Hallo Mister Alzheimer
Demenz ihren unausweichlichen Tribut von Ihnen und Ihrer Familie fordert? Ich weiß nicht, ob sie mich als ihren Ehemann liebt oder es überhaupt kann. Ich weiß nicht, wie oder ob ich sie als meine Frau lieben kann. Manchmal, ehrlich gesagt, oft fühle ich mich, als sei ich eher ihre Pflegeperson oder ihr pflegender Angehöriger, als ihr seit über 40 Jahren liebender Mann. Was sollte ich tun? Was kann ich tun? Sind Sie überhaupt der Richtige, den man fragen sollte?
Aiden F.
Hallo!
Ich spüre Ihr Verlustgefühl und fürchte mich, wie Sie, vor einer ungewissen Zukunft. Natürlich verändern wir uns täglich. Natürlich bin ich nicht genau derselbe Mann, in den sich meine Frau vor vielen, vielen Jahren verliebt hat. Natürlich hat auch sie sich verändert. Leben und Beziehungen entwickeln sich ständig, manchmal zum Besseren, bisweilen zum Schlechteren. Meist zu beidem zugleich! Gewöhnlich verläuft diese Entwicklung relativ langsam, und wir haben Zeit, um einander zu ermöglichen, uns zu verändern. Leider haben wir keine Zeit, uns an das Altern mit jemandem anzupassen, der mit den Symptomen von Demenz lebt. Und weil wir kein neuesBild von den sich rasch wandelnden Beziehungen skizzieren können, starren wir auf die leere Leinwand und lassen sie durch unsere Ängste vor dem Allein- und Ungeliebtsein füllen.
Demenz scheint den Veränderungsprozess zu beschleunigen. Sie erweckt in mir den Eindruck, als übernähme sie die Kontrolle über meine Beziehungen und würde sie neu definieren. So trat zum Beispiel der Vater von Virginia Bell, einer Freundin, in die Spätstadien der Demenz ein. Irgendwann wollte er sie nicht mehr um sich haben. Er wurde regelrecht feindselig. Er wollte keine Tochter mehr, aber sie wollte immer noch ihren Vater. Dann erkannte sie, dass ihr Vater im Leben eigentlich Freunde, Busenfreunde brauchte. Ihm fehlten Menschen mit unterschiedlichen Erwartungen und einer anderen Art, ihm ihre Liebe zu zeigen. Sie erkannte, was ihm weniger wichtig war: seine Kleidung, wann er aß und wie gepflegt sein Zimmer sein sollte. Und sie konzentrierte sich darauf, im Augenblick mit ihm zu sein und Dinge zu finden, die sie miteinander teilen konnten. Demenz wirbelt die Prioritäten der Betroffenen durcheinander, oft zur Irritation und Enttäuschung einer geliebten Person.
Wie Virginias Vater braucht auch Ihre Frau Freunde, Busenfreunde. Menschen, die sie im Wesentlichen nicht ändern wollen, selbst wenn es ihr dann besser ginge.
Als Ehegatten neigen wir aufgrund unserer einzigartigen Beziehung dazu, uns gegenseitig fixieren zu wollen. So wusste ich beispielsweise, dass ich den Anforderungen meiner Frau, wenn es darum ging, Kleidung zusammenzufalten und ordentlich in einen Schrank zu legen, niemals entsprechen konnte, was für mich ein ausgesprochenes Ärgernis war. Als Ehemann musste ich es versuchen. Und natürlich hatte ich kaum Erfolg, ihren hohen Standards zu entsprechen. Aber das ist Teil des Deals. Das war Teil unserer «ehelichen» Interaktion.
Im Gegensatz dazu kümmern sich Freunde nicht um den Kleinkram. (Seltsamerweise ist jener Kleinkram Teil des Kitts, der Ehenzusammenhält.) Sie versuchen nicht, Sie zu ändern, sie akzeptieren Sie. Sie können sich diesen Großmut erlauben, weil sie nicht 24 Stunden am Tag mit Ihnen zusammen sind und auch nicht mit Ihnen «in solchen Klamotten!» zu einer Party gehen müssen.
Jetzt, wo ich tiefer in die Demenz rutsche, brauche ich Freunde, die mich akzeptieren, mich lieben und mich so unterstützen, wie ich jetzt bin. Ich werde nicht besser in den Dingen, in denen ich schlechter werde. Ich werde noch schlechter! Dies ist ein Grund dafür, warum es Ehegatten so schwerfällt, mit Demenz umzugehen. Sie sind es gewohnt, Probleme zu lösen, nicht, sie zu akzeptieren.
Ich argumentiere, dass man auf PMD hören und ihnen zuhören sollte. Versuchen Sie nicht, Ihre Frau in jemanden zu verändern, der sie war oder der sie nach Ihrem Wunsch sein soll. Sie braucht einen Busenfreund, der sie mit ihren Warzen und allem anderen akzeptiert. Sie wissen, dass viele behaupteten, diese Busenfreundbeziehung hätte bei unserem Eheversprechen und sogar, nachdem wir es nach 20, 30 oder 50 Jahren erneuerten, gegolten. Nun, ich hoffe, sie gilt noch immer. Und wissen Sie, ich wette, dass sie vor ihrer Diagnose Ihre Busenfreundin war.
Je tiefer jemand in die Symptome der Demenz hineingerät, desto schwerer fällt es ihm, sich zu ändern. Die Last der Anpassung von Erwartungen, der
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