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Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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der Supermarkt, wo ich vor ein paar Wochen Alice und Phantom getroffen hatte, flogen vorbei. Ich war so schnell, dass ich am Kino vorbeilief und am Ende der Straße umdrehen musste.
    Das Kino stammte aus den fünfziger Jahren und war vor kurzem wieder im Stil dieser Zeit renoviert worden. Es war voller Retro-Möbel und Erinnerungsstücke. Auf dem Boden lag blankpoliertes schwarz-weißes Linoleum, es gab orangefarbene Vinylsofas mit verchromten Beinen und Lampen, die wie fliegende Untertassen aussahen.
    Das Foyer war leer, als ich es betrat, und auch in der Coffee-Lounge hing niemand herum. Die Filmplakate kündigten eine Hitchcock-Nacht an. Sie musste schon begonnen haben. Xavier schaute sie sich entweder alleine an, oder er war wieder nach Hause gegangen.
    Hinter mir räusperte sich jemand nervös, wie um auf sich aufmerksam zu machen. Ich drehte mich um.
    «Zu einem Date zu spät zu kommen ist nicht ganz so cool, wenn man deswegen den Film verpasst.» Xavier lächelte sein schiefes Lächeln. Er trug blaue Shorts und ein cremefarbenes Polohemd.
    «Ich kann nicht», sagte ich atemlos. «Ich bin nur gekommen, um dir das zu sagen.»
    «Deswegen hättest du nicht den ganzen Weg hierher laufen müssen. Du hättest anrufen können.»
    Xaviers Blick hatte etwas Neckendes. Ich überlegte fieberhaft, was ich antworten konnte, um nicht ganz so lächerlich dazustehen. Mein erster Impuls war zu sagen, dass ich seine Nummer verloren hatte, aber ich wollte ihn nicht anlügen.
    «Wenn du schon mal da bist», fuhr er fort, «könnten wir eigentlich einen Kaffee trinken gehen.»
    «Was ist mit dem Film?»
    «Den kann ich ein anderes Mal anschauen.»
    «Einverstanden, aber ich kann nicht lange bleiben. Es weiß keiner, dass ich hier bin», gab ich zu.
    «Zwei Ecken weiter ist ein Café.»
    Das Café hieß
Sweethearts
. Xavier legte seine Hand zwischen meine Schulterblätter und schob mich hinein. Ich spürte die Wärme seiner Handfläche bis auf meine Haut durchdringen. Eine seltsame Hitze brodelte in mir, bis mir plötzlich einfiel, dass seine Hand genau auf der Stelle lag, wo meine Flügel sorgfältig zusammengefaltet ruhten. Ich trat hastig mit nervösem Lächeln zur Seite.
    «Du bist ein komisches Mädchen», sagte er mit amüsiertem Blick.
    Ich war dankbar, dass er nach einem Tisch in einer Nische fragte, denn ich wollte mich ungern den neugierigen Blicken aussetzen. Wir hatten schon ein bisschen Aufmerksamkeit erregt, als wir zusammen die Straße entlanggegangen waren. Im Café hatte ich ein paar bekannte Gesichter von der Schule entdeckt, aber keinen, den ich persönlich kannte, sodass ich niemanden begrüßen musste. Ich sah Xavier in mehrere Richtungen nicken, bevor wir uns setzten. Waren das Freunde von ihm? Ich fragte mich, ob unser kleiner Ausflug die montägliche Gerüchteküche zum Brodeln bringen würde.
    Es war gemütlich im Café, und ich entspannte mich etwas. Das Licht war gedämpft, an den Wänden hingen alte Filmplakate, und auf den Tischen lagen kostenlose Postkarten aus, die das Werk eines örtlichen Künstlers bewarben. Es gab Milchshakes, Kaffee, Pfannkuchen und Eis. Eine Kellnerin in schwarz-weißen Turnschuhen nahm unsere Bestellung auf. Ich bestellte heiße Schokolade und Xavier Latte macchiato. Die Kellnerin lächelte ihn kokett an.
    «Ich hoffe, der Laden ist für dich in Ordnung», sagte er, als sie weg war. «Ich komme normalerweise nach dem Training her.»
    «Doch, gefällt mir», sagte ich. «Trainierst du oft?»
    «Zweimal die Woche am Nachmittag und fast jedes Wochenende. Und du? Machst du inzwischen irgendwo mit?»
    «Noch nicht, ich habe mich noch nicht entschieden.»
    Xavier nickte. «Das dauert.» Er verschränkte die Arme bequem über der Brust und lehnte sich zurück. «Also, erzähl mir etwas von dir.»
    Das war die Frage, die ich gefürchtet hatte.
    «Was möchtest du wissen?», fragte ich vorsichtig.
    «Zuerst, warum ihr in Venus Cove gelandet seid. Es hat nicht gerade Weltniveau.»
    «Das kann ich erklären», sagte ich. «Nennen wir es eine Lifestyle-Entscheidung – wir hatten genug vom Jetset und wollten uns an einem ruhigen Ort niederlassen.» Ich wusste, dass dies eine akzeptable Erklärung war, es gab nicht wenige Familien, die aus genau diesem Grund hierher gezogen waren. «Und jetzt erzähl mir etwas über dich.»
    Vermutlich wusste er, dass ich damit weiteren Fragen ausweichen wollte, aber das machte nichts. Xavier plauderte ungezwungen und brauchte keine weitere Ermutigung.

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