Halo
überzeugte. «Ich gebe zu, dass Xavier einer der tollsten Jungs der Schule ist, aber jeder weiß, dass er nichts als Probleme bringt. Allen Mädchen, die es versucht haben, hat er letztendlich das Herz gebrochen. Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.»
«Er wirkt nicht so, als wäre er absichtlich grausam», verteidigte ich ihn, obwohl ich so gut wie nichts über ihn wusste.
«Hör zu, Beth. Wenn du dich in Xavier verliebst, wirst du verletzt werden. Das ist nun einmal die Wahrheit.»
«Was macht dich da so sicher?», fragte ich. «Gehört dein Herz zu denen, die gebrochen wurden?»
Ich hatte die Frage aus Spaß gestellt, aber Mollys Blick wurde plötzlich ernst. «Das kann man wohl sagen.»
«Das tut mir leid. Ich hatte keine Ahnung. Was ist passiert?»
«Ich mochte ihn schon eine Ewigkeit und hatte irgendwann genug davon, ständig Andeutungen zu machen. Also habe ich ihn gefragt, ob er Lust hätte, sich mal mit mir zu treffen.» Sie schlug einen gleichgültigen Ton an, so als wäre die Sache schon sehr lange her und als spielte sie keine Rolle mehr.
«Und?», hakte ich nach.
«Und nichts.» Sie zuckte die Schultern. «Er hat nein gesagt. Er war sehr höflich und meinte, dass ich eine gute Freundin für ihn sei. Aber trotzdem war es der demütigendste Augenblick in meinem Leben.»
Ich konnte Molly nicht sagen, dass das eigentlich gar nicht so schrecklich klang. In Wahrheit konnte man Xaviers Verhalten als ehrlich, vielleicht sogar als ehrenwert bezeichnen. Als Molly von gebrochenen Herzen gesprochen hatte, hatte es geklungen, als wäre er ein richtig mieser Typ. Dabei hatte Xavier lediglich eine Einladung auf die für ihn bestmögliche Weise abgelehnt. Aber ich hatte inzwischen schon genug über Mädchenfreundschaften gelernt, um zu wissen, dass Mitgefühl die einzige akzeptable Reaktion war.
«Es ist einfach nicht fair», fuhr Molly anklagend fort. «Er läuft hier herum, sieht irrsinnig gut aus, ist zu jedem nett, lässt aber niemanden näher an sich heran.»
«Ermutigt er die Mädchen denn irgendwie darin? Gibt er ihnen das Gefühl, dass er mehr will als Freundschaft?», fragte ich.
«Nein», gab sie zu. «Aber es ist trotzdem absolut unfair. Wie kann jemand zu beschäftigt für eine Freundin sein? Ich weiß, es klingt hart, aber er muss doch irgendwann mal über Emily hinwegkommen. Sie kommt nicht zurück. Egal, Schluss jetzt mit Mr. Perfect. Ich hoffe, du schaffst es am Freitag zu mir – es wird uns von nervigen Jungs ablenken.»
«Wir sind nicht hier, um Freundschaften zu schließen», sagte Gabriel, als ich ihn fragte, ob ich am Freitag zu Molly gehen durfte.
«Aber es wäre unhöflich von mir, nicht zu kommen», widersprach ich. «Außerdem ist es Freitagabend – am nächsten Tag ist schulfrei.»
«Geh, wenn du willst, Bethany», sagte er seufzend. «Ich finde zwar, dass es sinnvollere Möglichkeiten gibt, den Abend zu verbringen. Aber ich werde dich nicht aufhalten.»
«Nur dieses eine Mal», sagte ich. «Ich habe nicht vor, das regelmäßig zu machen.»
«Das will ich auch nicht hoffen.»
Ich mochte das Unausgesprochene hinter seinen Worten nicht, die subtile Unterstellung, dass ich das Ziel bereits aus den Augen verlor. Aber ich ließ mir dadurch nicht die Stimmung vermiesen – ich wollte alle Facetten des Menschseins erleben. Schließlich half es mir vielleicht dabei, unsere Mission besser zu begreifen.
Gegen sieben hatte ich geduscht und mir ein enges grünes Strickkleid angezogen, um zu Molly zu gehen. Ich kombinierte das Kleid mit Stiefeletten und einer dunklen Strumpfhose und legte sogar etwas von dem Lipgloss auf, den Molly mir geschenkt hatte. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen, fand ich: Ich sah ein bisschen anders aus als mein gewöhnliches, bleiches Ich.
«Du musst dich nicht hübsch machen, du gehst doch nicht zu einem Ball», sagte Gabriel bei meinem Anblick.
«Ein Mädchen muss immer versuchen, so gut auszusehen wie möglich», verteidigte Ivy mich und zwinkerte mir zu. Sie mochte von meinen Plänen, Zeit mit Molly und ihrer Clique zu verbringen, nicht begeistert sein, aber sie war nicht der Typ, um zu grollen. Sie wusste, wann man die Dinge auf sich beruhen lassen musste, um den Frieden zu bewahren.
Ich küsste sie beide zum Abschied und trat aus der Haustür. Gabriel hatte mich mit dem schwarzen Jeep, den wir in der Garage entdeckt hatten, zu Molly fahren wollen, aber Ivy hatte es ihm ausgeredet. Sie hatte ihm erklärt, dass es noch hell genug war und
Weitere Kostenlose Bücher