Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
bummeln gemütlich durch die Gässchen, kehren in so manchen, preislich überzogenen Shop ein (Francesco sucht nach einer modischen Skibrille und nach einer funktionstüchtigen Thermounterwäsche) und im Anschluss an die beschwingten Shoppingstrapazen genießen wir im Casino-Café einen Espresso.
Gegen Mittag umgarnt uns die am azurblauen Himmel stehende Sonne so sehr, dass wir doch tatsächlich freiwillig Sport betreiben wollen. Eingemummt (ich habe mir wiederum Nikes Dress geborgt) und frohen Mutes starten wir Richtung Langlaufloipe.
Ein Skiverleih ist schnell entdeckt. Auch vor dem Langlaufsport hat die Revolution nicht haltgemacht. Die Nordic-Skier sind etwas breiter (somit kann man nicht so schnell umkippen) und etwas kürzer als die Vorgängermodelle. Na, die werde ich gleich mal nach ihrer Bedienungsfreundlichkeit prüfen. Francesco ist draufgängerischer als ich und entscheidet sich für die klassische Variante (lang und schmal). Der Loipeneinstieg befindet sich direkt im Zentrum des Ortes. Die Skizzierung der Langlaufpisten nach den Schwierigkeitsgraden vereinfacht die Sache erheblich. Wir entscheiden uns für die blaue Linie (schwarz und rot scheiden für mein Handicap eindeutig aus). Nach ein paar unsicheren Gleitschwüngen und Stockeinsätzen fasse ich bereits etwas mehr Mut und swinge meinem Sparringspartner lockerflocker hinterher. Ich wirke dabei überaus elegant.
»Ach, sieh mal, da drüben!«, rufe ich meinem Windkanal nach und deute auf den rechten Berghang.
Auf der gegenüberliegenden Seite wedeln unzählige Skifahrer über einen relativ steilen Abhang hinunter. Gut, dass ich den Teil des extremen Wintersportes schon getrost abhaken kann, diese Erkenntnis beruhigt ungemein. Ich gleite nun sanft und einigermaßen gekonnt über den grellen Firn und nach ein paar verhältnismäßig sicheren Schwüngen flutschen meine Skier beinahe wie auf Schienen dahin, bis ... ja bis wir an der ersten Böschung anlangen. Ich stehe komplett verunsichert am Rücken des Gefälles, während sich mein Begleiter schon schwungvoll und couragiert in die Tiefe stürzt. Bei Francesco sieht das Ganze eigentlich ziemlich einfach aus.
»Du musst nur locker auf den Skiern stehen und ein bisschen mehr in die Knie gehen. Du kannst wirklich nicht aus der Spur fallen!«, erklärt er mir von der Talstation aus (der nun zu bewältigende Weg ist schätzungsweise nicht länger als vier bis fünf Meter, aber diese nahezu irrelevanten Meter sind wirklich sehr, sehr steil).
»Ich glaube, das schon mal aus deinem Mund vernommen zu haben«, erwidere ich skeptisch.
»Du hast recht, aber dieses Mal bin ich in Sicherheit«, neckt er mich und schmunzelt spitzbübisch herauf. Danach wechselt er sicherheitshalber gleich in die zweite Spur.
Diese Frechheit lasse ich nicht auf mir sitzen. Ich taste mich etappenweise an den abschüssigen Abgrund heran. Die Stöcke setze ich dabei gekonnt als Bremse ein, bis ... ja, bis ich mit einem ungestümen Ruck unten angelangt bin.
»Sehr gut! Na, das war doch nicht schwierig, oder?«, will mein hinreißender und zauberhafter Begleiter wissen.
Ein Blick nach oben verrät mir, dass es sich bei dem extremen Gefälle ( Einbildung ist auch eine Bildung ) um einen relativ unbedeuteten Erdhaufen gehandelt hat. (Aber mal ehrlich! Von ganz oben hat das alles viel schlimmer ausgesehen.)
Nun gut, auf zu neuen Heldentaten. Ein paar Meter weiter beginnt die Loipe leicht aber kontinuierlich zu steigen und ... wo es anhaltend bergauf geht, geht es leider auch zwangsläufig irgendwo wieder mal bergab.
Ich verdränge diesen Furcht einflößenden Gedanken rasch aus meinem Köpfchen und widme mich fortan der Schönheit der Landschaft. Wir tasten uns dabei gemeinsam durch die sonnendurchflutete Loipe, bis vor unseren Skispitzen ein Abzweiger auftaucht.
»Nicht, dass du glaubst, ich wollte dich loswerden, aber mein Vorschlag wäre - sofern du mir versprichst, mit deinen Kräften hauszuhalten -, dass du die Umfahrung nimmst und ich auf den kurzen Abstecher einbiege«, schlage ich Francesco vor. »Du wirst voraussichtlich, trotz dieses Umwegs, schneller als ich bei der nächsten Zweigstelle ankommen. Sollte ich allerdings in ein paar Stunden noch immer nicht bei diesem Treffpunkt aufgetaucht sein, dann sei bitte so lieb und schick eine Suchmannschaft nach mir aus!«
»Ich kann dich doch nicht einfach so deinem Schicksal überlassen und dich dabei allein in der Wildnis zurücklassen.«
»Jetzt fahr schon endlich los, du
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