Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
Besorgnis also!
O ... apropos Francesco: Heute ereilte mich nach der etwas niederschmetternden Prognose von Dr. Sporn die überaus erfreuliche Nachricht, dass ich in zehn Tagen nach Seefeld entführt werden sollte. Juhu! Dieses Mal ist Langlaufen angesagt. Ein Sport, der mir wahrscheinlich absolut liegt.
Ich bin natürlich - als begeisterte Sportskanone – auch schon mal auf diesen, doch sehr schmalen Brettern gestanden, aber ich assoziiere durchwegs positive Gedanken mit dieser Körperkultur. Zum einen sind die sehr gut präparierten Langlaufloipen wunderbar flach und eben, und zum anderen kann ich mich nicht entsinnen, dabei einmal gestürzt zu sein. Ha, ich werde dann auf diesem Gebiet tatsächlich wie eine glaubwürdige, athletische Schneekönigin wirken!
Und ... ich habe gottlob auch ein paar Tage Zeit, um mit Raffael die dafür konvenable Unterwäsche shoppen zu gehen.
Während ich tags darauf in der Umkleide warte, schleppt mir mein hilfsbereiter, getreuer Freund und Nachbar, ein paar exquisite, spitzenübersäte Exponate heran. Ich entscheide mich schlussendlich – nachdem ich Raffaels Zustimmung eingeholt habe – für eine hellblaue Passionata Dreierkombination: Seidiger Bügel-BH mit üppigen Stickereien, dazupassender Hüft-Slip und ein Hauch von einem Nachthemdchen. Darin wirke ich überaus feminin und aufreizend. Das Ganze sollte eigentlich ein wahrer Augenschmaus und folglich auch eine unwiderlegbare Einladung für Francesco sein. Wenn ihn das nicht anspornt ... na, was dann?
Am Freitag, an jenem Tag, wo mein supertolles Wochenende eingeläutet wird, bin ich arbeitsmäßig nicht zu stoppen. Ich schwebe von Frau Escher zu Frau Kollner, von Frau Wallberg zu Frau Mäherl. Alles null Problemo!
Seit gut vier Wochen ziert ein verschmitztes Lächeln mein Gesicht und die Damen der Beschwerderiege können sich daran ihre dritten Beißerchen ausbeißen. Ich blicke ständig auf die Uhr. Die Zeit scheint stillzustehen. Noch fünf Stunden, bis ich ihn wieder sehe. Noch vier Stunden und fünfzig Minuten, noch vier Stunden und vierzig Minuten, noch vier Stunden und dreißig Minuten, noch vier Stunden und zwanzig Minuten, noch vier Stunden und zehn Minuten, noch exakt vier Stunden, noch drei ... endlich geschafft! Juhu! Auf ins Wochenende!
Meine Reisetasche steht fertig gepackt im Gang und ich blicke unentwegt zur Straße hinunter. Pünktlich schwebt mein Gefährt an. Ich ziehe mich rasch vom Beobachtungsposten zurück und warte geduldig, bis die Glocke ertönt. Es soll ja schließlich nicht so aussehen, als ob ich nur auf IHN gewartet und nichts anderes zu tun hätte, obwohl es sich natürlich genau so verhält.
Hier kommen nun ein paar komplexe und wiederum sehr einfache Thesen zum Vorschein:
· Halte deinen Liebsten ein bisschen auf Zack, indem du nicht immer und überall erreichbar bist! So bleibt man interessant.
· Lass deinen Partner nicht gleich unter jeden Stein deines Seelenlebens schauen, so wird er nicht müde, auch in den entlegensten Winkel zu suchen.
· Bewahre dir ein Geheimnis, dann bleibst du anziehend! · Triff dich mit Freunden - ohne ihn -, so bleibst du auf dem Laufenden.
· Sei erfolgreich, selbstbewusst und unabhängig, so wird er das Augenmerk immerzu auf dich richten.
Nach zwei elend langen Minuten klopft es an der Tür. Mein Angebeteter begehrt augenblicklich Einlass ins Domizil. Ich werde mit einem stürmischen Kuss begrüßt, emporgehoben und im Gang herumgewirbelt. Spielfilmreif! Hmmm ... er schmeckt heute nach Alkohol, Champagner würde ich meinen, und er versucht dabei seinen leckeren Gaumen mit einem Kaugummi Marke Spearmint zu überdecken.
»Bist du schon wo eingekehrt?«, will ich schließlich von ihm wissen, nachdem er mich abgesetzt hat.
»Wieso?«
»Ich dachte nur. Du bist heute so euphorisch gestimmt.«
»Wundert es dich. Wir haben uns schließlich vierzehn lange Tage nicht gesehen. Da darf ich doch wohl ein bisschen enthusiastisch sein, nicht wahr?«, sagt er spitz und mimt daraufhin den, zu allem entschlossenen, Beleidigten.
»Ich habe dich auch vermisst«, flüstere ich ihm ins Ohr und schlinge meine Arme begierig um seinen Hals, um mich mit einem Kuss zu revanchieren.
»Nun, ich muss schon sagen, du reifst zum wahren Genius der Wiedergutmachung«, bemerkt er schelmisch. »Na, dann werde ich dich und deine sieben Sachen packen und ins Auto zerren!«
»Ich bitte darum!«
Während der dreistündigen Fahrt leeren wir zuerst die
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