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Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
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Die Blutung ließ nach. Gut.
    »Nadel und Faden«, forderte sie. Akinakes reichte ihr das Gewünschte. Rasch nähte sie die Wunde zu – nur drei kleine Stiche. Es fühlte sich an, als würde sie ganz weiches Leder nähen. Gyges ließ immer noch keinen Ton von sich hören, kein Schreien, kein Stöhnen . Wie tapfer sie sind . Sie verknotete den Faden, ölte die Wunde und legte das weiche Tuch mit der Teerpaste darauf. Asklepios, bitte heile diese Wunde , betete sie stumm. Bitte mach, dass ich ein guter Wundarzt werde und dass sein Blut nicht vergiftet wird und dass die Skythen mich nicht hassen, wenn du ihn sterben lässt …
    »Fertig«, rief sie. »Du musst dein Bein hochlegen, Gyges.«
    Sie hatte es geschafft! Sie fühlte sich großartig. Sie kam sich vor wie der Arzt, von dem Homer geschrieben hatte: »Denn ein heilender Mann ist wert wie viele zu achten, der ausschneidet den Pfeil und mit lindernder Salbe verbindet.«
    Gyges atmete flach. Er streckte seine Hand aus und berührte sie. Sie lächelte. Akinakes nickte anerkennend. Jemand reichte ihr einen Krug mit Wein, den sie ihrem Patienten einflößte.
    Danke Asklepios.
    Nun musste die Wunde nur noch heilen.
     
    Am folgenden Abend ging Halo wieder zu den Skythen. Diesmal war auch Hauptmann Arimaspou da. Er sah sie an, und sie sah ihn an. Nervös fragte sie: »Wie geht es Gyges?«
    Arimaspou schwieg eine Weile, dann sagte er: »Warum fragst du ihn nicht selbst?«
    Schreckensbilder schossen ihr durch den Kopf: Gyges, der sich in Qualen wand. Gyges Wunde, aus der alle möglichen Arten von Eiter hervorbrachen, an deren Namen und verheerende Wirkungen sie sich nicht mehr erinnern konnte. Gyges, dessen Blut vergiftet war. Gyges tot.
    Aber Gyges war gesund und munter. Er lag auf einer Liege im kühlen Schatten der Baracke. Sein Fuß lagerte auf einem Hocker. Er trank eine Tasse von dem Tee, den sie ihm dagelassen hatte.
    Halo wechselte den Verband. Die Wunde war roh und rot und hässlich, die Stiche grob, aber sie eiterte nicht. Gyges dankte ihr.
    »Herr, wenn du willst, könnte ich Hippias, meinen Lehrer, bitten, sich um eure Verwundeten zu kümmern«, sagte sie zu Arimaspou.
    »Nein«, erwiderte dieser, »ab jetzt bist du unser Arzt.«
    Oh , dachte sie, so habe ich das eigentlich nicht gemeint …
    Aber Arimaspou war gegangen.
    Worauf hatte sie sich eingelassen?

ΚΑΠΙΤΕΛ 25
    Das spartanische Heer überquerte die Thriasische Ebene und verwüstete auf ihrem Weg das Land. Stück für Stück rückte es auf Athen zu.
    Kaum hörte Halo, dass die Spartaner in Sichtweite waren, eilte sie mit vielen anderen Athenern zur Stadtmauer.
    Und als sie sie erblickte, hörte ihr Herz beinahe auf zu schlagen.
    Bronzen und blutrot, bedrohlich und ruhig, entschlossen und unaufhaltsam marschierten sie über die stille, schöne, verlassene Ebene von Attika. Halo erinnerte sich an die Übungsmanöver der Phalanx, an die Jungen, die Bäume niederzureißen versuchten, an Leonidas’ Knaben bei ihrer Rückkehr aus der Gegend der Heloten, wie sie leichtfüßig über alles und durch alles schritten, niemals hungrig, niemals müde, niemals furchtsam, immer vereint, unendlich stark …
    Hier waren sie. Tausende, Zehntausende …, die sich glitzernd und stumm in der Ferne vorwärtsschoben. Ein einzelnes Wesen, wie ein flacher bronzener Drache, der über das verlassene Land der Oliven, Weinreben und Bauernhäuser kroch. Und auf Athen zuhielt.
    Wollten sie Athen überfallen?
    Was würde Perikles tun, wenn sie zu Tausenden vor seinen Toren standen?
    Was würde sie tun? Was soll ein Kind tun, wenn seine Stadt überfallen wird?
    Sie kletterte von der Mauer herab und rannte nach Hause. Ihr fiel ein, was Leonidas über Furcht gesagt hatte: Phobos kann die Beine eintfesseln, und sie verstand plötzlich, was er damit gemeint hatte. Diese Wirkung hatte allein schon der Anblick des Heeres! Sie hatte Angst. Ihr schönes neues Zuhause hatte ihr nur für kurze Zeit Sicherheit geboten. Nun war ihr Leben wieder gefährdet. Diesmal ging es aber nicht nur um sie allein, sondern alle waren bedroht, ganz Athen mit seinen vielen Menschen: Perikles, Aspasia, Arko, die Skythen, Tiki und Samis, Philoktetes und Martes, die Jungen aus der Schule, die Sänger und Schauspieler, die Männer auf dem Markt und die Frauen, die nie aus dem Haus gingen, die Mädchen von dem Festzug, die Priester, der philosophische Fuhrmann …
     
    Perikles war ausnahmsweise zu Hause – aber gerade im Begriff zu gehen. Er sah auf, als sie

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