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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Brennans gesellschaftlichen Ambitionen allerdings ein Ende. Drei Jahre später folgt Harriet Lee. Nach weiteren drei Jahren kommt Kevin Michael.«
    Nach fast vier Jahrzehnten riss der Schmerz mich immer noch schier entzwei. Ich war mir bewusst, dass ich im Präsens redete, aber ich konnte nicht anders. Irgendwie half mir der Trick sogar. Fragen Sie Freud.
    »Neun Monate später stirbt Kevin an Leukämie. Am Boden zerstört vor Kummer, stellt Daddy einen Weltrekord im Single-Malt-Sprint, in Arbeitslosigkeit und Zirrhose sowie für einen überteuerten Sarg auf. Mama versinkt in Neurosen und schleicht schließlich mit Temperance und Harriet nach Charlotte zurück. Das Trio kommt bei Oma Lee unter.«
    Ryan streckte die Hand aus und wischte mir mit dem Daumen eine Träne von der Wange.
    »Danke.« So leise, dass ich es kaum hörte.
    »Nächster Akt, die Jahre in Charlotte.« Mit gewölbter Hand deutete ich eine Theatermarkise an.
    Kneipengeräusche umschwirrten uns. Sekunden vergingen. Eine Minute. Als Ryans Blick den meinen traf, war ein bisschen. was von der Anspannung aus seinem Gesicht gewichen.
    Er lehnte sich zurück und zog die Brauen hoch, als würde er mich zum ersten Mal sehen. Der Mann liebte es, die Augenbrauen hochzuziehen. Und bei ihm funktionierte es auch. Gab ihm den Anschein gelassener Neugier.
    Ich stellte mir mein Erscheinungsbild vor. Verschmierte Wimperntusche. Tränenfleckiges Gesicht. Haare wie eine Wasserratte, zu einem schnellen Knoten zusammengebunden.
    Ich wusste, was jetzt kam. Eine unausgesprochene Frage über die Ereignisse des Tages. Okay. Beruf. Vertrautes Terrain. Neutral.
    »Es ist eine lange Geschichte«, sagte ich.
    »Gehört Schlamm-Catchen auch dazu?«
    »Nein, aber ein Reptil mit dem Namen Ramon.«
    »Henry Silva als Großwildjäger hat mir sehr gefallen.«
    Verständnisloser Blick.
    » Alligator. 1980. Ramon, der in seiner Jugend herzlos im Klo heruntergespült wurde, wächst sich zu einem Zehn-Meter-Monster aus, das unbedingt aus dem Chicagoer Kanalsystem raus will. Klassischer B-Monsterfilm.«
    »Willst du die Geschichte hören?«
    »Ja.«
    »Kann ich einen Cheeseburger haben?«
    Ryan winkte der Kellnerin, bestellte, verschränkte die Arme vor der Brust, streckte die Beine aus und legte sie an den Knöcheln übereinander.
    »Über das Skelett auf Dewees weißt du ja schon Bescheid«, begann ich.
    »Das deine Studenten ausgebuddelt haben.«
    Ich nickte. »Männlicher Weißer, vermutlich Mitte vierzig. Vermutlich mindestens zwei Jahre tot. An einem seiner Halswirbel habe ich eine merkwürdige Fraktur gefunden und Kerben auf der zwölften Rippe und den unteren Rückenwirbeln. Der Zahnstatus deutete zwar auf Behandlungen hin, aber als wir ihn ins NCIC eingaben, kam nichts dabei heraus. Dasselbe bei den örtlichen Vermisstendateien. Eine Sache ist noch von Interesse. Bei den Knochen fand ich eine Wimper. Der Kerl war blond. Die Wimper ist schwarz. Emma hat sie eingeschickt, um einen DNS-Test machen zu lassen.«
    »Emma?«
    »Emma Rousseau ist der Coroner des Charleston County.« Ich brachte es in diesem Augenblick nicht übers Herz, mehr über Emma zu erzählen.
    »Das Dewees-Skelett ist Leiche Nummer eins.«
    »Ja. Pete ist in Charleston, um für einen Mandanten finanzielle Ermittlungen anzustellen und dabei auch nach dessen vermisster Tochter zu suchen. Helene Flynn verschwand vor sechs Monaten, als sie in einer freien medizinischen Ambulanz arbeitete, die von der God’s Mercy Church betrieben wird, dem Geistesprodukt eines örtlichen Fernsehpredigers mit dem Namen Aubrey Herron.
    Als Helene verschwand, engagierte ihr Vater, Buck Flynn, einen Privatdetektiv namens Noble Cruikshank. Nach zwei Monaten Ermittlung verschwand Cruikshank ebenfalls. Cruikshank war ein Säufer. Er hatte schon früher Sauftouren unternommen, bei denen er für eine Weile abtauchte, deshalb wurde keine größere Suchaktion gestartet. Am letzten Montag fanden zwei Jungs in einem Nationalpark nördlich der Stadt an einem Baum eine Leiche. Wir konnten Fingerabdrücke abnehmen und ließen sie durchs AFIS laufen. Bingo. Der Gehängte war Cruikshank, der übrigens die Brieftasche eines Kerls namens Chester Pinckney, einer örtlichen Sumpfratte, bei sich trug.«
    »Warum?«
    »Keine Ahnung. Pinckney behauptet, die Brieftasche sei ihm gestohlen worden. Wahrscheinlicher ist, dass er sie verloren hatte.«
    Mein Cheeseburger kam. Ich garnierte ihn mit Salatblättern, Tomatenscheiben und Pickles.
    »Cruikshank war

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