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Halloween

Halloween

Titel: Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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bedeutet das?, fragt Danielle, und Toe sieht mich an, als sollte ich es erklären.
    He?, sagt sie.
    Offenbar guckt sie nicht die richtigen Filme. Es bedeutet, dass er gekommen ist, um ihn sich zurückzuholen.
     
    Es herrscht so viel Betrieb, dass Mr. Arnold hinter dem Autofenster steht. Fast alle sind Stammgäste, doch das dunkelhaarige Mädchen in dem Toyota kennt er nicht. Sie ist klein, vielleicht im Collegealter, noch so jung, dass sie ihn an Danielle erinnert. Natürlich ist sie es nicht, aber als sie weg ist, geht ihm Danielle nicht mehr aus dem Kopf.
    Er hat in jener Nacht mit ihr gearbeitet und weiß noch, wie ihre Freunde reinkamen, während er mit Danielle aufwischte, und wie sie sie damit nervten, dass sie ihnen was ausgeben sollte. Vielleicht waren sie bekifft, er weiß es nicht. Keiner von ihnen wirkte betrunken. (Danke, dass Sie uns trotzdem in Verdacht hatten.
    Lass ihn in Ruhe, sagt Danielle.)
    Er kann sich noch an ihren Freund erinnern, denn der besuchte sie immer, wenn sie am Autofenster stand. Der Junge fuhr den Kombi seiner Mutter, hielt vor der Bestellannahme und redete bloß mit ihr. Er hat überlebt, sie nicht. Die Welt ist einfach ungerecht.
    «Huhu, irgendjemand da?», krächzt es aus dem Kopfhörer.
    «Willkommen bei Dunkin’ Donuts, was darf ’s sein?»
    Er tippt alles ein und druckt es aus, die ganze Zeit gedankenverloren, ein verzückter Tagtraum. Er hat Blumen zur Leichenhalle geschickt, in der Hoffnung, dass es passend war. Er hatte noch nie eine Angestellte verloren. Ein paar Wochen lang hatten sie nicht genug Personal; er weiß nicht mehr, wen er für sie eingestellt hat, die Fluktuation ist zu groß. Es kommt ihm länger vor als ein Jahr. Woran liegt das? Es ist Montag, und dann ist Sonntag, und das Ganze fängt wieder von vorn an.
    Die Frau hält an, und er gibt ihr das Wechselgeld, reicht ihr die Tüte mit ihrem Croissant und einen großen Koffeinfreien mit Sahne und Zucker. Sie sind höflich zueinander, auf eine nette Art unpersönlich, die perfekte Geschäftsbeziehung, das hält die Sache in Gang. Er klappt das Fenster zu und blickt auf den Schwarzweißmonitor – es kommt jemand. Doch der größte Andrangist vorbei; er muss bald damit anfangen, die Suppen zusammenzustellen.
    Danielle bleibt bei ihm und Toe bei ihr, als würde ihn das Ganze interessieren. Niemand kümmert sich um den guten alten Marco, also geh ich nach hinten, wo ein zotteliger Typ, ungefähr so alt wie mein Dad, in Schürze und Papiermütze Doughnuts macht. Sie sind roh und weiß und stoßen in einem großen Bottich voll Fett gegeneinander, wie beim Äpfelauffischen. Eine Maschine knetet den Teig und formt ihn zu Ringen; der Typ steckt sie bloß auf eine Stange und taucht sie ein. Was für ein beschissener Job.
    Aber er ist am Leben. Er geht nach Hause und isst Abendbrot und guckt Fernsehen.
    Diese Doughnuts waren das Letzte, was wir gegessen haben; sie waren genauso an dem Unfall beteiligt wie wir, bei der Einlieferung bereits tot, gegen unsere Magenwände geklatscht. Halloween-Doughnuts mit schwarzorangem Zuckerguss – so was bringt Unglück. Ich frage mich … tatsächlich, da vorn liegen welche. Die müssen beliebt sein, die Hälfte ist schon weg, reihenweise gespenstische Kreise auf dem Blech.
    He, probiert mal, sage ich. Das sind dieselben, die wir gegessen haben.
    O Mann, sagt Toe, denn solche Witze reißt sonst er.
    Ich hab keine gegessen, sagt Danielle. Nix drin. Ich hab gesehen, wie das hier läuft.
     
    Es ist wie eine geheime Mission. Im Keller spritzt Kyles Mom uns einem nach dem anderen heißen Klebstoff ins Gesicht. Für alle Zeit gefangen auf der knarrenden Bühne des Auditoriums (in den vorderen Reihen machen sich unsere Klassenkameraden über uns lustig und rücken auf wie Strategosteine, immer einen Platz weiter, bis der Hintern ganz taub ist), retuschiert und lustlos, so öde wie der schlichte graue Hintergrund. Nur die Oberstufenschülerkriegen Farbe. Kyles Mom rückt uns auf dem Spitzendeckchen zurecht, ein Dreigestirn, Danielle in der Mitte. Ich sehe mit meinen kurzen Haaren bescheuert aus, und Toe wirkt in der Kombination aus Krawatte und Pullover völlig zurückgeblieben.
    Wer hat euch angezogen?, fragt Danielle und beugt sich vor, um besser sehen zu können.
    Halt die Klappe.
    Sie lacht: Das ist ja süß. Und jeder, der an dem Baum hält, wird es sehen. Christopher Murphy, der Volltrottel.
    Scht, sagt er, aber er steht direkt hinter ihr und beugt sich vor, ihr sauberes Haar nur ein

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