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Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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werden wollte.
    «Die Ereignisse von gestern haben uns alle sehr mitgenommen», sagte Ivy schließlich. «Aber wir werden mit dieser Situation umgehen.»
    «Und wie?», fragte ich.
    «Unser Vater wird uns den Weg weisen.»
    «Ich hoffe nur, dass Er das schnell tut, bevor es zu spät ist», murmelte Xavier, aber nur ich hörte ihn.
    Nach der Entdeckung von Taylahs Selbstmord befand sich die Schule im Schockzustand. Auch wenn der Unterricht in dem Bemühen weiterlief, eine gewisse Normalität zu erhalten, schien doch alles nur zögernd voranzugehen. Briefe waren an die Eltern verschickt worden, worin man ihnen Hilfe bei der Trauerarbeit anbot und die Familien ermutigte, ihre Kinder in jeder nur möglichen Form zu unterstützen. Alle gingen wie auf rohen Eiern, niemand wollte laut oder taktlos wirken. Jake Thorn und seine Freunde waren nicht zu sehen.
    Am Vormittag wurde eine Versammlung einberufen, und Dr. Chester erklärte den Schülern, dass die Untersuchungen nun der Polizei übergeben worden wären. Dann fuhr er nicht mehr ganz so offiziell fort.
    «Der Verlust von Taylah McIntosh ist schrecklich und tragisch. Sie war eine wunderbare Freundin und Schülerin, und wir werden sie sehr vermissen. Falls irgendeiner von euch mit jemandem darüber sprechen möchte, was passiert ist, dann macht bitte einen Termin mit Miss Hirche aus, unserer Vertrauenslehrerin.»
    «Der Doc tut mir leid», sagte Xavier. «Den ganzen Morgen schon geht sein Telefon. Alle Eltern sind beunruhigt.»
    «Was meinst du damit?», wollte ich wissen.
    «Es haben schon Schulen wegen solcher Vorfälle schließen müssen», sagte er. «Alle wollen wissen, was passiert ist, warum die Schule nicht mehr getan hat, um es zu verhindern. Die Leute machen sich Sorgen um ihre eigenen Kinder.»
    Ich spürte, wie ich wütend wurde. «Aber das hat doch nichts mit der Schule zu tun!»
    «Na ja, das sehen die Eltern aber anders», sagte Xavier.
    Nach der Versammlung kam Molly zu uns. Ihre Augen waren vom Weinen ganz rot und geschwollen. Xavier merkte, dass sie allein mit mir reden wollte, und entschuldigte sich damit, dass er zu einem Treffen seiner Wasserballmannschaft müsste.
    «Wie geht es dir?», fragte ich und nahm ihre Hand. Molly schüttelte den Kopf, und neue Tränen liefen ihr die Wangen hinunter.
    «Es fühlt sich so komisch an, hier zu sein», sagte sie mit erstickter Stimme. «Es ist nicht mehr dasselbe ohne sie.»
    «Ich weiß», sagte ich sanft.
    «Ich verstehe das alles nicht», sagte Molly. «Ich kann nicht glauben, dass sie so etwas tun konnte. Warum hat sie nicht mit mir geredet? Ich wusste nicht mal, dass sie Depressionen hatte – ich bin so eine schreckliche Freundin!» Sie schluchzte, und ich beeilte mich, sie in den Arm zu nehmen. Es schien, als würde sie zusammenbrechen, wenn sie niemand festhalten würde.
    «Es ist nicht deine Schuld», sagte ich. «Manchmal geschehen Dinge, die niemand vorhersagen kann.»
    «Aber …», fing Molly wieder an.
    «Nein», unterbrach ich sie. «Du hättest es nicht verhindern können.»
    «Ich wünschte, das könnte ich glauben», flüsterte Molly. «Hast du gehört, wie man sie gefunden hat – in all diesem Blut? Wie in einem Horrorfilm.»
    «Ja», murmelte ich. Mit Sicherheit wollte ich nicht noch einmal an meine Erfahrungen denken. «Molly, vielleicht solltest du mit einem Therapeuten sprechen», sagte ich vorsichtig. «Das könnte dir helfen.»
    «Nein.» Molly schüttelte heftig den Kopf, dann lachte sie. Es klang hoch und hysterisch. «Ich will vergessen, dass das alles jemals passiert ist. Ich will vergessen, dass sie je hier war.»
    «Aber Molly, du kannst doch nicht einfach so tun, als wäre alles okay!»
    «Du wirst schon sehen», sagte sie mit gespielt fröhlichem Gesicht. «Gestern ist tatsächlich auch etwas Gutes passiert.» Sie lächelte breit, doch ihre Augen glänzten immer noch von Tränen. Es war ein schrecklicher Anblick.
    «Was denn?», fragte ich und überlegte, ob sie die Scharade wohl aufgeben würde, wenn ich mitspielte.
    «Seit der letzten Stunde ist Jake Thorn in meinem Informatikkurs.»
    «Oh», sagte ich. Ich staunte darüber, wie schnell die Unterhaltung in anderer Richtung verlief. «Das ist toll.»
    «Ja, und ob», sagte Molly. «Weil er mich nämlich gefragt hat, ob ich mit ihm ausgehen will.»
    «Was?!», platzte ich heraus und starrte sie an.
    «Ich weiß», sagte sie. «Ich habe es selbst kaum glauben können.» Es war offensichtlich, dass der Schock sie vollkommen

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