Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
es – fürchte ich - bald in Erfahrung bringen.
Um 22:40 Uhr räumen wir die Stube des Pastranys und begeben uns zum Ausgang. (Ich konnte glücklicherweise die vorherige Order zu meiner eigenen Zufriedenheit erledigen. Ich habe von Caro einen Dreierpack Kondome erstanden ... ein Lob dem blonden Engel. Caro ist also allzeit auf alle eventuell eintreffenden Gelegenheiten vorbereitet! Gut zu wissen!)
»Darf ich dich nach Hause bringen?«, will Francesco von mir wissen.
»Ich bitte darum. Wo steht denn dein Wagen?«
»Gleich um die Ecke.«
»Gut. Das wäre demnach abgeklärt«, unterbricht uns Nike im Vorbeimarschieren. »Dann bis gleich!«
Es ist abgemacht, dass sich die Gesellschaft wieder bei uns in der Wohnung einfindet. Es ist ein wahrer Glücksfall, dass Francesco gerade jetzt aufgetaucht ist (wahrscheinlich hat seine sensible innere Radarstation die magischen Signale, die ich ihm seit unserer ersten Zusammenkunft pausenlos zukommen habe lassen, ohne Umschweife empfangen), denn sonst wäre ich mir am Mönchsberg wie das fünfte Rad am Wagen vorgekommen, da Raffael schon vor Tagen hat anklingen lassen, dass er den Jahreswechsel gerne bei Riccardo im Passepartout zubringen möchte.
Ich will gerade vorsichtig die Treppen hinunterklettern, als mich Francesco sanft, aber bestimmend zurückhält.
»Wir sollten uns beeilen. Die Uhr tickt!«, erkläre ich ihm heiter und danach presche ich gleich noch etwas weiter vor: »Stell dir bitte vor: Mir hat heute ein Wildfremder dazu geraten, mir einen wunderschönen, begehrenswerten Mann zu suchen, ihn zu schnappen, ihn auf einen Aussichtsberg zu entführen und ihn dort, unterm funkelnden, romantischen Sternenhimmel, zu küssen.«
»Was bilden sich diese unverschämten Leute eigentlich ein! Hat er wirklich gesagt, dass du dir einen attraktiven Mann suchen sollst?«
»Ja, so hat er sich ausgedrückt«, erwidere ich amüsiert und kuschle mich noch fester an ihn. »Hättest du Lust?«
»Du würdest also tatsächlich in Erwägung ziehen, MICH an diesen verträumten Ort mitzunehmen?«, fragt er überrascht.
»Nun, ich hab’ mir gedacht, wo du schon mal hier bist ...«
»Na, dann muss ich zusehen, dass ich noch irgendwo einen Pullover und gutes Schuhwerk auftreiben kann.«
»Wir sollten allmählich los!«, entgegne ich entschlossen und will meinen Ritter die Treppen hinunterzerren, aber mein Kavalier bleibt wie angewurzelt stehen und umarmt mich dabei noch heftiger.
»Vinzenz kommt sofort. Nur keine unüberlegten Fluchtpläne, kleines Fräulein!«
»Wer kommt bald?«
Die Beantwortung meiner Frage kann sich Francesco ersparen. Während meine Freunde mit ihren Karosserien schon außer Sichtweite sind, schleicht ein schwarzes, monströses, elegantes Etwas um die Ecke. Lautlos hält das Auto (nun, die Bezeichnung Auto erscheint mir für diesen fahrbaren Untersatz gänzlich unpassend, ja beinahe unwürdig) an, ein Chauffeur entgleitet der Fahrerseite, huscht elegant um den Wagen herum und öffnet uns die hintere Tür. Ich bin zugegeben etwas benommen. Ich muss schließlich noch das Essen, die Geschichte mit meinem Stehrock, das Auftauchen Francescos und nun diese Karosserie mitsamt Inhalt verdauen. Wie kann ein Mensch, der sich seinen eigenen Shuttleservice leisten kann, so abgrundtief NORMAL sein? - Er sieht unheimlich gut aus, ist kultiviert, hat einen tollen Job, sehr gute Umgangsformen und könnte bestimmt jede erdenkliche Frau bekommen; er könnte mit diesen Eigenschaften gewiss makellose Modells, wunderschöne Prinzessinnen, elegante Geschäftsfrauen, tja sogar Botschafterinnen oder auch die eine oder andere Nobelpreisträgerin beeindrucken. Wieso flirtet er dann ausgerechnet mit mir? – Nun, ich darf mich nicht unterm Wert verkaufen ... aber trotzdem!
»Wir sollten Meter machen. Die Uhr tickt jetzt wirklich laut«, ermahnt mich Francesco und stupst mich in Richtung Jeep-Limousine.
Ich überlege gerade, wie ich hier ladylike ein- und aussteigen kann, und zwar ohne dass die ohnehin schon fragwürdige Naht noch mehr von meinem Hüftbereich freilegt. Ich krabble vorsichtig das Treppchen hoch und gleite nach dieser formvollendeten Darbietung bedacht auf die Ledercouch, um danach wie auf rohen Eiern zu brüten (wenn mich mein Gehörsinn nicht getäuscht hat, dann war das jetzt eindeutig wieder ein besonders bedrohliches ... Raaatsch).
Das Wageninnere kann man durchaus mit einem kleinen Wohnzimmer vergleichen. Hier gibt es einen eingebauten Mini-TV, eine
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