Edelstein präsentiert. Riccardo nimmt den Ring heraus und streift ihn mir sachte auf den Ringfinger. Oh, dieser Verlobungsring sieht wirklich märchenhaft aus, aber … er schlackert mir nur arglos auf dem Finger umher. Tja, er ist mir (wie auch viele andere Dinge in meinem Leben) um etliche Nummern zu groß.
»Ach, zu schade, der passt leider nicht, mein Liebling!«, bemerke ich süffisant in Richtung Riccardo und hauche ihm dabei einen verheißungsvollen Schmatz auf die Lippen.
»Na, das ist ja interessant.«
Ich drehe jetzt wohl komplett durch, denn mir ist, als ob ich eben durch die kunterbunte Geräuschkulisse des Raumes hindurch -Francescos Stimme vernommen hätte. Ich schüttle den absurden Gedanken gleich ab, mein wahrer Lebemann verweilt ja derzeit in Paris.
Aber wenn er mich hier sehen könnte, na ... dann würde er bestimmt durchdrehen. Ich muss bei diesem Hirngespinst nun doch lächeln. Wie das ganze Szenario hier etwa auf Francesco wirken würde: Ich drücke Riccardo einen Kuss auf die Lippen und dieser hält dabei liebevoll meine Hand und daran blitzt und funkelt ein graziler Ring. Und dann noch die Sache mit dem Verlobungsmenü! Ha ... nein wirklich, das wäre aufrichtig komisch! Ich breche augenblicklich in leises Gelächter aus.
»Würdest du bitte sofort mit mir mitkommen!«, knurrt jemand hinter meinem Rücken.
Woher kommt nur diese Stimme? Autsch! Irgendetwas zerrt vehement an meinem Ellbogen. Mich beschleicht ein ganz, ganz - also, ganz außergewöhnlich ungutes Gefühl ... und ich bin sicher nicht schwanger. Anmerkung: Wie denn auch!
Ich bleibe einstweilen geduckt sitzen und wage es nicht, mich umzudrehen. Es ist bestimmt nur ein schlimmer Albtraum und ich wache gleich daraus auf. Es kann sich nur noch um Sekunden handeln. Ich werde einfach die Augen schließen, mich komplett ausblenden und zählen.
»Erlauben Sie mal! 38 Lassen Sie jefälligst den Arm meener Schwiegertochter los 39 , Sie unverschämter Mensch! 40 «, kreischt Mutter Kunigunde ungeduldig hervor.
»Schwiegertochter! 41 Ha, das ich nicht lache! Ich will mich nun nicht mehr wiederholen 42 , Amelie! 43 «
Francescos Stimme klingt gegenwärtig alles andere als sanft und zart. Den nächsten Angriff auf meinen Arm bin ich nicht mehr gewachsen, denn dieser ist so kraftvoll, dass ich emporgerissen werde und zwangsweise herumwirble. Da sind sie, diese wunderbaren, rehbraunen Augen! Aber der Rest des sonst so süßen Antlitzes sieht ganz und gar nicht amused aus.
»Ich frage dich jetzt zum letzten Mal: Was soll dieser Zirkus hier und wer zum Teufel ist diese Person?«, fragt Francesco gereizt und deutet wütend auf die schnaubende Kunigunde.
»Ich kann dir das erklären, es ist alles ganz harmlos. Lass uns bitte hinausgehen!«, trällere ich ihm nach meiner anfänglichen Beklommenheit sanft entgegen und ich bin auch darum bemüht, ihn einigermaßen zu beschwichtigen.
»Du wirst mit diesem Flejel nirjendwo hin jehen!«, mischt sich Kunigunde ein. »Und Sie, juter Mann, lassen jetzt uff da Stelle den Arm meener Schwiegertochter 44 los!«
Im Handgemetzel rutscht mir jetzt auch noch dieser idiotische Ring vom Finger und kullert unter den Tisch.
»Nu kieken Sie eenmal, was Sie anjerichtet haben!«, erwidert Kunigunde, bevor sie sich auf die Knie wirft und ihr beleibter Hintern unter der Tischdecke verschwindet.
»Was ist denn hier los?«, will Nike, die gerade von der Toilette zurückgekehrt ist, wissen.
Mittlerweile unterhalten wir schon die gesamte Stube mit unserer bizarren und brisanten Verwechslungskomödie.
»Nike, Gott sei Dank!«, rufe ich ihr erleichtert zu. »Ich glaube, ich halluziniere. Bitte kneif mich mal fest! Autsch!«
Oh, nicht Nike zerrt an meinem Arm, sondern Francesco. Er schubst mich Richtung Tür.
»Ach, da is er ja!«, röhrt Kunigunde und taucht wieder aus der Versenkung des Bodens auf, um meinen funkelnden Klunker zu präsentieren.
»Das ist ja hier ein komplettes Irrenhaus! Ich gehe!«, lässt mich Francesco wissen und humpelt mit seinem Gehgips den Flur Richtung Ausgang entlang.
»Francesco, bitte warte!«, ruft ihm Riccardo, der nach einer kurzen Schreckstunde seine Stimme zuerst wiedergefunden hat, nach und hechtet ihm hinterher. Im Gänsemarsch geht es weiter: Nach Riccardo reihe ich mich ein, dann folgt Nike, Raffael und zu guter Letzt begleitet uns außerdem noch Mutter Kunigunde. Riccardo holt
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