Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan
Island.«
»Vielen Dank, Vater. Das ist sehr hilfreich.«
»Die Wege des Herrn sind unergründlich.«
»Ja.«
Ryan versuchte es bei Lily, während ich es bei Gullet probierte. Er hatte kein Glück. Ich schon. Diesmal war der Sheriff in seinem Büro.
Ich gab Rickers Informationen an ihn weiter. Gullet war zwar nicht gerade begeistert, sagte aber, er lasse einen seiner Ermittler die Montagues auf Sullivan’s Island überprüfen.
Nachdem ich abgeschaltet hatte, sagte Ryan: »Hast du mir nicht erzählt, dass Cruikshank irgendein Behandlungszentrum beobachtete?«
»Eine von der GMC betriebene Ambulanz. Helene Flynn arbeitete dort, als sie verschwand.«
»Cruikshank hatte Unique Montagues Namen auf einer Akte.«
»Ja.«
»Cruikshank beobachtete eine freie medizinische Ambulanz.«
»Ja, das tat er.«
Ich sah, worauf Ryan hinauswollte.
»Die Ambulanz bietet medizinische Hilfe für Arme und Obdachlose. Unique Montague war arm und obdachlos.« Aufgeregt drehte ich mich Ryan zu. »Vielleicht ist das die Verbindung, die Cruikshank interessierte.«
»Vielleicht.«
Ich wurde das Gefühl nicht los, dass da noch mehr dahintersteckte.
»Das klingt jetzt vielleicht verrückt, aber irgendwas in meinem Bauch sagt mir, dass meine beiden Unbekannten miteinander und mit Cruikshank in Verbindung stehen. Vielleicht sogar mit Helene Flynn.«
»Ich sehe die Verbindung zwischen Cruikshank, Flynn und Ambulanz, und vielleicht gehört auch Montague dazu, aber wie passt der Mann von Dewees da rein?«
»Ich bin mir nicht sicher.«
»Diese Verbindungstheorie basiert worauf?«
»Intuition?«
Ryan warf mir einen Blick zu, der nur eins heißen konnte: Jetzt mach mal halb lang.
Ich hob die Hände. »Ist das nicht die Definition für Bauchgefühl?«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte mich zurück. Ryan hatte Recht. Es gab nichts Substanzielles, das die vier Fälle miteinander verknüpfte. Cruikshank und der Dewees-Mann hatten beide eigenartige Wirbelbrüche. Das verband die beiden. Vielleicht. Vielleicht war es auch ein Zufall.
Das Dewees-Skelett hatte Kerben, Cruikshank nicht. Am Montag würde ich mir auf jeden Fall die Rippen und Wirbel der Frau aus dem Fass sehr genau anschauen.
Die Frau aus dem Fass war höchstwahrscheinlich Unique Montague. Cruikshank hatte Montagues Namen in seinen Akten. Er hatte Helene Flynns Namen in seinen Akten. Das verband Flynn und Montague mit Cruikshank.
Cruikshank hatte Willie Helms’ Namen in seinen Akten. Konnte der Mann auf Dewees Willie Helms sein? Falls ja, dann bestand über Cruikshank auch eine Verbindung zwischen ihm und Flynn und Montague.
Brachten die merkwürdigen Wirbelbrüche den Mann auf Dewees mit Cruikshank in Verbindung? Falls ja, stand dieser dann auch mit den anderen in Verbindung? War die Ähnlichkeit der Bruchmuster ein reiner Zufall? Ein Menge »Falls« ohne weiterführende »Danns«.
Ich glaubte nicht an Zufall. Woran glaubte ich dann?
Harte Beweise. Unwiderlegbare Fakten.
Problem: Wir hatten keine. Zumindest keine, die Verbindungen herstellten. Knochenkerben. Wirbelbrüche. Eine Wimper in einem Schneckenhaus. Handschriftliche Notizen.
Eine Computer-CD.
»Es gibt Fotos von Leuten, die diese Ambulanz betreten oder verlassen«, sagte ich. »Cruikshank brannte sie auf eine CD.«
»War Helene Flynn auf einem dieser Bilder?«
»Nein«, sagte ich. »Aber Unique könnte es sein.«
»Wo ist die CD?«
»In Gullets Büro.«
Plötzlich hatte ich es sehr eilig, mir diese CD noch einmal anzuschauen.
24
JPG 33 zeigte eine Frau beim Verlassen des Backsteingebäudes. Sie hatte merkwürdig eingefallene Lippen und Haare, die ihr wirr vom Kopf abstanden.
Außerdem trug sie ein Baby-Tragetuch vor der Brust.
Ich konnte nicht glauben, dass ich das Bild vergessen hatte.
Wir waren im Büro des Sheriffs. Ich hatte Ryan vorgestellt, erklärt, dass er ebenfalls Polizist sei, und mich für seine Verschwiegenheit verbürgt. Gullet war höflich, aber kühl. Vielleicht hörte er aber auch einfach nicht zu. Aus dem Kerl wurde man nicht schlau.
Diesmal benutzten wir meinen Laptop, um uns die CD anzusehen. Gullet schaute mir über die Schultern. Ryan saß am anderen Ende des Zimmers.
»Was ist das?« Gullet deutete auf einen Schatten, der am unteren Ende des Tragetuchs heraushing.
Ich holte die Aufnahme als Vollbild auf den Monitor und vergrößerte den Ausschnitt. Obwohl der Schatten jetzt zu einem Gewirr aus Rechtecken und Quadraten wurde, war doch klar, dass sich
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