Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
Körper.
»Ich wünsche dir ein wunderbares, neues Jahr und mögen all deine Wünsche in Erfüllung gehen«, flüstert mir die begehrlichste männliche Stimme, die ich je gehört habe, sanftmütig zu.
»Ich wünsche dir ein erfolgreiches Jahr«, erwidere ich leise und drehe mich langsam zu meinem magnetischen Prinzen um.
Wir sind einander so nahe, dass sich unsere eiskalten Nasenspitzen flüchtig berühren. Der ausgeatmete Sauerstoff kräuselt sich wie eine Triangel um uns und schließt uns symbolisch vom Silvestertumult, der rund um uns herum herrscht, aus. Ich blicke hinauf (ich stehe dabei auf Zehenspitzen – Juhu!) in diese zauberhaften Augen, an denen ich mich nicht sattsehen kann, und hauche ihm einen vorsichtigen Kuss auf die Lippen, danach warte ich duldsam auf seine Reaktion. (Kann ich eigentlich die ringsum explodierenden Raketen auch als Sternschnuppen werten und mir dabei einen Herzenswunsch erbitten? Denke, das ist okay.)
Francescos freie, behandschuhte Hand gleitet langsam zu meinem Gesicht und streicht mir sanft eine Haarsträhne aus der Stirn. Folglich blickt er mir wieder gebannt in die Augen und benetzt meine Lippen ebenfalls mit einem zärtlichen Kuss. Und noch einen ... und noch einen ... bis sich unsere Münder zu einem Ganzen vereinen.
Hmmm ... Angebeteter schmeckt nach Zimt, Nelken und Rotwein, aber auch nach ... Pfefferminz! Oh, ich entdecke hier ein heimlich genaschtes Bonbon! Halunke! Mir nichts davon abzugeben! (Ha, jetzt habe ich’s trotzdem! Hol’s dir wieder! Hol’s dir wieder!)
Und er küsst einfach göttlich! (Ich habe - zugestanden - von meinem auserwählten Herzbuben auch nichts anderes erwartet).
Ausflugsziele
Abwesenheit vernichtet kleine Zuneigungen
und entfacht große Leidenschaften,
genau wie der Wind eine Kerze verlöscht
und der Sturm ein Feuer entfacht.
(La Roccefoucauld)
Vinzenz ist wirklich ein überaus geduldiger Mann (nun, bei diesem wunderbaren, außergewöhnlichen, vollkommen liebenswürdigen, humorvollen, durch und durch großzügigen, und absolut rechtschaffenen Chef wäre ich’s gewiss auch).
Als unser Wandertrupp - beinahe tiefgefroren - eine Stunde und zwanzig Minuten später heimkehrt, sitzt er gelassen im Wagen und überblättert eine Zeitung.
»Wir sehen uns in zehn Tagen«, bemerkt Francesco abschließend.
»Ich freue mich schon auf unseren Liegestuhlausflug«, erwidere ich zuversichtlich und ich blicke ihm dabei noch einmal verträumt in seine treuen, dunkelbraunen Dackelaugen.
Wir verabschieden uns daraufhin gebührend voneinander (ich glaube, mich knutscht ein Eisbär, so kalt ist Francescos Mundpartie) und danach entschwebt mein tapferer Ritter mitsamt seines edlen Rosses. Ich verharre derweilen auf dem Trottoir und winke meinem evidenten Glück hinterher, bis vom exorbitanten Raumschiff Enterprise , Captain Kirk und Mister Spock kein Blick mehr zu erhaschen ist.
Die ersten Minuten des neuen Jahres waren einfach himmlisch, anders lässt sich ein dermaßen romantischer Jahreswechsel nicht beschreiben. Francesco und ich haben unsere Körper innig aneinandergepresst und meine so entfachte Leidenschaft wurde bei dieser spürbaren und sinnlichen Nähe gleich auf den absoluten Siedepunkt gebracht. (Wenn man die Stufe meiner imaginären Herdplatte noch ein bisschen höher gestellt hätte, dann hätte ich zweifellos vor lauter Entzücken wie ein Teekessel gepfiffen!)
Aber, Stunden später pfeift nur meine Nase. Ich habe mir bei unserem Ausflug eine äußerst bittere Verkühlung eingefangen und pfeife gegenwärtig aus dem letzten Nasenloch. Ich schnappe nach Luft wie ein tapsiger Fisch, der unglücklicherweise an Land gespült worden ist. Meine Kehle ist gänzlich ausgetrocknet und fühlt sich nebenbei entsetzlich rau und belegt an. Meine Stirnhöhlen scheinen genauso verstopft zu sein wie mein sensibles Riechorgan und sie senden beiläufig noch unzählige pochende Signale an meinen ramponierten Brummschädel (und dieser kommt wohlgemerkt nicht von der extravaganten Konsumation diverser Alkoholika des Vorabends, da man ja die dazu verzehrten Genüsse des gesamten Tages ebenso hinzurechnen muss!). Ob mir in diesem plötzlich zutage getretenen und eventuell mit verheerenden Folgeerscheinungen gezierten Krankheitsfall eine oftmals kulante Thomapyrin Trost spenden würde?
Ich habe den mühevollen Arbeitstag schließlich irgendwie überstanden. Die morgendlichen Kopfschmerzen haben sich bis in die frühen
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