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Halloween

Halloween

Titel: Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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wieder an das Büro seiner Mutter, fragt sich, was sie gerade tut. (Sie steht in der Schlange bei Bruegger’s Bagels, überlegt, was sie auf ihr Santa-Fe-Hähnchensandwich haben will, und entscheidet sich gegen eine Tüte Pommes frites. Um die Suppenkessel ist schwarzoranges Krepppapier geschlungen; diesem Tag –
uns
– kann niemand entrinnen.) Zum tausendsten Mal denkt Tim an einen Brief und ist sauer auf sich. Er muss dem Plan folgen. Er löst sich aus seiner Trance, indem er sich auf denVerkehr konzentriert, und kriegt den Kopf gerade noch frei, bevor er einen vertrauten goldenen Pathfinder vorbeibrausen sieht. Die Fahrerin winkt ihm zu – Kyles Mom.
    Er winkt unwillkürlich zurück, hebt nur kurz die Hand, dann lässt er sie wieder sinken. Glücklicherweise kommt noch ein anderer Wagen, sodass er sich nicht direkt hinter ihr einordnen muss.
    Kyle wird Gelegenheit haben, sich zu verabschieden.
    Eigentlich nicht.
    Es gibt eine Lücke, er fährt los, und sein Blinker schaltet sich aus. Kyles Mom ist drei Wagen vor ihm. (Wir können zwischen den beiden fliegen. Kyles Mom ist froh, Tim getroffen zu haben; wie die Bücherei gibt es ihr Bodenhaftung, das Gefühl, dass sie hierher gehört, dass ihr Leben in Avon irgendwie weitergeht.) Der Wagen vor ihm blinkt, um in den Hollister Drive abzubiegen, und Tim überlegt, ihm zu folgen, bloß damit er sie nicht sehen muss. Aber der Plan ist stärker als er, sein ganzer Wille darauf ausgerichtet, und er fährt weiter geradeaus.
    Als sie sich der Thompson Road nähern, ist sie noch zwei Wagen entfernt. Die Einmündung liegt zur Linken, und sie bemerken sie beide. Beide kennen jede Bodensenke und Kurve, die sie durch die brach liegenden Felder und an der M.-H.-Rhodes-Fabrik vorbeiführt, über den Radweg und den Bach bis zu dem Altar, der uns alle als Geiseln hält. Die Straße ist eine Einladung, den Altar nochmal zu besuchen, eine weitere Möglichkeit, Tribut zu zollen und einzugestehen, wovon ihr Leben beherrscht wird, und aus diesem Grund müssen sie vorbeifahren, müssen die Straße vorbeigleiten lassen, als hätte sie keine Bedeutung. Tim glaubt, dass er nach heute Nacht nichts mehr empfinden wird, eine Erleichterung. Insgeheim glaubt Kyles Mom das auch, glaubt, dass sie im Lauf der Zeit vergessen wird. (Sie haben beide Unrecht, aber wie sollen sie das wissen? Nichts ändert sich, wie sehr man es sich auch wünscht. Du bist immer noch du.)
    Es ist lächerlich, zu denken, dass sie ihm folgt, wo sie dochvor ihm herfährt. Tim befürchtet, dass sie die ganze Brickyard Road bei ihm bleibt, aber als sie vor der T-förmigen Kreuzung mit den drei Stoppschildern bremsen, sieht er, dass sie blinkt. Diesmal gibt es kein Winken; der Pathfinder schießt davon. Tim schiebt sich ein Stück vor und wartet, schiebt sich vor. Sie hat sich gefreut, ihn zu sehen, und er zweifelt wieder an sich. Wie könnte er es ihr erklären? Er denkt, wenn er von hier weggehen und nochmal ganz von vorn anfangen könnte – aber es wäre dasselbe, er würde sich bloß was vormachen.
    Wir haben uns eine von Toes CDs angehört (
Best of the Box
von Alice in Chains, sagt mir Toe), aber Tim lässt die Stille sich ausbreiten. Er braucht einen klaren Kopf. Er ist sich seiner Sache nur sicher, wenn er an uns denkt.
    Damals fühlten wir uns frei, als würden wir abhauen und alle in der Klasse zurücklassen. Jetzt folgt er unwillkürlich seinem Plan, biegt am Keg rechts ab und fährt unter der alten Eisenbahnbrücke mit ihren voll gesprühten Bannern aus alten Bettlaken hindurch (ALLES GUTE ZUM 16., CLAIRE BEAR, AVON JAYCEES HALLOWEEN-HEUWAGENFAHRT). Beim Dairy-Mart biegt er wieder ab und parkt wie wir damals mit der Schnauze nach vorn, geht rein, lässt sich zwei Burritos mit Rindfleisch und Bohnen warm machen und kauft eine Halbliterflasche Mountain Dew.
    Es steht im Drehbuch. Statt auf die 4 zurückzukehren, biegt er links ab und fährt an den heruntergekommenen Häusern und dem Schild mit der Aufschrift SACKGASSE vorbei. Er rollt an den leeren Boxen der Autowaschanlage und den von Blättern übersäten Baseballfeldern vorbei zu der bordsteinlosen Wendestelle, fährt geradeaus weiter über die Asphaltschwelle auf die unbefestigte Straße, die von den Anglern benutzt wird. Er holpert bis ans Ende der Straße, in dem Glauben, dass der Regen die Leute fern hält, aber da steht ein weißer Cherokee halb im Gebüsch.
    Der Fluss ist dunkel wie Motoröl, das Geräusch stetig, Regenauf Beton. Er lässt den Blick

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