Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
Ich nehme ein Taxi«, erwidere ich aufmüpfig (obwohl ich eigentlich liebend gerne einsteigen würde – ich meine, nicht wegen dieses Scheusals, sondern wegen seines fahrbaren Untersatzes, das mich getrost schnell zu meinem Heim bringen würde! Er würde mich doch bis vor die Haustür bringen, oder? Nun, ich melde an dieser Stelle gewisse Zweifel an. Er ist ja nicht gerade ein Menschenfreund, obwohl er mit seinen Kollegen auf dem Revier ein überaus friedliches Miteinander zu haben scheint. Aber das kann auch auf seine Autorität zurückzuführen sein und beweist rein gar nichts!).
»Geben Sie’s zu! Sie können kaum mehr laufen?«
»Und, wem habe ich das zu verdanken?«
»Nun, steigen Sie schon ein! Ich würde Sie ja nicht mitnehmen, aber Garfield besteht darauf. Er ist Ihnen für den kleinen Abendspaziergang
äußerst dankbar.«
»Nein, ich nehme ein Taxi!«
»Also ich kenne bestimmt sehr viele engstirnige Personen, aber Sie schlagen dem Fass den Boden aus! Außerdem ...«
»Außerdem, was?«
»Außerdem müssten sie dann wohl ein Taxi bestellen, denn der Taxistand da vorn um die Ecke ist um diese Zeit nicht mehr besetzt.«
»Und das sagen Sie mir erst jetzt, wo ich schon direkt darauf zusteuere!«
»Nun, Sie haben nicht gefragt«, gibt er zurück. »Und, was ist jetzt?«
»Also gut! Garfield zuliebe.«
Wir meckern uns während der kurzweiligen Autofahrt nicht mehr weiter an (ich bin einfach zu erschlagen, um noch die Energie dafür aufbringen zu können). Er fährt mich ohne Aufforderung bis vor die Tore meines Heimes und ich würge beim Aussteigen leise ein »Danke« hervor (obwohl: wofür eigentlich?).
»Bis nächste Woche!«, ruft er mir fröhlich hinterher.
»Ich dachte mir, Sie haben für diesen Kurs nicht immer Zeit?«, frage ich vorsichtig nach.
»Oh, die Zeit nehme ich mir einfach. Auf Wiedersehen, Frau Parker!«, zwitschert er freundlich und ist damit auch schon weg.
Caro ruft mich am nächsten Tag aufgeregt an und lässt mich wissen, dass sie am Nachhauseweg vom Kurs zufällig von einem Wagen, dessen Fahrer sich als Roland herausstellte, eingeholt worden ist. Nachdem ich nicht weiß, von wem sie da spricht, erklärt sie mir, dass dies der zweite Ausbilder des Selbstverteidigungskurses sei und dass er ihr angetragen hatte, sie nach Hause zu geleiten. (Da scheint doch untrüglich eine Taktik dahinterzustecken oder täuscht mich das? Zuerst machen sie die Frauen in ihrem Kurs willenlos, indem sie sie körperlich so sehr schwächen, dass sie sich kaum mehr auf den Beinen halten können, und dann eskortieren sie ihre geschundenen Opfer noch freundlicherweise nach Hause. Ha, dass ich nicht lache! Autsch, selbst das bereitet mir heute Morgen Schmerzen!)
Caro berichtet mir weiters, dass sie Roland daraufhin auf einen Kaffee in ihre Wohnung eingeladen hat und dass er dieses Angebot – o, welch Wunder? - dankend angenommen hat. Nach einer halben Stunde hat er sich dann aber artig verabschiedet und gemeint, dass er sich jetzt schon auf ein Wiedersehen mit ihr freuen würde!
Ha, ich hab’s ja gewusst! Alles Banditen!
Nach dieser Story erzähle ich ihr von meiner verhängnisvollen Affäre zu diesem Handler und sie gluckst und gackert dabei durch den Telefonhörer, was das Zeug hält (als dass sie, wie es sich für eine wahre Freundin geziemen würde, Betroffenheit und Mitgefühl zeigen würde!).
Nike und Alex fahren übers Wochenende in eine Therme und wollen sich rundum verwöhnen lassen. Ich habe demnach - wieder einmal – sturmfreie Bude und kann dies - wieder einmal - nicht ausnutzen, da Francesco in Zürich logiert.
Am Samstag bekomme ich kurzfristig frei, da ich auf der Terrasse eingeteilt bin und es seit Stunden wie aus Kübeln schüttet. Demnach ist mein freier Tag nicht ins Wasser gefallen , sondern gerade aus dieser sprichwörtlichen Misere entstanden. Nun, auch nicht schlecht, so kann ich noch ein wenig meine offenen Wunden lecken und meinen Muskelkater pflegen. (Übrigens: Treppabwärts spüre ich alle Fasern meiner Muskeln dreifach. Dagegen ist das Hochsteigen ja ein wahrer Genuss! Nicht sadomasochistisch gemeint!)
Morgen und übermorgen wird es in der Arbeit ohnehin sehr stressig werden (Ostersonntag und –montag stehen bevor!), da tut ein bisschen Ruhe vornweg gewiss ganz gut.
Nachdem mich mein freier Tag so unverhofft getroffen hat, beschließe ich, Caro anzurufen. Eventuell verweilt sie ja gerade zu Hause und hat nebenbei Lust auf ein ausgiebiges
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