Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
geknutscht. Okay, ich komme noch immer nicht aus der Lücke heraus. Vor ... zurück ... vor ... zurück ... und ... ach, endlich geschafft! In der Ferne blinken nun die gelben Lichtsignale des Schneepfluges, der sich sicherlich bald seinen Weg hierher bahnen wird.
Nachdem Mucki in der Spur (dies ist ein absoluter Modeausdruck der heutigen Jugend! Ich passe mich daher entsprechend an) ist, kurble ich noch rasch die Fensterscheibe runter und wünsche meinen allseits gefälligen und überaus hilfsbereiten Freunden nochmals Fröhliche Weihnachten , danach brause ich mit Tempo zehn die Seitenstraße entlang.
Je näher ich dem Stadtzentrum komme, desto mehr Geschäftigkeit ist zu bemerken. Ich gönne mir rasch ein kleines Frühstückchen, denn die opulente Weihnachtsgans, die eine Gemeinschaft Co-Produktion meiner Mutter und Tante Lydia ist, wird – wie jedes Jahr – erst um Punkt zwanzig Uhr serviert.
Hmmm ... ich habe zur Überbrückung beziehungsweise als Wegzehrung ein Schinken-Käse-Croissant, ein Laugenstangerl mit Kräutergervais und – für den süßen Abschluss - einen Vanillekrapfen erworben. Ich schleppe meine Köstlichkeiten zum Auto und starte die Suche nach meinem Schlüsselbund.
Linke Manteltasche ... Fehlanzeige! Rechte Manteltasche ... dito!
Dass ich so in Gedanken war und die Autoschlüssel in den Hosensack gesteckt habe? (Diese Möglichkeit schließe ich eigentlich kategorisch aus, aber irgendwo müssen die Schlüssel ja sein.)
Nein, auch da finden sie sich nicht ein. Oh, ich habe sie vermutlich beim Bezahlen an der Kasse liegen gelassen! Nun, muss ich eben die paar Schritte zurückwatscheln!
Nein, nein, nein! Auch an dieser mutmaßlichen Stelle ist weit und breit kein Schlüsselbund zu finden. Normalerweise verwahre ich sie sowieso in meiner Handtasche, aber die liegt ja auf der Rücksitzbank.
Nein, Shit! Ich bin ein richtiger Idiot! Ich habe, als ich mein Portemonnaie aus der Handtasche gefischt habe, meinen Autoschlüssel daneben abgelegt und danach habe ich per Knopfdruck die mechanische Türverriegelung ausgelöst. Oh, wirklich sehr schlau, Frau Amelie Parker! Wie beschränkt kann und/oder darf man eigentlich sein?
Nachdem die Verkäuferin der Bäckerei so freundlich war, mir den Pannendienst anzuwählen, warte ich geduldig auf das Erscheinen der gelben Helferlein.
Heute scheint Pannenhochkonjunktur zu herrschen: Der Wintereinbruch über Nacht (hängengebliebene Fahrzeuge), die eisige Kälte (sitzengebliebene Autobatterien), die herannahenden Feiertage (Verkehrschaos auf den Autobahnen), gepaart mit Winterurlaubern und den beliebten Sonntagsfahrern, und der Höhepunkt der Saison stellt ein dummes Weibchen dar, die ihre Schlüssel im eigenen Wagen eingesperrt hat.
Eine Stunde und zwanzig Minuten später naht meine Rettung. Endlich! (Ich habe in der Zwischenzeit, vor Aufregung und zur Stärkung meines labilen Nervenkostüms, alles, was ich zuvor erstanden habe, verdrückt! Nun, so betrachtet, hatte ich eigentlich wieder Glück im Unglück. Ich und Muckilein hätten ja auch auf irgendeinem verlassenen Parkplatz landen können. Dort hätte es dann keine vier Becher wärmenden Tee zu trinken gegeben!)
»Na, wo liegt denn ihr Problem?«, fragt mich der Mann des Pannenservices freundlich.
»Die Schlüssel sind nicht mit mir ausgestiegen«, bemerke ich leise.
»Haben sie denn keine Ersatzschlüssel?«
»Doch, ich besitze sogar zwei.«
(Diese Bemerkung hätte ich mir getrost sparen können, denn nun stehe ich noch dümmer da als zuvor.)
»Und, wo sind die beiden Schlüssel?«
»Der eine ist im oberen Handschuhfach und der zweite lungert in der Mittelkonsole herum.«
»Das ist wirklich äußerst hilfreich«, gibt der barmherzige Engel lächelnd zurück. »Na, dann wollen wir mal sehen, wie schnell ich ihr Auto knacken kann!«
Oh, ich muss dringend neue Sicherheitsmaßstäbe setzen. Mein Muckilein ist im Handumdrehen aufgebrochen. Ich hätte nicht gedacht, dass dies so schnell vonstattengehen könnte.
Nach zehn Minuten verabschiedet sich der Servicefachmann und ich kann meine Fahrt gemächlich fortsetzen. (Detail am Rande: Seither bin ich zahlendes Mitglied des Pannenservice. Nun, Mucki kommt langsam in die Jahre, da ist so eine Mitgliedschaft zweifellos von Vorteil für uns beide.)
Zu Hause erwartet mich ein buntes Treiben. Die Kinder meiner Verwandten vertreiben sich die Zeit im Garten und haben bislang schon drei Schneemänner gebaut. An den geparkten Fahrzeugen
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