Hallo?! Holt mich hier raus!: Vom Mann, der sich selbst einmauerte, und andere kuriose Missgeschicke (German Edition)
Josef Zebisch bezeichnete Wehner in Rage als «Genosse Arschloch». Legendär das Interview mit dem damaligen ARD-Reporter Ernst Dieter Lueg. Wehner redete ihn absichtlich als «Herr Lüg» an, der Reporter verabschiedete sich daraufhin vom SPD-Fraktionsvorsitzenden mit den Worten:
«Vielen Dank, Herr Wöhner.»
Der unvergessene Herbert Wehner im O-Ton:
«Der Herr badet gerne lau.»
Über Bundeskanzler Willy Brandt, SPD
«Düffeldoffel.»
Über den damaligen Fraktionsvorsitzenden von CDU/CSU, Helmut Kohl
«Der mit den Ohren.»
Über den damaligen Innen- und späteren Außenminister Hans-Dietrich Genscher, FDP
Keiner war länger Bundeskanzler als er, keiner war allerdings auch so viel Hohn und Spott ausgesetzt wie er: Helmut Kohl, von 1982 bis 1998 Regierungschef, in seinen ersten Amtsjahren auch gern als «Birne» betitelt. Seltsam, dass der Pfälzer mit Vorliebe für Saumagen trotzdem so oft wiedergewählt wurde wie keiner vor ihm und keiner nach ihm. Für seine Partei der «Kanzler der Einheit und Baumeister Europas», für seine Gegner der ewige Provinzfürst, der den Mantel der «Gechichte» erhaschen wollte. Am Ende gestolpert über seine Spendenaffäre, die seine historischen Verdienste um die Wiedervereinigung deutlich schmälerte. Die «blühenden Landschaften», die Kohl den Bürgern der DDR versprochen hatte, gab es am Ende doch. Häufig lag aber auch er verbal ziemlich daneben:
«Ich habe versucht, ehrlich zu bleiben, aber in Maßen.»
«Ich weiß, dass ich 1945 fünfzehn war und 1953 achtzehn.»
«Das Zeitalter der Moderne sucht in der Unüberschaubarkeit des dramatischen Wandels nach den Momenten der Vertrautheit.»
«Dieser Norbert Blüm ist ein Glücksfall für die Union, er mag es zwar nicht hören, aber irgendwo hinten tut es ihm gut.»
«Ich weiß zwar nicht, was er denkt, aber ich denke ähnlich wie er.»
Über François Mitterrand
«Was nützt die beste Sozialpolitik, wenn die Kosaken kommen?»
«Ich bejahe die Frage rundherum mit Ja.»
«Wer ja sagt zur Familie, muss auch ja sagen zur Frau.»
«Die meisten unserer Frauen im Land sind weiblich.»
«Gestern standen wir noch mit den Füßen vorm Abgrund, heute sind wir schon ein großes Stück weiter.»
«Andere bekommen gleich kalte Füße, wenn ihnen der Wind einmal ins Gesicht bläst.»
«Bei einem guten Koalitionsklima, wo wir pfleglich miteinander untergehen, ähm, umgehen.»
Solche Versprecher leistete sich sein Nachfolger Gerhard Schröder (SPD) nur ganz selten. Schließlich sah sich Schröder als Medienkanzler, der vor und während seiner Amtszeit (von 1990 bis 1998 Ministerpräsident in Niedersachsen und dann bis 2005 siebter Bundeskanzler) großen Wert auf griffige Formulierungen legte. Vorbei die Zeiten der Schachtelsätze und Stolperreden. Deshalb nur eine kleine Ausbeute:
«Das Volk ist viel besser als seine Regierung, und deshalb verdient es eine andere.»
«Eine Kuh, die gute Milch gibt, muss man auch mal streicheln.»
«Wenn wir es nicht schaffen, die Arbeitslosigkeit signifikant zu senken, haben wir es nicht verdient, wiedergewählt zu werden. Ich rechne damit, dass es uns gelingt, bis zum Ende der Legislaturperiode 2002 die Arbeitslosigkeit auf unter 3,5 Millionen zu drücken.» (Das klappte leider nicht.)
«Wenn auf Parteitagen wieder einmal für Tempolimit 100 gestimmt wurde, habe ich wenigstens den Mut aufgebracht, auf Toilette zu verschwinden.»
«Und die Realität gibt’s auch in Wirklichkeit.»
Auch seine Nachfolgerin, Angela Merkel (seit 2005 Bundeskanzlerin), leistet sich nur selten Versprecher. Sie ist keine begnadete, mitreißende Rednerin, weiß aber als frühere Pressesprecherin der ersten und letzten freigewählten DDR-Regierung, dass Formulierungen in der Öffentlichkeit möglichst Sinn machen sollten. Bei den nachfolgenden Beispielen kann man sich allerdings fragen, ob dies gelungen ist:
«Bestimmte Dinge können wir national allein nicht lösen. Deshalb müssen wir dies im internationalen Rahmen machen, denn das Herunterladen von Computern ist eine Sache, vor der nationale Grenzen nicht schützen können.»
«Ich ahne, wovon ich spreche, meine Damen und Herren.»
«Vor lauter Globalisierung und Computerisierung dürfen die schönen Dinge des Lebens wie Kartoffel- oder Eintopfkochen nicht zu kurz kommen.»
Vor 4000 Landfrauen auf dem Hessentag 2004
«Lieber Roland Kotz … ähm … Koch.»
Und dann gibt es noch: Edmund Stoiber, den Spezialfall. Als
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