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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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anderen Arzt zu tun. Dominic Rodriguez schloss sein Studium am St. George im selben Jahr wie Marshall ab, nämlich einundachtzig, absolvierte dann eine chirurgische Assistenz an der University of California-San Diego und praktizierte dort bis neunzig. Für die Zeit danach liefert die Site nichts mehr.«
    Ich nahm die Fotokopie zur Hand.
    »Wie’s aussieht, besorgte sich Cruikshank eine Liste der Assistenzstellen von Absolventen des St. George aus den Jahren achtzig bis fünfundachtzig. Die scheint aber nicht aus dem Netz zu stammen.«
    Ich redete beim Lesen.
    »Viele ausländische Namen. Einige beeindruckende Institute. Neurologie – University of Chicago, Internistische Medizin – Georgetown, Notfallmedizin – Duke. Kein Lester Marshall, aber der Name Dominic Rodriguez ist eingekringelt. Glaubst du, dass Cruikshank sich für diesen Kerl interessierte, weil er und Marshall Kommilitonen waren? Aber warum Rodriguez? Er ist Chirurg, Marshall Familienmediziner.«
    Ryan dachte darüber nach.
    »Marshall verschwand neunundachtzig in Tulsa, tauchte fünfundneunzig in Charleston wieder auf. Du sagst, dass Rodriguez neunzig in San Diego vom Radarschirm verschwand. Das ist doch merkwürdig.«
    Ich legte eben den ersten Umschlag wieder in die Kiste zurück, als mir eine Broschüre auffiel, die an der Seitenwand des Kartons haftete. Das Ding war ein einseitiger Reiseprospekt, der die Vorzüge einer Kurklinik in Puerto Vallarta, Mexiko, anpries.
    »Vielleicht war Rodriguez Mexikaner«, sagte ich und hielt den Prospekt in die Höhe. »Und vielleicht bekam er Heimweh.«
    »Genau.« Sollte heißen, auf gar keinen Fall.
    »So was passiert. Chirurgen brennen aus. Vielleicht ging Rodriguez neunzig nach Puerto Vallarta, um in einer weniger stressreichen Umgebung zu praktizieren.«
    »Einer Kurklinik?«
    »Der Text verspricht medizinisch bestens ausgebildetes Personal, das Behandlungsoptionen anbietet, die sonst nur in ganz wenigen Kliniken weltweit zu finden sind.«
    »Zum Beispiel.«
    »Da steht eine Nummer, die man anrufen muss.«
    »Vielleicht hatte Cruikshank den Prospekt, weil er nach einer Entzugstherapie südlich der Grenze suchte.«
    »Warum?«
    »Der Kerl war Alkoholiker.«
    »Warum Mexiko?«
    »Gute Burritos.«
    Augenverdreher. »Kommst du mit dem Code voran?«
    »Ja.«
    »Echt?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Geduld, holde Maid.«
    Ich warf den Prospekt wieder in den Karton und öffnete den zweiten Umschlag.
    Wieder bestand der Inhalt aus Fotokopien und Ausdrucken. Insgesamt waren es sechs oder sieben, einige nur einzelne Blätter, andere ganze, zusammengeheftete Stapel.
    Ich fing an zu lesen. Am Anfang war ich verwirrt. Doch als ich dann allmählich begriff, wich der Raum um mich herum zurück, und ein düsteres Gefühl machte sich in mir breit.
    Als ich mit den Artikeln fertig war, schaute ich noch einmal in die Inhaltsangabe des Buchs. Da war es. Die Finger kalt vor Grauen, schlug ich das Kapitel auf. Ein Post-it markierte die Seite mit dem Fall, der Cruikshank vor allem interessiert hatte.
    Jedes Neuron in meinem Hirn schrie: Nein! Die Erklärung war einfach zu makaber. Aber alles passte zusammen. Die Ambulanz. Die Vermisstenfälle. Die Schnittspuren an Helms und Montague.
    Hatte man Helene Flynn umgebracht, weil sie das herausgefunden hatte? War sie über die Wahrheit gestolpert, als sie nach Beweisen für finanzielle Unregelmäßigkeiten suchte? Hatte Cruikshank es ebenfalls herausgefunden?
    Ich öffnete den Mund, um Ryan von der grässlichen Theorie zu erzählen, aber mir kam kein Ton über die Lippen.
    Die nächsten Augenblicke explodierten so schnell, dass es in meiner Erinnerung keine zeitliche Abfolge mehr gab. Meine späteren Versuche, die Chronologie zu rekonstruieren, ergaben nur wild durcheinandergeworfene Bilder.
    Pete, der auf die Küche zuging. Boyd, der aus dem Wohnzimmer schoss. Die klappernde Hintertür. Boyds Bellen. Die Küchenlampe, die Lichtpfeile auf die Korridorwand warf. Das Knallen eines Schusses. Ich auf dem Boden, Ryan, der meinen Kopf auf den Teppich drückte. Ryans Gewicht, das meinen Rücken wieder verließ. Ich, wie ich tief geduckt und voller Angst zur Küche lief. Das immer hektischer werdende Bellen.
    Das Blut erstarrte mir in den Adern. Pete lag mit dem Gesicht auf dem Boden, aus einer unsichtbaren Wunde quoll Blut.

30
    Ein Krankenwagen traf ein. Ryan hielt mich in seinen Armen, während sich zwei Sanitäter um Pete kümmerten. Boyd jaulte und kratzte an der Innenseite der

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