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Halloween

Halloween

Titel: Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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ein Sandwich.
    Kyle greift nach seinem Keks, und die beiden sind völlig in Anspruch genommen. (Sind sie glücklich? Warum müssen alle glücklich sein? Es ist Mittag, sie essen Kekse und schlürfen Kakao durch gebogene Trinkhalme, das sollte ausreichen. Weißt du, wie viel wir dafür geben würden, das tun zu können?)
    «Esst auf», sagt die Praktikantin Libby, und schon verblassen wir, lösen uns auf, und unsere Silhouetten flimmern wie bei schlechten
Star-Trek
-Spezialeffekten. Hier ist niemand, der sich an uns erinnern könnte, also verschwinden wir.
     
    Wir haben uns im Wald hinter der Anzeigetafel getroffen, aber Hook schleicht draußen rum. Er ist laut, sein Anzug und seine helle Krawatte flattern, während er über den Parkplatz stolziert und Leute beim Namen ruft, damit sie wissen, dass er sie gesehen hat. Es ist die dritte Mittagspause, also gilt es offiziell erst nach dem Klingeln als Schwänzen. Die Schüler schnippen ihre Zigaretten unter die Autos, stopfen ihre Graspfeifchen in die Handschuhfächer. Aus dem Jeep sieht Tim, wie Hook durch die Fensteranderer Wagen gleitet, ein Kaleidoskop. Tims Blick folgt ihm am Schornstein vorbei, bis er ihn verliert und beschließt, noch einen Augenblick zu warten. Er hat Zeit. Auf der Windschutzscheibe erscheinen klare Tropfen, und jeder beinhaltet die ganze Welt, dann verbinden sie sich und rinnen zwischen den anderen hindurch.
    Das erste Klingeln ertönt, sein Signal. Der Gehsteig hat sich braun gefärbt, und von Hook ist nichts zu sehen. Tim dreht sich um und blickt durch das Plastikheckfenster, um sich seinen welligen Fluchtweg anzusehen.
    Der Wind ist wie ein kalter Hauch. Damals hat es nicht geregnet, aber daran kann er nichts ändern.
    Er geht denselben zertrampelten Pfad am Außenfeldzaun entlang, überquert den Bach an derselben Stelle und schleicht in den Wald, in Sicherheit jetzt, geschützt vor dem Regen. Danielle war bei ihm, und sie gingen beide im Gänsemarsch zwischen den Büschen durch, aber er weiß nicht mehr, worüber sie gesprochen haben, als hätte der Unfall es aus ihm herausgeprügelt.
    (Daran kann ich mich nicht erinnern, sagt Danielle, doch das sagt sie ständig, damit sie nicht drüber reden muss. Sie glaubt nicht an das, was wir tun; sie ist bloß wegen Tim hier, das sollte Toe nicht vergessen.)
    Der Rest von uns wartete schon auf der Lichtung. Greg und Travis waren gerade gegangen, zum Billardspielen bei Greg. Kyle war bekifft, wollte ein paar tiefgekühlte Burritos holen und sich an den Fluss setzen, weil das Wetter so gut war. Toe sagte, er sei dabei, und wir konnten unmöglich nein sagen.
    Was wäre gewesen, wenn es geregnet hätte? Tim geht die Entscheidung, sie zu begleiten, nochmal durch, als wäre es von Bedeutung, ein unverzichtbares Glied in einer Kette, und er steht da, denselben Bäumen zugekehrt wie vor einem Jahr, die Aufschläge seiner Jeans nass vom Gras. Er und Danielle hielten sich an den Händen. Sie hatte ihre Wildlederjacke mit der eingerissenenTasche an, und ihr Haar roch nach Birnen. Er wartet, sicher, dass ihn jemand ertappt, während er wie ein Verrückter im Regen steht, und als es zum Unterricht klingelt, geht er in Richtung Parkplatz zurück.
    Als er losfährt, kommt er an einem Geländewagen vorbei, der auf dem kreisförmigen Platz vor der Eingangstür steht – jemand, der abgeholt wird –, und er muss an seine Mom in ihrem Büro und das Schulfoto von ihm in dem gestrickten Rahmen neben dem Computer denken. Darauf lächelt er und trägt eine Krawatte, seine Pickel wegretuschiert. Er dachte immer, der Abgebildete sei nicht er; jetzt weiß er es. Er würde gern nochmal bei ihr im Büro vorbeifahren, um sie ein letztes Mal zu sehen, sich richtig von ihr zu verabschieden.
    Es gibt nur eine Ausfahrt, bewacht von einem bezahlten Sicherheitsbeamten, einem alten Knacker in einer Windjacke mit goldenen Schulterklappen und einem Walkie-Talkie – noch eine alberne Sicherheitsmaßnahme, die sie Columbine zu verdanken haben. Der Wachmann steht neben seinem uralten kleinen Buick Kombi auf der Straße und kontrolliert jeden, der rein-oder rauswill, als könnte man ihn nicht einfach über den Haufen fahren. Er beugt sich runter, um sich Tims Parkerlaubnis und die Karte auf dem Armaturenbrett anzusehen, die ihm gestattet, das Schulgelände zu verlassen, dann winkt er ihn durch.
    Es regnet nur leicht, seine Wischerblätter schaben ungeduldig an der Scheibe. Am Stoppschild muss er wegen einer Autoschlange warten und denkt

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