Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
dass es bald so weit ist, etwas nervös. Oh, jetzt fällt mir auch ein zweites Indiz für Francescos Absicht ein (nur falls ich beim ersten Punkt falschgelegen wäre): Er hat sich nicht die geringste Mühe gemacht - Geschäfte hin und her - hier irgendwo einen Skianzug bereitzulegen. Das ist ein sehr geschickter Schachzug von ihm; damit will er mich hoffnungsloses und blauäugiges Naivchen gewiss von seinem Überraschungspaket ablenken (aber ich bin ihm trotzdem auf die Schliche gekommen). Ätsch!
Sollte ich, damit es das erste Mal so richtig schön angenehm und sauber wird - zumindest bis zu einem gewissen Zeitpunkt - noch rasch unter die Dusche hüpfen und ihn folglich nur im Handtuch empfangen? (O ... mir wird schon ganz heiß bei dem Gedanken, dass nur noch ein winziges, unbedeutendes Stück Stoff zwischen mir und meinem Angebeteten sein wird.)
Fantastische Idee! - So, ich muss mich nun aber etwas sputen. Ich mache mich unverzüglich an das Abtragen der nicht gerade aufreizenden Kleidungsstücke heran. Pinke Jacke, bauschige Skihose, V-Pullover und Rolli sind rasch abgelegt und liegen nun verstreut am Boden herum, als ich bereits die Lifttür ausmachen kann. (Positiv denken! Es muss ja nicht mein Liebster sein.)
O ... vernehme mehrere Stimmen! Gut, gut, dann ist es bestimmt nicht Francesco. Zerre nun wie wild an der hautengen Leggings (diese ist untrüglich eine illegitime Affäre mit meiner langen Unterhose eingegangen, denn die beiden sind nun schier unzertrennlich). Die geballte Kombination löst sich schließlich aber doch noch, unter immenser Kraftanstrengung, von der Hintern-, Oberschenkel- und Kniepartie.
Was zum Teufel soll denn das?! Irgendjemand fummelt am Türschloss herum. Das darf doch wohl nicht wahr sein! Die mehrstimmige Gesellschaft hält vor Francescos Suite inne und unterhält sich amüsiert weiter. Im Bruchteil einer Sekunde sehe ich die Türschnalle hinunterkippen. Ich versuche emsig die definitiv peinlich werdende Situation zu umgehen und hüpfe (die Leggings-Unterhosen-Vereinigung nötigt mich dazu) ungestüm Richtung Schlafgemach. Ich drehe mich nebenbei nicht eine Sekunde lang um, denn ich will zunächst nicht unnütz Zeit vergeuden.
»Aaah ... Entschuldigung!«, höre ich Francesco hinter meinem Rücken stammeln. »Ich bitte um einen Moment Geduld! Ich sollte hier noch rasch Ordnung schaffen.« Danach klickt die Tür hastig ins Schloss zurück. »Amelie! Du ziehst dich noch mal um?«
Ich habe zwar einen meisterhaften Sprint hingelegt, aber ein paar Meter fehlen mir noch bis zur rettenden Schlafzimmertür. Ich bleibe wie angewurzelt stehen und drehe mich nach dieser endlosen Schrecksekunde verlegen um. Uuuch ... Francesco ist erfreulicherweise allein im Zimmer!
»Nun ich wollte nur kurz ... ah ... nach dem Rechten sehen. Irgendetwas kneift mich hier«, erkläre ich ihm und deute dabei demonstrativ auf meinen Fußknöchel.
»Und dabei reißt du dir alle Kleider vom Leib?«, fragt er belustigt nach.
»Ich fühlte mich beengt und so komme ich leichter ran.«
»Nun gut! Dann sammeln wir mal deine Habseligkeiten ein und verfrachten dich ins Schlafzimmer. Du kannst dann ja dort nach deinem Knöchel sehen, wenn’s recht ist. Ich bin gleich fertig, ich brauche ihnen nur noch ein paar Unterlagen auszuhändigen. Lauf mir nicht davon!«
»Keine Angst«, erwidere ich glückselig und schnappe mir den Wäscheberg, den mir Francesco mitsamt eines feurigen Kusses aufhalst. »Beeil dich!«
»Ich werfe sie gleich raus. Versprochen! Aber du bist jetzt so artig und ziehst rasch deine Klamotten wieder an. Du entkommst den Gipfeln nicht.«
»Na, dann füge ich mich eben meinem Schicksal.«
Nach wenigen Minuten löst sich die fidele Männeransammlung im Nebenraum tatsächlich auf.
»Auf Wiedersehen, Amelie! Es war uns eine Freude, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben«, erklingt es zweistimmig hinter der verschlossenen Tür.
»Die Freude war ganz meinerseits!«, rufe ich hinterher.
Danach wird es endlich mucksmäuschenstill. Ich sitze - wie angeordnet – vollständig bekleidet auf der Bettkante und warte voller Unbeherrschtheit auf das Erscheinen Francescos.
Oh, es klopft schon wieder an der Tür. Dieses Zimmer ist eine reine Durchzugsstraße! Ah, das war jetzt Vinzenz. Er hat anscheinend nur geschwind irgendetwas vorbeigebracht.
»Kann ich mich schon vor die Tür wagen?«
»Natürlich«, lautet die Antwort postwendend, als die Tür auch schon enthusiastisch aufschnellt. »So, gut, gut! Du
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