Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
Schweinchen gehabt.)
»Und du?«, wollte er noch wissen.
»Oh, ich muss in die Gegenrichtung.«
»Na, dann bringen wir zuerst dich nach Hause.«
»Ach, das wäre unsinnig. Wie lange bist du eigentlich noch in der Stadt?«
Ich musste unbekümmert danach fragen, denn sonst hätte ich mich die nächsten Tage nicht mehr ins Hotel gewagt.
Stellen Sie sich vor, ich erscheine vor diesem hinreißenden Mann in meiner gänzlich abtörnenden und spießbürgerlichen Arbeitskutte. Der arme Francesco würde zweifelsohne einen immensen Schock erleiden und weglaufen, und zwar so schnell wie ihm dies seine Beine erlauben würden!!! Andererseits: Sollte einem ein begehrenswerter Mann in dieser menschenunwürdigen Kleidung erspähen und danach war er trotzdem noch an einem Date interessiert, dann konnte man unweigerlich davon ausgehen, dass er dies klägliche Geschöpf - also mich - ernsthaft gerne hatte oder aber, dass er einfach auffällig höflich war.
»Ich reise leider morgen ab«, beantwortete er meine Frage, »aber ich komme voraussichtlich in drei Wochen wieder.«
»Oh, gut!«
»Darf ich dich dann anrufen?«
»Ja, natürlich. Ich wäre ziemlich enttäuscht, wenn du es nicht machen würdest«, entgegnete ich entzückt (und innerlich Himmel hoch jauchzend) und danach händigte ich ihm noch rasch meine Telefonnummer aus.
Nach einem dezenten Kuss auf die Wange und einer herzlichen Umarmung gingen wir getrennte Wege beziehungsweise bestiegen zwei Taxis und brausten in entgegengesetzte Richtungen davon.
Zu Hause fällt mir schließlich Elvira wieder ein. Ein kurzer Blick auf mein Handydisplay: Oje, weitere vier Anrufe in Abwesenheit (wieder alle von Elvira). Es kann sich nur um Leben oder Tod handeln.
Ich werde sie, trotz der fortgeschrittenen Stunde - es ist mittlerweile
2.42 Uhr - sogleich zurückrufen. Nach dem vierten Klingeln hebt sie
endlich ab.
»Hallo!«, röhrt sie schlaftrunken ins Telefon.
»Ja, guten Morgen«, trällere ich beschwingt in die Muschel. »Wo brennt denn der Hut?«
»Amelie?«, fragt sie verdattert nach.
»Ja, wer denn sonst?«
»Was ist denn Furchtbares geschehen, dass du mich sooo oft anrufst?«
»Versuchst anzurufen«, verbessert sie mich eilends, wobei das letzte Wort beinahe von ihrem kontinuierlichen Gähnen verschluckt wird. »Ich habe eine verdammt unerfreuliche Neuigkeit für dich.«
»Und die wäre?«, hake ich selbstsicher nach.
Na, nach dem heutigen Abend kann mich so schnell nichts mehr aus der Ruhe bringen. Ich schwebe auf Wolke sieben und ich habe vor, dort noch eine laaange Weile herumzulungern.
»Willkommen auf der Hotel-Hitliste! Die Charts werden diese Woche von DEINER Bettgeschichte angeführt.«
Plumps ... ich bin soeben unheimlich hart auf dem Erdboden der Tatsachen gelandet.
»Nein! Das kann sich doch wohl nur um einen Scherz handeln, oder?«, entfährt es mir ärgerlich. »Das mit Gerhard und mir ist mittlerweile eine Woche aus. O diese mitteilungsbedürftige, armselige, charakterlose Schweinebacke!«, fluche ich lauthals ins Telefon.
»Tja, jetzt bist du wenigstens vorgewarnt. Ich wünsch’ dir eine gute Nacht. Ich bin hundemüde. Schlaf gut.«
»Du auch«, gebe ich etwas gefasster zurück und beende damit das Gespräch.
Ja, was glaubte denn dieser Mistkerl eigentlich? Eine Woche Stillschweigen bewahren und danach alles an die große Glocke hängen! O ich werde ihn dafür büßen lassen und ihn mit absoluter Nichtachtung bestrafen. Casanova, Gigolo, Macho, Idiot … Ich kann mich gar nicht mehr beruhigen! Zuerst dieser Psychofilm und jetzt das!
Wenn ich in dieser Nacht zwei Stunden Schlaf bekommen habe, dann ich das viel. Ich sehe frühmorgens aus, wie wenn ich von einer Dampflok geknutscht worden wäre. Die dunklen Ringe unter den Augen verheißen nichts Gutes. Ich muss demnach dringend Spachtelmasse auftragen, sonst könnte es sein, dass man mich als Licht resistenten Zombie enttarnt und gleich in die Katakomben steckt.
Ein bisschen Rouge hier, ein bisschen dezenten Lippenstift da und fertig bin ich.
O Scheibenkleister ... Das Licht des Badezimmerspiegels wirkt sehr viel freundlicher als das ungekünstelte in unserem Wohnzimmer. Tageslicht ist demnach nicht mein Freund. Ich habe eindeutig zu tief in der bunten Farbpalette gerührt, nun kann ich mich annähernd mit einem Papagei vergleichen. (Sogar die Haare stehen mir wie Federn nach einer Kissenschlacht ab.)
Ich kann mir derzeitig ausnahmsweise selbst ein Horoskop erstellen:
Jungfrau –
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