Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan
Ich habe die beiden zusammen im Park gesehen.«
Der Name lieferte uns unseren ersten großen Durchbruch.
23
»Uniques trifft man in seinem Leben nicht allzu viele. So ein Name bleibt einem im Gedächtnis.«
Ich spürte Erregung in mir aufsteigen. Zwei von Cruikshanks Akten enthielten nur handschriftliche Aufzeichnungen. In einer davon kam der Name Unique Irgendwas vor.
»Wie hieß Unique mit Familiennamen?«, fragte ich mit neutraler Stimme.
»Die Dame stand nicht auf meiner Liste für Weihnachtskarten.« Halsey versteifte unmerklich das Rückgrat. »Unique war Cleos Freundin. Ich vermute, sie waren verwandte Seelen, da sie beide die Straße liebten.«
»Was können Sie mir über sie erzählen?«
»Um offen zu sprechen – was ich aus Prinzip immer tue –: Das Hirn dieser Katze befand sich eher an ihrem südlichen Ende, wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Ich meinte Unique.«
»Natürlich meinen Sie sie. Sagen wir einfach, wir hatten unterschiedliche Perspektiven. Und Lebenserfahrungen.«
»Ach so?«
Halsey senkte die Stimme, eine wohlerzogene Dame, die sich über jemanden auslässt, der nicht zu ihrer Klasse gehört. »Das arme Ding hat ihre Habseligkeiten in einem Supermarktwagen herumgekarrt, Gnade ihrem Herzen.«
Noch ein typischer Südstaatenausdruck. Man braucht nur »Gnade ihrem Herzen« hintendranzuhängen, und jede Verunglimpfung wird manierlich.
»Wollen Sie damit sagen, Unique war obdachlos?«, fragte ich.
»Höchstwahrscheinlich. So genau habe ich mich mit ihren Lebensumständen nicht beschäftigt. Wäre ja unhöflich gewesen.« Halsey grinste Ryan an. »Nicht doch ein schönes Gläschen Eistee? Oder vielleicht eine Limonade?«
Ryan grinste zurück.
»Nein, vielen Dank«, sagte ich. »Wann haben Sie Unique zum letzten Mal gesehen?«
Halsey tippte sich mit dem Zeigefinger ans Kinn. Die Gelenke waren knotig, die Haut nikotingelb. »Schon eine Weile her, dass sie mir das letzte Mal aufgefallen ist. Diese Leute wechseln ja die Viertel wie andere ihre Socken.«
Ich sagte darauf nichts.
»Vor vier, sechs Monaten vielleicht? Mein Zeitgefühl ist auch nicht mehr das, was es einmal war.«
»Haben Sie je mit Unique gesprochen?«
»Alle heiligen Zeiten einmal. Ab und zu habe ich dem armen Ding was zu essen gegeben.«
»Wie haben Sie Uniques Namen erfahren?«
»Habe mit einer Nachbarin gesprochen, als ich sah, dass die Dame meine Katze hat und alles. Und die sagte, sie würde sie manchmal drüben in der katholischen Kathedrale sehen.«
»Wie alt war Unique?«
»Alt genug, dass sie sich die Haare hätte schneiden sollen. Bei Frauen ab einem gewissen Alter funktioniert lang einfach nicht mehr. Aber jetzt bin ich schon wieder dabei, über andere Leute zu urteilen.« Halsey wandte sich Ryan zu. »Wissen Sie was? Ich bin jetzt achtzig, und das kann ich ziemlich gut.«
Ryan nickte verständnisvoll.
»Ein bestimmtes Alter?«, fragte ich.
»Schwer zu sagen. Das Mädchen war ein bisschen ungepflegt. Aber Jugendhilfe hat sie keine mehr bekommen, das ist sicher.«
»Fällt Ihnen sonst noch irgendetwas ein?«, fragte ich.
»Sie hatte keine Zähne, Gnade ihrem Herzen.«
Mein Herz legte einen höheren Gang ein, während Halsey weiterredete.
»Um ehrlich zu sein, ich glaube, ich war böse auf Unique, weil Cleo sie so mochte und alles.« Halsey ließ die Schultern hängen. »In ein Katzenherz kann man einfach nicht hineinschauen. Cleo hätte bei mir in Luxus leben können. Doch das war ihr schnurzegal. Sie lief einfach davon.«
»Ich habe auch Haustiere. Ich weiß, dass Sie das traurig gemacht haben muss.«
»Unique hat Cleo über alles geliebt. Hat sich die Katze vor die Brust gebunden mit einem dieser Tücher, die junge Mütter heutzutage für ihre Babys benutzen.«
Ich schaute Ryan kurz an und bewegte dann den Blick in Richtung Gartentor. Ryan nickte.
»Vielen herzlichen Dank, dass Sie Zeit für uns hatten, Mrs. Halsey.«
»Miss. Ich habe nie geheiratet.«
»Tut mir Leid«, sagte ich.
Halsey missverstand mich. »Braucht Ihnen nicht Leid zu tun. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie wenig mir das ausmacht.«
Ryan und ich standen auf. Halsey stemmte sich ebenfalls hoch und begleitete uns bis zur Tür.
»Falls diese Frau tatsächlich Cleos Unique ist, macht mich das wirklich traurig. Isabella Halsey ist keine, die einem anderen etwas nachträgt.« Ein Grinsen breitete sich über das faltige Gesicht aus. »Höchstens dieser undankbaren Katze.«
Ich bedankte mich noch einmal und trat
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