Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
ein bisschen durch, ja!«
»Ich halte schon über drei Stunden durch«, erwidere ich. »Ich möchte wirklich nicht länger bleiben. Ich will nach Hause, in bequeme Klamotten schlüpfen, eine entspannende CD hören, in einem Buch blättern und am Balkon noch ein Gläschen Wein trinken. Du kannst ja später nachkommen. Würdest du mir bitte Vinzenz zur Verfügung stellen oder soll ich mir besser ein Taxi rufen?«, frage ich ihn freundlich und ohne dabei einen Hintergedanken zu verfolgen, oder das in meiner Frage Verärgerung mitklingen würde.
»Du kannst mich hier doch nicht allein zurücklassen, wie sieht denn das aus!«, faucht er mich leise an.
»Das würde dann so aussehen, als ob ich dir vertraue und dich auch ohne Aufsicht lassen könnte.«
»Ich würde es trotzdem begrüßen, wenn du meinen Wunsch würdigen und dich danach richten würdest.«
Oh, er hat still und heimlich den Spieß umgedreht und stellt seine Forderung nun im Befehlston an mich!
»Es tut mir leid, aber ich habe einfach keine Lust mehr«, antworte ich ihm hartnäckig.
Na, sieh mal an! Da hat sich doch tatsächlich eine fremde Hand an Francesco rangemacht! Sie streicht ihm sanft über das Knie und hält dann an seinem Oberschenkel inne. Ich blicke wütend zu Bibiana, aber diese ist scheinbar in ein interessantes Gespräch mit ihrem anderen, überaus greisen Tischnachbarn vertieft. Sie unterhält sich ungezwungen und lacht amüsiert auf, während sie meinen Begleiter ungeniert und in aller Öffentlichkeit begrapscht und anmacht.
»Ich habe es mir anders überlegt!«, entgegne ich abrupt.
»Sehr gut - das freut mich!«
Francesco tut gerade so, als ob er die fremde Hand nicht bemerkt hätte. Wie kann einem DIE entgehen? Oh, ich verstehe: Er fühlt sich geschmeichelt. Das muss es wohl sein!
»Ich bin zum Schluss gekommen, dass du mich begleiten solltest. Fremd und hilflos, wie ich nun mal bin, könnte ich mich ja auf dem Nachhauseweg verirren«, erkläre ich ihm ernsthaft, »wie beispielsweise diese Hand, die sich jetzt schon seit geraumer Zeit auf deinem Schenkel ausruht und die du anscheinend noch immer nicht bemerkt hast!« Nun liegt Verärgerung in meiner Stimme.
»Das ist doch nur Bibianas Arm!«, fährt er mich an. »Wir sind schon seit Ewigkeiten befreundet.«
»Nun, ich werde mich nicht mehr wiederholen, entweder du kommst jetzt mit oder ...«
»Oder was?«, herrscht er mich schnaubend an.
»Ach, dieses Gespräch führt doch zu nichts! Bleib ruhig hier 45
- auf diesem berauschenden Fest - und erquicke deine Tischnachbarin, ich mach’ mich jetzt jedenfalls vom Acker!«, gebe ich zornig und nicht mehr ganz so leise zurück. Danach schlüpfe ich in die Pumps, raffe mich auf und verlasse schnellen Schrittes und erhobenen Hauptes den Saal.
Ach, bin ich wütend! Typisch Mann! Ich habe kurzfristig außer Acht gelassen, dass er ja auch dieser brunftigen Gattung angehört! Genießt vor meinen wachsamen Augen die Streicheleinheiten einer Alten Freundin ! Dass ich nicht lache! Er führt sich auf wie ein aufgeblasener Gockelhahn im rammelvollen Hühnerstall! Er will sich nur beweisen und in Szene setzen! Bitte, das ist ihm gelungen!
Ich steuere auf den Ausgang zu und danach halte ich auch schon Ausschau nach der schwarzen Karosserie. Tja, leider lässt der Erfolg dabei deutlich auf sich warten, denn die gesamte Allee ist gesäumt mit dunklen Fahrzeugen.
»Amelie, so bleib doch stehen!«, ruft mir Francesco nach.
Oh, ich habe Glück, da kommt ein Taxi die Straße entlang. Ich werde gewiss nicht hier stehen bleiben und auf eine Moralpredigt des Monsignore Percher warten! Ich kämpfe mich mit meinen hohen Hacken die Treppen hinab und winke das Taxi heran. »Wo willst du eigentlich hin?«, fragt mich Francesco, als er zu mir aufgeschlossen hat. Er umfasst dabei rasch mein Handgelenk.
Tja, das ist eine absolut berechtigte Frage! Ich habe keinen Tau! Ich weiß blödsinnigerweise nicht einmal die Adresse von seiner Villa, geschweige denn, den Anfahrtsweg dorthin.
»Ich will hier weg!«, entgegne ich stur. »Was sollte denn das eben!«, fahre ich ihn funkelnd an. »Du willst dich doch nur vor deinen Freunden profilieren und mich willst du anscheinend nur provozieren! Das war einzig Sinn und Zweck dieses Abends, oder täusche ich mich da?«
»Es tut mir aufrichtig leid!«, stammelt er hervor.
»Verhältst du dich in solch einer Gesellschaft immer wie ein Chauvinistenschwein? Wenn sich das bewahrheitet, dann kannst du das mit uns getrost
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