Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
Nachmittagsstunden nicht wieder blicken lassen. (Ich befürchte jedoch, dass sie in dieser sporadischen Übergangszeit ein fieses Komplott gegen meinen demolierten Schädel ausgemacht haben, denn sie sind danach postwendend und mit anhaltenden Trommelschlägen zurückgekehrt.)
Meine stete Nasenschnieferei hat währenddessen genauso kontinuierlich zugenommen wie meine Halsschmerzattacken. Ich besuche demzufolge gleich nach Dienstschluss die feiertäglich geöffnete Apotheke in meiner Nähe.
Der Ansturm auf die offene Hilfsstation ist größer als ich es mir zuvor ausgemalt habe. Unzählige schniefende, hustende und eingemummte Menschen umzingeln mich, während ich beharrlich in der Warteschlange anstehe.
»Wie kann ich ihnen helfen?«, fragt mich die Apothekerin bereitwillig, als ich endlich an der Reihe bin.
»Ich brauche etwas gegen meinen Zustand«, tuschle ich ihr leise zu (da meine liebliche Stimme momentan beinahe nicht mehr existent ist).
»Oh ... sind sie schwanger?«, will die gefällige Angestellte neugierig wissen und scheint mich hierbei schon als ihre Verbündete zu betrachten, da sie sich geheimniswitternd über den Tresentisch an mich heranpirscht.
(Ich scheine mich durch mein flüsterleises Verhalten verdächtig benommen zu haben. Wie kommt die gute Frau nur auf einen derart utopischen und hirnrissigen Gedanken?)
»Nein, nein! Sie verstehen das völlig falsch.«
Ich versuche einstweilen meine Stimmbänder zu aktivieren, aber es bleibt beim Experiment.
»Ja, natürlich«, trällert sie mir im äußerst belehrenden Unterton entgegen.
Sie scheint mich ein kleinwenig zu verarschen oder neige ich durch die aufgekommene Trübung (ich fühle mich in diesem verflixten Gesundheitszustand beinahe wie in Trance, aber dieses Mal kann ich betrüblicherweise nur eine unliebsame Krankheit und nicht meinen fabelhaften italienischen Adonis dafür verantwortlich machen) meinen Wahrnehmungssinn zu verlieren.
»Ich habe entsetzliche Halsschmerzen, eine verstopfte Nase, Kopf-und Gliederschmerzen und wahrscheinlich sogar Fieber.«
»Gut, dann werde ich sie gleich mit dem Notwendigen versorgen«, gibt sie (da ich die gerade im Entkeimen befindliche Verbrüderung nun so abrupt aufgelöst habe) etwas unbefriedigt zurück.
Zu Hause habe ich eine lauwarme Dusche genommen, meinen Rachen mit einer scheußlich schmeckenden Gurgellösung vertraut gemacht, meinen Körper mit den gängigen Vitamin-C-Brausetabletten versorgt, meine Nase hat Bekanntschaft mit einem gewöhnungsbedürftigen Nasenspray gemacht und meine Hals- und Brustpartie ist mittlerweile großzügig mit Tiger-Balsam eingecremt. – Im seligen Schlaf liegt hoffentlich meine rasche und wünschenswerte Genesung. (Ich muss ja schließlich in neun Tagen topfit sein.)
Nach dreitägiger Ruhephase sind die Krankheitssymptome abgeklungen, nur meine rote, angeraute Schnupfennase (ich habe mir eindeutig Rudolph, das leuchtende Rentiersyndrom eingefangen) zeugt noch von meinem Krankheitsbild. Ich fühle mich zwar noch ein wenig ermattet, aber trotzdem relativ gesund.
Die Tage bis zum herbeigesehnten Ausflug verfliegen förmlich. Ich habe mich selbst auf die bekömmliche Vitamin-C-Diät gesetzt und führe meinem Körper jeden Tag Unmengen davon zu (frei nach dem Motto: Hilft’s nicht, dann schad’s nicht!).
Meine disziplinäre Beharrlichkeit gibt mir schließlich recht, denn am zehnten Jänner fiebere ich (gottlob nur im übertragenen Sinn) ungeduldig dem Wiedersehen mit meinem italienischen Amico entgegen.
Francesco hat sich bislang viermal bei mir gemeldet und sich dabei immerzu rührend nach meinem Wohlbefinden erkundigt. Er hat mir gleich bei unserem ersten Telefonat, bei dem ich unermüdlich in die Telefonmuschel gekrächzt habe, vorgeschlagen, die geplante Skitour doch einfach auf einen späteren Termin zu verschieben, aber glücklicherweise kann ich dieses reizende Angebot nun dankend ablehnen.
Es ist vertragsmäßig ausgehandelt, dass mich Raumschiff Enterprise um SIEBEN Uhr morgens (das ist schon erstaunlich früh für meinen freien Tag, aber ich bin trotzdem ausgeschlafen und fit) vor der Haustür abholt. Vinzenz fährt mit dem versprochenen Gefährt überpünktlich vor, steigt leichtfüßig aus dem bequemen Cockpit und begrüßt mich dabei mit ehrenwerter Freundlichkeit. Währenddessen sehe ich mich angestrengt nach Francesco um, ich kann ihn aber nirgendwo wahrnehmen.
»Wir werden leider erst in Kitzbühel auf Signore Percher treffen«, erklärt mir
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