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Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
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bemühten sich offenbar allen Ernstes darum, sich gegenseitig umzubringen.
    Borgas fluchte unbändig, drängte sich grob durch den Kreis der Jungen und packte die Kämpfenden.
    »Was soll das, ihr Idioten?«, donnerte er. »Hört sofort auf! Geschick sollt ihr anwenden, nicht eure Wut austoben! Ihr habt wohl rein gar nichts von dem kapiert, was ich euch gesagt habe …?« Er hielt beide an den Oberarmen gepackt, zerrte sie auseinander und hob sie hoch wie junge Hunde, während die Jungen immer noch in die Luft boxten und traten. »Ihr verdammten Streithähne! Lektion Nummer eins: Keine blinde Wut!«
    Halo konnte es nicht verhindern – sie lachte laut los. Die beiden Jungen sahen so lächerlich aus, wie sie von Borgas’ Händen baumelten wie die Früchte am Johannisbrotbaum.
    Die Jungen, die dicht gedrängt um die Kämpfenden gestanden hatten, drehten sich zu ihr um. Niemand lachte. Alle starrten sie mit schmalen Augen an und kniffen die Lippen zusammen.
    Oh.
    Halo merkte, dass sie einen Fehler gemacht hatte.
    Jetzt hassen sie mich , dachte sie. Fünfzig neunjährige Jungen hassen mich. Und wenn ich nicht verschwinde oder mich nicht sofort die Erde verschluckt, werden mich fünfzig Neunjährige, die mich hassen, von jetzt an jeden Tag boxen und kicken und kratzen und schlagen und versuchen, mir die Augen einzudrücken.
    Auch Borgas starrte sie an und schüttelte entnervt den Kopf.
    »Das ist der Knirps«, sagte er. »Einer von euch muss ihm erst einmal ein paar einfache Dinge über das Boxen beibringen, vielleicht kann er sich dann hier irgendwann auch nützlich machen.«
    Ein winziger Junge mit fiesem Blick meldete sich: »Ich, Herr – ich bringe es ihm bei!«, rief er mit schriller Stimme. Offensichtlich freute er sich darauf, ihr zu zeigen, wie der Dreck auf dem Boden schmeckte, wenn sie ihre Zähne ausspuckte.
    Halo starrte den Fiesling an.
    »In Ordnung«, sagte sie. »Hier? Jetzt?«
    Borgas hatte sich inzwischen wieder abgewandt und kümmerte sich um einen Jungen, der am Bein verletzt war.
    »Klar«, sagte der kleine Fiesling. Vor Aufregung konnte er kaum noch still stehen, und er glotzte sie mit einem widerlichen Gesichtsausdruck an. »Hier und jetzt!«
    Halo war bereit. Der Junge stürzte sich auf sie, bevor er noch das letzte Wort ausgesprochen hatte – aber sie sprang leichtfüßig beiseite.
    »Hoppla«, sagte sie spöttisch, als er an ihr vorbeistolperte. Das gefiel ihm gar nicht. Er wirbelte herum und packte sie am Hals – aber sie war schneller und boxte ihn, so hart sie konnte, in den Bauch. Er fiel um.
    »Knirps!«, brüllte Borgas, der sich erst jetzt umblickte und bemerkte, was hinter seinem Rücken vor sich ging. »Was machst du da? Hör sofort auf damit!«
    Der Junge war wieder aufgesprungen und packte sie mit einem Klammergriff, um sie niederzuringen. Dabei biss er sie in den Arm, und das tat nun wirklich weh. Außerdem spürte sie seine Spucke auf ihrer Haut, und das war einfach widerlich.
    »Kampfübung, Herr!«, schrie sie und versuchte, den Griff des Jungen zu lockern, indem sie ihre Nägel in seine Haut trieb, und trat ihm gleichzeitig gegen die Beine. Nun war sie wirklich wütend. Sie hasste diesen Knaben.
    »Sieht mir nicht nach Üben aus!«, brüllte Borgas.
    Halo gab den Versuch auf, die Umklammerung zu lösen, und hieb dem Jungen stattdessen den Ellbogen gegen den Kopf. Sie erwischte ihn direkt an der Schläfe. Er fiel zu Boden wie ein gefällter Baum.
    Borgas fluchte wieder.
    »Krenas! Du Idiot!«, bellte er. »Steh auf!«
    Krenas blieb liegen und stöhnte.
    Halo wischte sich den Speichel vom Arm. Sie keuchte ein wenig – und außerdem war sie ziemlich überrascht. Anscheinend konnte sie tatsächlich kämpfen. Wenn sie nur genug provoziert wurde.
    »Du blutest am Kopf«, stellte Borgas fest.
    »Nicht von ihm«, sagte sie. »Die Wunde hatte ich vorher schon.«
    Borgas seufzte, spuckte auf den Boden und schüttelte den Kopf, offensichtlich fehlten ihm momentan die Worte.
    »Gut, das reicht«, sagte er dann. »Ihr Jungs hier – ihr schlaft heute Nacht auf der Agora. Jetzt holt euer Abendessen. Du nicht« – er winkte Halo zu sich –, »du kommst mit mir.«
     
    Die Sonne ging gerade unter, als sie in die Stadt kamen. Borgas hielt neben einem Holzverschlag an. »Du schläfst da drin«, sagte er zu Halo und deutete auf einen Strohhaufen. (Erst später würde sie entdecken, dass sie dieses Bett mit ein paar stinkenden kleinen Ratten teilte.) Daneben stand noch ein weiterer Verschlag;

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